Inhalt: Die Polizei staunt nicht schlecht, als sie Nachts einen Lieferwagen aufgreift, dessen Ladefläche vor Hunden überquillt. Am Steuer befindet sich der an den Rollstuhl gefesselte, mit Blut überströmte und in ein zerfetztes Drag-Outfit gekleidete Douglas (Caleb Landry Jones, „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“), der augenblicklich in Gewahrsam genommen wird. Die hauseigene Psychologin Evelyn (Jojo T. Gibbs) soll im Gespräch die Hintergründe für die durchaus beängstigende Situation ergründen. Mit ruhiger Stimme erzählt der Mann von einer Jugend, die von seinem gewalttätigen Vater (Clemens Schick, „Arctic Circle – Der unsichtbare Tod“) geprägt war, der ihn über lange Zeit mit den Kampfhunden auf dem Hof in einen Käfig sperrte. Dort entstand eine Bindung zwischen Douglas und den Tieren, die dem Außenseiter in der Menschenwelt über Jahre eine tierische Heimat gab. Um sich über Wasser zu halten, entwickelte sich der DogMan mit seiner Gefolgschaft zu einem Problemlöser für die Nachbarschaft. Doch manchmal macht man sich auch gefährliche Feinde.
Kritik: Als Produzent, Autor und Regisseur ist Luc Besson seit fast vier Jahrzehnten ein fester Teil der internationalen Kinolandschaft. Neben prägenden Evergreens wie „Léon – Der Profi“ und „Das fünfte Element“ versuchte er sich auch immer wieder an verschiedenen Genres, was Werke von „The Lady – Ein geteiltes Herz“, über „Malavita – The Family“ bis „Lucy“ zum Vorschein brachte. Sein Versuch, mit (dem von mir persönlich sehr geschätzten) „Valerian – Die Stadt der tausend Planeten“ ein Gegengewicht zum Hollywood-Blockbuster zu bilden, wurde zum kommerziellen Desaster. Mit „DogMan“ liefert er nun einen sehr viel kleiner skalierten Film, der aber sicherlich nicht weniger interessant ausgefallen ist. Die Geschichte bedient sich eines märchen- und comichaften Tons, um in die an sich sehr finstere und eigenwillige Welt ihres Protagonisten einzutauchen.
Auch wenn der Film sicherlich wenig subtil und ein wenig zu lang ist (Beispiel ist hier die Storyline um eine tragische Liebesgeschichte) und das Gezeigte sicherlich mehr als einmal Erinnerungen an „Joker“ hervorruft, ist „DogMan“ sicherlich origineller sowie runder als sein Vergleichsmuster und baut eine ganz eigene – wenn auch äußerst bizarre – Welt auf. In einer herrlich unebenen Erzählung zwischen etwas stereotyper, aber beklemmender Missbrauchsgeschichte, zarter Romanze und tierischem Heist-Vergnügen zeigt Besson einen Genre-Mix, der eigentlich nicht funktionieren kann – es aber trotzdem tut. Ein Garant dafür ist ein ebenso exzentrischer wie menschlich geerdeter Glanzauftritt von Caleb Landry Jones, der den Film in all seinen Ausschweifungen immer zusammenhält. Mit Stoizismus, Charme und einer sensationellen Verwandlung in Édith Piaf entsteht so eine denkwürdigsten Figuren dieses neuen Kinojahres. Passend zur Geschichten bleiben die menschlichen Co-Stars reines Beiwerk, während die wunderbar gefilmten Hunde für Spaß sorgen.
In einer Kinolandschaft voller ungewollter Remakes, 87. Ableger von Disney-Universen und 125. Ausführungen von Vin Diesel über „die Familie“ zeigt ein Urgestein wie Luc Besson mit dem märchenhaft erzählten und aus tiefstem Herzen sonderbaren „DogMan“, wie ein eigenständiger Unterhaltungsfilm im Jahr 2023 auch aussehen kann. Danke dafür!
4 von 5 Punkten
„DogMan“ ist der Eröffnungsfilm des Fantasy Filmfest 2023.
Quelle: Capelight Pictures, YouTube
DogMan
Originaltitel: | DogMan |
Regie: | Luc Besson |
Darsteller: | Caleb Landry Jones, Christopher Denham, Marisa Berenson |
Genre: | Thriller, Drama, Fantasy |
Produktionsland/-jahr: | USA, 2023 |
Verleih: | Capelight Pictures |
Länge: | 113 Minuten |
FSK: | ab 16 Jahren |
Kinostart: | 12.10.2023 |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Capelight Pictures