Inhalt: Da er keine Lust auf Reisen und Medienrummel hat, hängt der talentierte Tennisspieler Chris Wilton (Jonathan Rhys Meyers, „Die Tudors“) seine Karriere an den Nagel und wird Trainer in einem Club für die Londoner Oberschicht. So möchte Chris sich Zugang in die gehobenen Kreise verschaffen. Schon am ersten Tag lernt er in einer Unterrichtsstunde Tom (Matthew Goode, „A Single Men“), den arroganten und verwöhnten Sohn eines Großindustriellen (Brian Cox, „Planet der Affen: Prevolution“) kennen, der ihn in seine Familienloge in der Oper einlädt.
Schon wenige Tage später ist Chris mit Toms Schwester Chloe (Emily Mortimer, „Hugo Cabret“) liiert und er bekommt durch die Familie eine Topkarriere bei einem Aktienunternehmen geebnet. Die Hochzeit ist schnell geplant doch dann verguckt sich Chris in die schöne und verführerische Nola (Scarlett Johansson), die zu allem Überfluss mit Tom verlobt ist. Für Chris beginnt ein Ritt auf der Rasierklinge, wo er sich bald zwischen seiner Leidenschaft und dem liebgewonnenen Lebensstil entscheiden muss.
Kritik: Im Jahr 2005 war „Match Point“ der erste Film, den Altmeister Woody Allen („Woody Allen: A Documentary“) komplett außerhalb seiner Heimatstadt New York drehte. In den darauffolgenden Jahren wurden nach London bekannterweise mit Barcelona, Paris und Rom weitere europäische Metropolen zum Standort für seine Erzählungen. Dieser Film beinhaltet eigentlich drei Genres auf einmal: Er ist Sozialsatire, Thriller und (wie könnte es bei Allen anders sein) Liebesgeschichte. In der ersten halben Stunde etabliert er schnell die Stimmung der Londoner Upper Class, die für Hauptfigur Chris zunächst ähnlich befremdlich ist wie für den Zuschauer selbst und durch die unaufgeregte Kameraarbeit von Remi Adefarasin („About a Boy“) gekonnt festgehalten wird. Mit der erfolglosen Schauspielerin Nola erscheint bald eine klassische Femme Fatale auf der Bildfläche und viele Zuschauer werden sich atmosphärisch an Hitchcock erinnert fühlen.
Viel Lärm um wenig
Nach dieser famosen Einleitung verstrickt sich Allen aber zu sehr in die Irrungen und Wirrungen von Chris Beziehungen, ohne das die Geschichte sich dabei merklich weiterentwickelt. Es werden Handlungsstränge eingebaut, die die Hauptstoryline eher stören, als dass sie mehr Tiefgang bringen würden und es den hervorragenden Hauptdarstellern zu verdanken, dass sich der Zuschauer nicht vollends von dem Film entfernt.
Der Ire Jonathan Rhys Meyers, der in dem selben Jahr seine Golden Globe-gekrönte Darstellung des King of Rock’n Roll in dem Film „Elvis“ ablieferte, passt optimal auf die Rolle des smarten Emporkömmlings, der sich mit einer gewissen Arroganz mitten ins Verderben stürzt. Er wird nur überboten von der blutjungen Scarlett Johansson, die verrucht und verführerisch daherkommt, sich aber immer Herzlichkeit und etwas kindliche Naivität bewahrt. Sie ist in jeder Szene ein schauspielerischer Genuss.
Emily Mortimer spielt, wie so oft, die liebenswerte und leicht neurotische Figur des Films, was ihr gewohnt überzeugend gelingt. Matthew Goode kann als ebenfalls netter aber furchterregend arroganter Tommy einige der amüsantesten Szenen für sich beanspruchen. Brian Cox und Penelope Wilton („Stolz und Vorurteil“) spielen die reichen Eltern von Tommy und Chloe gewohnt überzeugend.
Nach langer Anlaufzeit wandelt sich der Film in der Schlussphase zum Thriller. Diese Phase wartet mit zahlreichen originellen Überraschungen auf, strapaziert die Logik aber bis aufs Äußerste. Insgesamt ist „Match Point“ einer der Woody Allen-Filme, der die Zuschauermeinungen deutlich spaltet. Gewitzten Einfällen, starken Dialogen und überzeugenden Schauspielern stehen massive Längen im Mittelteil und einige fragwürdige Entwicklungen am Schluss des Filmes gegenüber. Trotz dieser offenkundigen Schwächen reicht es aber immer noch, um einen weiteren gelungenen Film zur Vita von Woody Allen hinzufügen zu können.
Ab dem 06.12.2012 ist der Film auf Blu-ray erhältlich.
3,5 von 5 Punkten
Bild: Bei Nahaufnahmen ist das Bild absolut makellos. Die Aufnahmen sind scharf und reich an Details. Ein guter Schwarzwert und kräftige Farben überzeugen ebenfalls. Leider lässt in zahlreichen Szenen die Tiefenschärfe zu wünschen übrig.
3,5 von 5 Punkten
Ton: Der englische und der deutsche DTS-HD Master Audio 5.1-Ton punktet mit hervorragender Dialogverständlichkeit. Ansonsten kann der ruhige Film mit einem gut abgemischten Soundtrack aufwarten.
3,5 von 5 Punkten
Extras: Einige kurze, aber unterhaltsame Featurettes und Interviews, zwei Trailer und eine Fotogalerie ergänzen den Film ansprechend. Leider liegen die Extras aber nicht in HD vor.
3 von 5 Punkten
Gesamt: 3,5 von 5 Punkten
Quelle: Paramount Home Entertainment, YouTube
Match Point
Originaltitel: | Match Point |
Regie: | Woody Allen |
Darsteller: | Scarlett Johansson, Jonathan Rhys Meyers, Emily Mortimer |
Genre: | Krimi |
Produktionsland/-jahr: | USA, 2005 |
Verleih: | Paramount Home Entertainment |
Länge: | 124 Minuten |
FSK: | a 6 Jahren |