Review: Babylon – Pilot

James Nesbitt in "Babylon" (Quelle: DRG, Cologne Conference)

James Nesbitt in “Babylon” (Quelle: DRG, Cologne Conference)

Inhalt: Die Arbeit als Polizist in London ist nicht immer unbedingt angenehm. Die hohe Kriminalitätsrate frustriert die Verbrechensbekämpfer und ist deswegen auch ein Grund, warum die Polizeigewalt teils üble Züge annimmt. Im Zeitalter von YouTube und Facebook verbreitet sich da natürlich jeder Fehltritt noch schneller. Aus diesem Grund wird für viel Geld von Polizeichef Miller (James Nesbitt, „Der Hobbit – Eine unerwartete Reise“) die amerikanische Medien-Expertin Liz Garvey (Brit Marling, „The East“) als neue Leiterin der PR-Abteilung verpflichtet.

Am ersten Tag ihrer Arbeit werden außerdem Officer Robbie (Adam Deacon) und seine Kollegen von einem Kamera-Team zu einer Demonstration begleitet, wo sie sich als Aushängeschild guter Polizeiarbeit präsentieren sollen. Jedoch nimmt dieser Tag eine ganz andere Wendung, als ein Heckenschütze anfängt, reihenweise Leute in der ganzen Stadt zu erschießen. Liz ist direkt voll gefordert, der Bevölkerung Londons ein Gefühl der Sicherheit zu liefern. Aber auch der Killer kennt sich gut mit den neuen Medien aus und hat auf Twitter bald einen Fan-Kult um sich herum aufgebaut. Da heißt es für Liz und ihre Kollegen auf der Straße kühlen Kopf bewahren.

Kritik: Kein geringerer als Oscar-Preisträger Danny Boyle steht hinter dieser satirischen Serie rund um das Polizeiwesen in London. Tatsächlich gehört die Stadt zu einer der kriminellsten in ganz Europa, was die in der Serie geschilderten Probleme sehr real werden lässt. Für diese 75-minütige Pilot-Episode hat Boyle höchst selbst die Regie übernommen. Als Autoren wurden Sam Bain und Jesse Armstrong verpflichtet, die schon bei der Terroristen-Satire „Four Lions“ ein relevantes und verstörendes Thema mit feinsinnigem und tiefst schwarzem Humor behandelt haben. Auch hier treffen die Macher vom ersten Moment an den Nagel auf den Kopf. Sei es schon die Eröffnungs-Szene, in der ein Sondereinsatz-Team einen äußerst spärlich bekleideten Gangster in dessen Haus stellt, oder wenn ein Krankenwagenfahrer sich mit Nachdruck die Straße frei macht: „Babylon“ ist bemerkenswert anders und legt mit großartigen Dialogen den Finger in die Wunde und gibt dabei noch genügend Raum, die Lachmuskeln zum Einsatz zu bringen.

Provokant, clever, britisch

Babylon lief neben anderen Highlights auf der Cologne Conference

Babylon lief neben anderen Highlights auf der Cologne Conference

Wenn man händeringend nach einem Vergleichsmuster sucht, könnte „Babylon“ noch am ehesten als englische Antwort auf „The Shield“ mit einer Prise „Scrubs“ bezeichnet werden. Aber auch das beschreibt nur teilweise die Unterhaltung, die in diesem Piloten geboten wird. Mit wechselnden Schauplätzen, die jeweils durchaus durchaus ihre Ernsthaftigkeit unter Beweis stellen, bekommt der Zuschauer einen Einblick, wie ein so großer Fall behandelt werden könnte. Dabei nimmt die Serie kein Blatt vor den Mund. Wenn beispielsweise Liz mit ihren Kollegen über die politische Korrektheit von Schimpfwörtern in selbst produzierten Cop-Shows diskutiert oder eine nur halb funktionstüchtige Skype-Verbindung zur Koordination eines Einsatzes verwendet wird, ist das brüllend komisch.

Wenig verwunderlich, dass diese Serie von der politisch konservativen Seite massiven Gegenwind aushalten musste, was eigentlich nur ein Grund mehr ist, „Babylon“ zu mögen. Auch schauspielerisch erreicht die Serie Top-Niveau. Mit Brit Marling, die sich mit abseitigen Filmen wie „Another Earth“ vor allem bei den Arthaus-Fans einen Namen gemacht hat, wurde eine echte Hochkaräterin für die Hauptrolle verpflichtet. Wie schnippisch, ironisch, arrogant und charmant sie als wortgewandte Liz agiert, ist vom aller Feinsten. Weitere Schauspieler wie James Nesbitt sorgen für authentische Szenerien.

Auch wenn erst Ende Oktober in England die zweite Episode von „Babylon“ läuft, kann man nach diesem Auftakt kaum noch warten. Danny Boyle liefert originelles, authentisches und extrem amüsantes Fernsehen mit sehr realem Kern, was den Zuschauern die Möglichkeit gibt, auch einmal wieder über Probleme zu lachen.

4,5 von 5 Punkten


Quelle: Leinwandreporter TV, DRG, YouTube

Babylon - Pilot

Originaltitel:Babylon - Pilot
Showrunner:Danny Boyle
Darsteller:James Nesbitt, Brit Marling, Bertie Carvel, Adam Deacon
Genre:Dramedy-Serie
Produktionsland/-jahr:USA, 2012
Verleih:noch ohne deutschen Verleih
Länge:75 Minuten
FSK:noch unbekannt

Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am 08.10.2014
Babylon – Pilot

1 comment on “Review: Babylon – Pilot”

  1. Robert Antworten

    Stimme voll und ganz zu; in den weiteren Folgen sind die Ausflüge mit dem Specialist Firearms Command und der Territorial Support Group besonders gut – und in James Nesbitts Polizeichef, in dessen brachialer Rhetorik gegenüber den Mitarbeitern, blitzt ja auch manchmal Peter Capaldis Malcolm Tucker aus “The Thick of It” auf.

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