Inhalt: Eine junge Frau (Tuppence Middleton) erwacht im Krankenhaus. Sie kann sich an nichts erinnern und erfährt, dass sie einen Wohnungsbrand im Urlaubsdomizil in Südfrankreich knapp überstanden hat und Ärzte mit plastischer Chirurgie ihr Gesicht retten konnten. Außerdem erfährt Sie ihren Namen Michèle und das sie von allen nur Micky genannt wird. Da vor kurzem ihre Tante verstorben ist, wird Micky bald ein gigantisches Erbe antrete. Erst Wochen später hört sie von ihrer engen Freundin Domenica (Alexandra Roach, „Die eiserne Lady“), die beim Feuer wohl ums Leben gekommen ist. Micky forscht bei den Ereignissen nach und erhält immer mehr Zweifel an der eigenen Identität. Was ist wirklich an dem Tag in Südfrankreich geschehen und wer ist sie wirklich: Micky oder Domenica? Ihr kommt ein schrecklicher Verdacht.
Kritik: Ein weit bekannte Story: Unfallopfer erwacht ohne Gedächtnis und rekonstruiert langsam die schrecklichen Ereignisse. Der altmodische Suspense-Thriller von Regie-Routinier Iain Softley („Der verbotene Schlüssel“) wirkt zeitweise, als ob er in den frühen 70er-Jahren auch ganz gut angekommen wäre. Eigenwilliger Spannungsaufbau und eine etwas konstruierte Handlung dürften den ein oder anderen leicht abschrecken. Trotzdem gelingt es Softley, die Identitätssuche faszinierend und interessant zu gestalten. Wenn man sich auf das Gebotene einlässt, ist „Trap for Cinderella“ (so der Originaltitel) ein durchaus packendes Rätsel, was auf seine eigene Art als unterhaltsame Light-Version von David Lynchs „Mulholland Drive“ durchgehen könnte.
Zwei junge Talente und ein Todesfall
Seine Faszination zieht der Film, der mit sehr vielen Rückblenden arbeitet, aus der Frage, wer eigentlich seine Hauptfigur ist. Wenn der Zuschauer jeden Schritt zur Auflösung auf die Goldwaage legt, kommt er dabei ins straucheln. Im Großen und Ganzen gelingt Softley aber eine erstaunlich schlüssige Erzählung, die von zwei hervorragenden Hauptdarstellerinnen lebt. Tuppence Middleton gehört zu den hoffnungsvollsten Schauspiel-Talenten Englands. Rollen in der Horrorkomödie „Tormented“, dem preisgekrönten Kurzfilm „Connect“ oder dem harten Politthriller „Cleanskin – Bis zum Anschlag“, wo sie an der Seite von Charlotte Rampling und Sean Bean zu sehen war, brachten der 26-Jährigen Anerkennung von Kritikern und Fans. Hier trägt sie den ganzen Film mit einer wunderbar vielschichtigen Performance und sorgt mit ihrer wunderbar unterschiedlichen Darstellung von Micky vor und nach dem Brand dafür, dass der zentrale Spannungspunkt von „Wrong Identity“ so gut funktioniert.
An ihrer Seite ist Alexandra Roach als schüchterne Domenica zu sehen und hält sich dabei etwas mehr im Hintergrund. Dennoch gelingt es ihr, dem Charakter die nötige Doppelbödigkeit zu geben, wodurch sie der zweite Schlüssel ist, um aus der konventionellen Geschichte einen guten Thriller zu machen. Neben den beiden jungen Damen hinterlässt vor allem die Neuseeländerin Kerry Fox („Kleine Morde unter Freunden“) als zwielichtige Assistentin von Mickys Tante einen überzeugenden Eindruck.
Mit „Wrong Identity“ ist Iain Softley sicher kein großes Meisterstück. Trotz kleinerer Fehler ist der mit ruhiger Hand erzählte Thriller immer spannend und kaum vorhersehbar. Das Highlight dieses kleinen, durchaus beachtlichen Low Budget-Thrillers ist aber zweifellos Tuppence Middleton, die mit einer tollen Leistung sich immer mehr in den Mittelpunkt des britischen Kinos spielt (und aktuell auch in einer kleinen Rolle in Danny Boyles „Trance“ zu sehen ist).
Der Film ist ab dem 16.08.2013 auf DVD erhältlich.
3,5 von 5 Punkten
Bild: Der Transfer bewegt sich im soliden Bereich. Die Schärfe der Aufnahmen ist immer vollkommen in Ordnung, erreicht aber nur durchschnittliches Niveau. Die Farben wirken teilweise etwas blass und verwaschen. Die Kontraste hätten auch etwas besser ausfallen können, da manche Einstellungen sehr weich gezeichnet sind. Auch der Schwarzwert ist etwas zu hell angesetzt worden. Wirkliche Artefakte und andere Bildfehler sind nicht zu sehen.
3 von 5 Punkten
Ton: Der englische und deutsche Ton liegt in Dolby Digital 5.1 vor und ist im Großen und Ganzen recht frontlastig ausgefallen, was bei dieser Art von Dialog-orientiertem Film aber nichts Schlimmes ist. Die Gespräche sind alle gut verständlich, der angenehme Score wurde gut eingearbeitet und bei den Partyszenen und dem Brand sind sogar einige Effekte wahrnehmbar.
3,5 von 5 Punkten
Extras: Auf Bonusmaterial wurde mit der Ausnahme einiger Trailer leider komplett verzichtet.
1 von 5 Punkten
Gesamt: 3 von 5 Punkten
Quelle: Universum Film, YouTube
Wrong Identity – In der Haut einer Mörderin
Originaltitel: | Trap for Cinderella |
Regie: | Iain Softley |
Darsteller: | Tuppence Middleton, Alexandra Roach, Frances de la Tour |
Genre: | Psychothriller |
Produktionsland/-jahr: | UK, 2012 |
Verleih: | Universum Film |
Länge: | 96 Minuten |
FSK: | ab 16 Jahren |