Inhalt: Mit viel Geschick und Tücke konnte Papst Alexander VI. (John Doman, „The Wire“) die Verhandlungen mit dem französischen König Karl (Simon Larvaron) zu einem Abschluss bringen und Rom vor dem Untergang retten. Sein ältester Sohn Juan (Stanley Weber, „Wrong Identity“) hat aufgrund seiner Betrügereien und unmoralischen Handlungen sein Leben verloren, was dem Papst sehr stark zu schaffen macht und ihn auch dazu bewegte, seine Geliebte Giulia (Marta Gastini, „The Rite“) aus dem apostolischen Palast zu verbannen.
Cesare Borgia (Mark Ryder) fühlt sich währenddessen zu Höherem berufen und strebt nun statt nach kirchlichen Ämtern nach einem Königreich, was er regieren kann. Mit Hilfe des französischen Hofes möchte er seinen Traum erfüllen. Außerdem gibt es am Hof eine Dame, die sein Herz erobert hat. Lucrezia (Isolda Dychauk) erwartet ein uneheliches Kind, was als Tochter des Papstes natürlich eine Katastrophe wäre. Mit den getroffenen Vorsichtsmaßnahmen ist sie aber nur am Anfang einverstanden. Wie ihr Bruder findet sie sich zudem bald in hohen politischen Ämtern wieder.
Kritik: Rodrigo Borgia, der im späten 15.Jahrhundert zu Papst Alexander VI. wurde, gilt bis heute als das Musterbeispiel eines selbstgerechten Kirchenoberhauptes. Während seiner Regentschaft sorgte er mit Vetternwirtschaft und einem unsteten Lebenswandel dafür, dass er der letzte nicht-italienische Papst für eine lange Zeit wurde. Die Aufzeichnungen von Papst-Sprecher Burchard (in der Serie vom deutschen Schauspieler Victor Schefé verkörpert) sorgten dafür, dass die Handlungen von damals all die Jahrhunderte überdauerten. 2011 starteten mit „Die Borgias – Sex. Macht. Mord. Amen.“ (Jeremy Irons spielt dort die Hauptrolle) und der hier besprochenen Produktion „Borgia“ von Tom Fontana („Homicide“)gleich zwei Serien zu diesem Thema. Mit 25 Millionen Euro Budget gehörte die ersten Staffel zu den teuersten europäischen TV-Produktionen überhaupt. Der Erfolg gab Produzenten wie dem ZDF recht, sodass die Serie sehr schnell verlängert wurde.
So macht Geschichte Spaß
Mit einer unterhaltsamen Inszenierung, toller Ausstattung und exzellenten Schauspielern knüpfen auch diese zwölf neuen Folgen problemlos an das Niveau ihrer Vorgänger an. Natürlich werden immer wieder fiktive Teile in die Handlung eingewebt, die aber zu großen Stücken auf Fakten beruht. Sehr religiöse und etwas empfindlichere Zuschauer dürften wohl von dem hohen Gehalt von Sex und Gewalt, die hier rund um den Petersplatz gezeigt werden, ziemlich verstört sein. Päpstliche Orgien, inzestuöse Annäherungen und Glaubensbeweise auf dem Scheiterhaufen gehören hier zum guten Ton. Diese extremen Szenen verkommen aber nie zum Selbstzweck, da spannend erzählte Handlungsstränge und gute Dialoge ebenfalls fester Bestandteil der Serie sind.
Auch schauspielerisch kann die zweite Staffel wieder vollauf überzeugen. John Doman, der den meisten Serienfans noch als zynischer Beamter Colonel Rawls aus „The Wire“ bekannt sein dürfte, kann hier mit seiner verlebten Art und ungeheurem Charisma als Papst glänzen. Sowohl die ruhigen, religiösen Momente, wie Wutausbrüche und stärkere Abschweifungen spielt Doman, als ob er sein ganzes Leben nichts anderes gemacht hätte. Viel mehr Platz zur Entfaltung bekommt dieses Mal Mark Ryder als Cesare Borgia. Nachdem Cesare in der ersten Staffel noch häufig hinter seinem Bruder anstehen musste, darf er jetzt seinen Zielen nachgehen. Bei einem Gespräch wird er als „Erscheinung von Jesus mit den Augen von Satan“ bezeichnet. Genau das liefert Ryder ab. Zwischen brillanter Kombinationsgabe, Zielbewusstsein und psychotischem Sadismus formt er einen faszinierenden Charakter.
Ähnlich viel Freude macht die junge Isolda Dychauk, die als Mutter wider Willen und mit überbordendem Vertrauen ihres Vater ausgestattet, schnell erwachsen werden muss und sich (außerhalb von Liebesdingen) zum moralischen Kopf der Borgias entwickelt. Dychauks vielschichtige Darstellung könnte ihr eine große Karriere bescheren. Für „Game of Thrones“-Fans ist Iain Glen in einer Nebenrolle als wortgewandter Bischof Savonarola zu sehen.
Wer schon das erste Jahr von „Borgia“ mochte, für den ist diese zweite Staffel ein absoluter Pflichtkauf. Fans von Historien-Unterhaltung sollten hier auch voll auf ihre Kosten kommen. Auch ansonsten ist diese wenig zimperliche Familiengeschichte schlicht und ergreifend gutes Fernsehen, das sich hinter großen amerikanischen Produktionen von HBO und weiteren nicht verstecken muss.
Die Box ist ab dem 11.10.2013 auf DVD und Blu-ray erhältlich.
4 von 5 Punkten
Bild: Für eine Serien-DVD wird hier ein außergewöhnlich gutes Bild geboten. Die Aufnahmen sind immer scharf, sauber und für ein SD-Produkt sehr detailreich. Die Farben sind satt, natürlich und kräftig. Die Kontraste sind ebenfalls auf gutem Niveau und der Schwarzwert ist fast optimal eingestellt. Bildfehler sind nicht auszumachen.
4,5 von 5 Punkten
Ton: Auch der Audioteil der Box ist weit über dem Durchschnitt. Dabei ist die englische der deutschen Dolby Digital 5.1-Tonspur etwas überlegen, da die Dialoge etwas natürlicher und klingen. In beiden Fällen sind die Gespräche aber jederzeit gut verständlich. Der Score wurde ebenso gut abgemischt wie die atmosphärischen Hintergrundgeräusche bei den Massenszenen. Auch der ein oder andere Bass ist hier zu hören. Es muss nicht immer HD für einen guten Klang sein.
4 von 5 Punkten
Extras: Eine ganze Reihe an Interviews geben gute Hintergrundinformationen zu de, Geschehen der zweiten Staffel. Auf DVD 1 sind Gespräche mit Showrunner Tom Fantana (11 Minuten inklusive Behind the Scenes) und Hauptdarsteller John Doman (7 Minuten), auf DVD 2 melden sich Mark Ryder (9 Minuten) und Isolda Dychauk (5 Minuten) zur Wort. Auf DVD 3 findet ihr Interviews mit Giulia-Darstellerin Marta Gastini (5 Minuten) und Diarmuid Noyes (6 Minuten), der ihren Bruder Alessandro Farnese spielt. Babsie Steger(Giovanna Farnese)(4 Minuten) und Thibault Evrard (Niccolo Machiavelli)(3 Minuten) runden auf der vierten DVD die wirklich lohnenden Extras ab.
3,5 von 5 Punkten
Gesamt: 4 von 5 Punkten
Quelle:StudioCanal, YouTube
Verfasst von Thomas.