Inhalt: Nachdem der letzte Coup ziemlich schief gelaufen ist, muss Driver (Mel Gibson) so schnell wie möglich nach Mexiko. Eine ganze Truppe der Polizei ist ihm auf den Fersen und sein Partner verblutet gerade auf dem Rücksitz. Mit einem waghalsigen Manöver schafft er es über den Grenzzaun. Doch statt Freiheit erwartet ihn nur eine Streife korrupter mexikanischer Beamter, die ihn um seine Beute bringen und ihn ohne Anklage in ein Gefängnis verfrachten. Doch statt Gitterstäbe findet der Berufskriminelle dort eine Art Dorf vor, in dem es Supermärkte, Restaurants, Casinos und einen florierenden Drogenmarkt gibt.
Gefangene wohnen dort teilweise mit Frau und Kindern. Begrenzt wird das Ganze nur durch eine Mauer, die von aggressiven, aber bestechlichen Wärtern bewacht wird. Der Gangsterboss Javi (Daniel Gimenez-Cacho) ist der wahre Chef des Gefängnisses und kontrolliert alles, was in den Mauern passiert, was auch der Neuankömmling bald versteht. Schon bald schließt Driver aber Freundschaft mit einem Jungen (Kevin Hernandez, „Bad Sitter“) und dessen attraktiver Mutter (Dolores Heredia, „8 Blickwinkel“). Als Javi diesen Jungen als Organspender für seine kaputte Leber benötigt und der amerikanische Mafiosi Frank (Peter Stormare) der Spur von einem ganzen Batzen Geld, der ihm von Driver gestohlen wurde, auf die Spur kommt, eskaliert die Situation.
Kritik: Mit viel Kleinarbeit, die aus rassistischen Statements, häuslicher Gewalt und weiteren Wutausbrüchen bestand, hat sich Mel Gibson in Hollywood unmöglich gemacht. Um noch an gute Rollen zu kommen, hat er hier ein effektives Rezept gefunden: Einfach Drehbuch mit Bekannten schreiben, den Film produzieren, sich die Hauptrolle geben und seinem Freund Adrian Grunberg (u.a. Co-Regisseur von „Apokalypto“) die Regie überlassen. Natürlich dreht sich alles in diesem knallharten Actionthriller, der bereits 2010 gedreht wurde, um Mel Gibson, der sich mit Sarkasmus, Schlagkraft und Einfallsreichtum in die mexikanische Unterwelt einführt. Aber es passt größtenteils gut zusammen: Schwarzer Humor, Spannung und interessante Charaktere lassen es verzeihen, das „Get the Gringo“ fast willkürlich zwischen Slapstick und ernster Realität hin- und herwechselt. Allerdings ist der Film eher nichts für sensible Gemüter: Männer, die von Granaten zerfetzt werden und abgetrennte Zehen rechtfertigen die 18er Freigabe auf jeden Fall.
Ein echtes Gefängnis und ein Star so gut wie zu besten Zeiten
Auf den ersten Blick werden einige natürlich beanstanden, dass Gibson die Mexikaner mit diesem absurden Gefängnisdorf in ein schlechtes Licht rückt. Aber: Bis zum Jahr 2002 war „El Pueblito“ in Tijuana tatsächlich geöffnet. Bis zu 2.000 Gefangene sollten da mit ihren Familien leben. Als irgendwann mehr als 6.000 Insassen in „El Pueblito“ saßen und die Situation zu unübersichtlich wurde, musste das Gefängnis geschlossen werden. Ein faszinierender, surrealer Ort um einen Film zu drehen, ist ein solches aber alle Male. Regisseur Grunberg nutzt die bedrückende Enge von Raum und Machtstrukturen für eine dichte Atmosphäre, die er trotz starker Stimmungswechsel bis zum etwas überzogenen Finale durchzieht.
Mel Gibson als fluchender Mistkerl mit weichem Kern macht vor der Kamera richtig Spaß. So derb, charmant und gut hat man ihn wohl das letzte Mal in „Payback“ gesehen. Daniel Gimenez-Cacho spielt den charismatischen Widerling Jiva ebenfalls mit viel Freude. Kevin Hernandez als abgehärteter Junge und Dolores Heredia als dessen hübsche Mutter sind die wohl am ehesten geerdeten Charaktere in „Get the Gringo“, was ihre Leistungen nicht schmälern soll. Peter Stormare spielt seinen Mafiosi Frank auf gewohnt bösartige Weise. Bob Gunton („Die Verurteilten“) und Dean Norris („Breaking Bad“) dürfen noch kleine Gastauftritte absolvieren.
Mit „Get the Gringo“ gelingt es Mel Gibson, endlich mal wieder positive Schlagzeilen zu machen. Trotz kleiner Unstimmigkeiten wird hier 92 Minuten unkonventionelle, gute Unterhaltung geboten. Der harte, coole Charakter, den Gibson verkörpert, erinnert zeitweise an 70er-Jahre Helden ala Charles Bronson und die ungewöhnlich humorige Erzählung sorgt für Lacher, die einem kurz darauf im Hals stecken bleiben. In einem Zeitalter der Fortsetzungen ist es durchaus vorstellbar und auch wünschenswert, dass wir diesen Protagonisten nicht zum letzten Mal gesehen haben.
Der Film ist ab dem 11.07.2013 auf DVD und Blu-ray erhältlich.
3,5 von 5 Punkten
Bild: Da der Film mit einer Red One gedreht wurde, dürfen sich die Zuschauer über ein außergewöhnlich gutes DVD-Bild freuen. Ein klares und scharfes Bild wirkt besonders bei den tollen Landschaftsaufnahmen gleich zu Beginn. Gute Kontraste und ein saftiger Schwarzwert sorgen aber auch im späteren Verlauf dafür, dass fast durchgängig bei Close Ups und Weitwinkelaufnahmen ein detailreiches, hochwertiges Bild präsentiert wird. Trotzdem bleibt ein etwas dreckiger Look, der zur Welt des Films passt.
4,5 von 5 Punkten
Ton: Der englische und der deutsche Dolby Digital 5.1-Ton überzeugt ebenfalls. Gut verständliche Dialoge und dynamisch abgemischte Effekte beispielsweise bei den Schießereien sowie der gute Score werden auf hohem Level präsentiert. Nur die Bässe hätten ruhig etwas kraftvoller ausfallen können
4 von 5 Punkten
Extras: Ein ordentliches Making of (17 Minuten), drei kleine „Am Set“-Beiträge (11 Minuten), eine B-Roll (23 Minuten), Interviews mit Mel Gibson, Kevin Hernandez und Adrian Grunberg (insgesamt 24 Minuten) sowie ein ganze Reihe an Trailern bieten einen guten Bonus zum Fil.
3,5 von 5 Punkten
Gesamt: 4 vom 5 Punkten
Quelle: Concorde Home Entertainment, YouTube
Get the Gringo
Originaltitel: | Get the Gringo |
Regie: | Adrian Grunberg |
Darsteller: | Mel Gibson, Kevin Hernandez, Daniel Giménez Cacho, Peter Stormare |
Genre: | Actionthriller |
Produktionsland/-jahr: | USA, 2010 |
Verleih: | Concorde Home Entertainment |
Länge: | 92 Minuten |
FSK: | ab 18 Jahren |