Inhalt: Jordan Turner (Halle Berry) arbeitet als Telefonistin in der Notruf-Zentrale der Polizei. Mit stoischer Ruhe wickelt sie einen Fall nach dem anderen ab. Mit ihrem neuen Freund Paul (Morris Chestnut, „Boyz n the Hood“) lebt sie in einer sehr glücklichen Beziehung. Doch der Anruf der von der Jugendlichen Casey (Abigail Breslin, „Zombieland“) stellt ihren routinierten Alltag auf den Kopf: Das Mädchen wurde auf dem Parkplatz eines Kaufhauses von einem Mann (Michael Eklund, „Watchmen“) überwältigt und in seinen Kofferraum gesperrt. Jordan setzt sofort alle Hebel in Bewegung, um Casey aus der lebensgefährlichen Situation zu helfen, nachdem sie vor einem halben Jahr ein Entführungsopfer nicht retten konnte. Mit ihrem ganzen Repertoire versucht sie Casey zu helfen und eine Spur für ihren Aufenthalt zu finden. Dabei entdeckt sie, dass der Entführer ein alter Bekannter von ihr ist.
Kritik: Brad Anderson konnte mit dem beklemmenden Psychothriller „Der Machinist“, in dem Christian Bale als erschreckend dürrer Fabrikarbeiter glänzte, im Jahr 2004 einen Achtungserfolg bei den Kritikern feiern. Auch „Transsiberian“ war 2008 durchaus sehenswert. So verwundert es auch nicht, dass er aus dem mäßigen B-Movie-Plot zumindest in den ersten 60 Minuten einen hochspannenden Thriller herausholt, der sein hohes Tempo ohne Lücke durchzieht. Es entsteht ein reißerisches Katz- und Mausspiel, in dem es immer wieder zu Höhepunkten kommt, wenn scheinbar Hilfe in Sicht ist und neue Hoffnung für Casey entsteht. Hier geht Anderson mit überraschend drastischer Brutalität zur Sache. Das die ganze Handlung bei näherer Betrachtung in sich zusammenfällt (Der Entführer hört laut Musik und kriegt nichts von dem Krach mit, den Casey veranstaltet…naja) und recht vorhersehbar ist, fällt nicht allzu negativ ins Gewicht.
Am Ende geht die Luft aus
Leider behält Anderson die stringente Erzählweise nicht bei, da Jordan scheinbar unbedingt als einsame Heldin aus den Geschehnissen hervorgehen soll. Eine Wendung zum Schlussakkord lässt den Film auf fade TV-Unterhaltung absinken, die ohne Anspruch an Logik die Bedürfnisse des Zuschauers befriedigt. Auch das Motiv des Entführers ist an den Haaren herbeigezogen. Hier ist es den drei starken Hauptakteuren zu verdanken, dass sich das Publikum nicht abwendet. Halle Berry wirkt zum ersten Mal seit längerer Zeit nicht total gelangweilt (siehe „Dark Tide“) von ihrer Rolle und zeigt mal wieder, dass sie doch echt etwas kann. Aus ihrer eindimensionalen Figur schafft sie eine sympathische Protagonistin, mit der der Zuschauer selbst am Ende noch mitfiebert.
„Little Miss Sunshine“ Abigail Breslin hat eigentlich einen sehr undankbaren Part, da sie die meiste Zeit in einem Kofferraum verbringt und beim Finale nur noch knapp bekleidet herumlaufen darf. Angesichts dessen ist es beachtlich, dass sie ihren Leidensweg vollkommen glaubwürdig präsentiert und die Zuschauer buchstäblich mitleiden lässt. Der von Michael Eklund gespielte psychotische Entführer ist nicht mehr als eine Charakterskizze im Drehbuch. Das unberechenbare, bedrohliche Spiel Eklunds haucht dieser Figur mehr als nur etwas Leben ein: Er ist ein starker Gegenspieler, der wirklich ein besseres Motiv verdient hätte.
Trotz eines sehr durchwachsenen Drehbuches ist „The Call – Leg nicht auf!“ ein durchaus sehenswerter Thriller, was vor allem an der temporeichen Inszenierung von Brad Anderson liegt. Mit kleinen Mitteln kreiert er große Spannung, die selbst im mäßigen Schlussdrittel bestehen bleibt. Dabei kann er sich voll auf Berry, Breslin und Eklund verlassen, die mit ihren Leistungen wohl die Hauptverantwortlichen für eine Kinoauswertung gewesen sein durften.
3,5 von 5 Punkten
Quelle: Universum Film, YouTube
The Call - Leg nicht auf
Originaltitel: | The Call |
Regie: | Brad Anderson |
Darsteller: | Halle Berry, Abigail Breslin, Michael Eklund |
Genre: | Thriller |
Produktionsland/-jahr: | USA, 2013 |
Verleih: | Universum Film |
Länge: | 94 Minuten |
FSK: | ab 16 Jahren |
Kinostart: | 11.07.2013 |