Inhalt: Christine McPherson (Saoirse Ronan, „Am Strand“) ist im Schuljahr vor dem Highschool-Abschluss und kann es kaum erwarten, ihre Heimatstadt Sacramento und ihre liebevolle, aber pedantische Mutter Marion (Laurie Metcalf) endlich zu verlassen. Da ihr Vater Larry (Tracy Letts, „Die Verlegerin“) gerade seinen Job verloren hat, dürfte die Finanzierung eines teuren Colleges sehr schwierig werden. Mit den Leuten an ihrer katholischen Schule kann das extravagante Mädchen, das sich selbst den Namen Lady Bird gegeben hat, wenig anfangen. Mit ihrer einzigen Freundin Julie (Beanie Feldstein, „Bad Neighbors 2“) schreibt sich Christine dennoch für eine Musical-Aufführung ein, wo sie den netten und aus gutem Haus stammenden Danny (Lucas Hedges, „Manchester by the Sea“) trifft und sich schnell in ihn verguckt. Als sie dann auch noch den charismatischen Musiker Kyle (Timothée Chalamet, „Call Me By Your Name“) kennen lernt und der sie in die Welt der „coolen Kids“ einführt, wirkt Sacramento plötzlich ein ganzes Stück interessanter.
Kritik: Spätestens seit dem Film „Frances Ha“, in dem Greta Gerwig das Drehbuch beigesteuert und die Hauptrolle gespielt hat, gilt sie als die neue Vorzeige-Persönlichkeit des amerikanischen Independent-Kinos. Im vergangenen Jahr veröffentlichte sie dann ihr Regie-Debüt „Lady Bird“. Die ersten Kritiker-Reaktionen auf die tragikomische Coming-of-Age-Geschichte waren regelrecht ekstatisch. So überbot der Film mit 164 positiven Bewertungen ohne negative Gegenstimme einen 19 Jahre alten Rekord von „Toy Story 2“ auf der einschlägigen Kritiker-Plattform Rotten Tomatoes. Nach einer langen Preis-Saison, die dem Film unter anderem fünf Oscar-Nominierungen und zwei Golden Globes einbrachte, stiegen die Erwartungen an das Endprodukt ins Unermessliche. Da ist es fast schon folgerichtig, wenn das Publikum ein wenig enttäuscht wird.
Der lose auf Gerwigs Jugend basierende Film entpuppt sich als nette, sympathische und augenzwinkernde Geschichte. Die Charaktere sind schräg, aber glaubhaft und nahbar und der Inhalt bleibt geerdet und nachvollziehbar. Das reicht sicherlich für ordentliche Unterhaltung aus dem gehobenen Anspruchssegment – ob er deswegen einer der besten Filme des Jahres (geschweige denn des Jahrzehnts) ist, steht auf einem anderen Blatt. Für eine Regie-Debütantin zeigt Greta Gerwig schon ein recht eindrucksvolles Gespür für die Materie. So gehören Pacing, Tonfall und Darsteller-Führung zu den Stärken von „Lady Bird“. Nicht ganz so gelungen sind einige optische Spielereien, die mehr Fokus von der Geschichte nehmen, statt den Inhalt zu betonen.
Darstellerisch kann der Film aus dem Vollen schöpfen. Saoirse Ronan gehört wohl zu den größten Talenten von Hollywood. Immer wieder gelingt es ihr, aus eigentlich ziemlich unspektakulären Rollen durch einen intelligenten und nuancierten Auftritt sehr viel zu machen. Als sonderbar-charmante Christine ist sie amüsant, liebenswert und menschlich. Für diese Leistung bekam die inzwischen 24-Jährige ihre bereits dritte Oscar-Nominierung. Selbst sie kann aber nicht mit Laurie Metcalf mithalten, die die vielleicht beste Rolle ihrer Laufbahn spielt. Als überkritische, besorgte Marion deckt sie von urkomisch bis beängstigend eine weite Bandbreite ab.
Tracy Letts kann als freundlicher, stets unterstützender Vater auf ungewohntem Terrain überzeugen. Mit Lucas Hedges und Timothée Chalamet konnten zwei weitere hochbegabte Schauspieler gewonnen werden, die in ihrem jungen Alter schon über eine durchaus eindrucksvolle Trophäen-Sammlung verfügen. Sie ergänzen die Besetzung ebenso zufriedenstellend wie Beanie Feldstein und Odeya Rush („The Hunter’s Prayer“) als Freundinnen von Christine.
„Lady Bird“ ist ein kleiner, feiner Film, der mit guten Darstellern und schrulligen Momenten zu netter, leichtverdaulicher Feelgood-Unterhaltung wird. Wer den restlos überzogenen Hype um den Film ausblenden kann, wird mit 93 Minuten unspektakulärem, aber dennoch überzeugendem Kino belohnt.
Der Film ist ab dem 23.08.2018 auf DVD und Blu-ray erhältlich.
3,5 von 5 Punkten
Bild: Allgemein hat der Film einen eigenwilligen Look. So wird der Film bewusst körnig und mit regelmäßig eingesetzten – und ein wenig kränklich wirkenden – gelb-grünen Farbfiltern präsentiert. Auf seltsame Art geht dieser Look in der Selbstfindungsgeschichte meistens auf. Schärfe und Detaildarstellung sind – gemessen an den künstlerischen Entscheidungen – recht gut ausgefallen. Die Farbpalette wirkt noch einigermaßen natürlich. Kontraste und Schwarzwert wurden sauber eingestellt. Abgesehen von der Körnung gibt es keine erwähnenswerten Bildfehler oder sonstige Probleme.
3,5 von 5 Punkten
Ton: Der englische DTS-HD MA 5.1-Ton wird von Universal wieder einmal nur die eine deutsche DTS 5.1-Fassung ergänzt. Im Zentrum stehen ohnehin die Dialoge, die in beiden Varianten sauber und klar priorisiert daher kommen. Bei den Szenen auf Partys oder auf dem Schulhof werden die äußeren Boxen manchmal von Hintergrundgeräuschen angesprochen. Auch die Musik sorgt für ein wenig räumliche Aktivität. Große Effekte müssen bei anderen Filmen gesucht werden.
3,5 von 5 Punkten
Extras: Ein Audiokommentar von Autorin/Regisseurin Greta Gerwig und Chefkameramann Sam Levy, ein Featurette „Die Entstehung von “Lady Bird”“ (16 Minuten) und ein paar Trailer sind als Bonus auf der Blu-ray zu finden.
2,5 von 5 Punkten
Gesamt: 3,5 von 5 Punkten
Der Film ist ab dem 07.05.2024 im Programm von Amazon Prime Video zu sehen.
Quelle: Universal Pictures, Leinwandreporter TV, YouTube
Lady Bird
Originaltitel: | Lady Bird |
Regie: | Greta Gerwig |
Darsteller: | Saoirse Ronan, Laurie Metcalf, Tracy Letts, Lucas Hedges |
Genre: | Komödie, Drama |
Produktionsland/-jahr: | USA, 2017 |
Verleih: | Universal Pictures |
Länge: | 94 Minuten |
FSK: | ab 0 Jahren |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Universal Pictures
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 07.05.2024
Review: Lady Bird (Blu-ray)