Inhalt: Die unglücklich verheiratete Val (Carolina Bartczak) checkt mit Ehegatten (Mark Gibson) und Kind (Bailey Thain) in einem Hotel ein. An diesem Abend möchte sie ihren Mann verlassen. Im Nachbarzimmer befindet sich die hochschwangere Naomi (Yumiko Shaku), die sich auf der Flucht vor ihrem Partner sogar in einem anderen Land versteckt. Trotzdem hat sie weiter Angst, gefunden zu werden. Das rückt alles in den Hintergrund, als bei den ersten Hotelgästen die Adern am Körper hervortreten und es schwer wird, Luft zu bekommen.
Kritik: Auch wenn Francesco Giannini nicht zwingend ein großer Namen im Business ist, hat er sich in den vergangenen Jahren bereits als Schauspieler, Kurzfilm-Regisseur, Produzent und Autor bewiesen. Mit „Hall“ feiert er jetzt sein Langfilm-Debüt. Dabei zeigt er sich schnell als Filmemacher mit durchaus gutem Auge, ordentlicher Schauspielerführung und – in den besten Phasen – Gespür für eine beklemmende Atmosphäre, die das minimalistische Setting gut ausnutzt. Leider fehlt seinem Werk aber die Substanz, um eine komplette Spielfilmlänge mit Inhalt zu versorgen. Das scheint ihm auch selbst klar zu sein, da er in der ersten Hälfte von „Hall“ (bei dem Giannini auch Co-Autor war) immer wieder Sprünge in die Zukunft wagt, die im Kontext des sonst Gezeigten hier zu sagen scheinen: Hey, da kommt noch was! Versprochen!
Das ändert leider gar nix daran, dass die erste Hälfte des Geschehens im besten Fall ziemlich trist, ehrlich gesagt aber einfach langweilig ist. Ohne jeglichen Spannungsbogen wird über zwei gescheiterte Beziehungen diskutiert, gejammert und sich möglichst schlecht gefühlt. Diese Phase war schlicht notwendig, um „Hall“ auf die ohnehin nicht gerade ausufernden 80 Minuten Laufzeit zu bringen. Sobald dann Charakterkopf Julian Richings mit einem intensiven Gastauftritt den wirklichen Horrorteil des Geschehens einleitet, entsteht dann der Film, den Giannini wohl im Kopf hatte. Während die noch verbliebenen Figuren durch die mit schwer gezeichneten Gestalten gesäumten Gänge irren, entsteht ein ziemlich böser, manchmal packender und ansprechend eigener Film. Für gut 30 Minuten liefert „Hall“ überdurchschnittliches Genrefutter, das mehr als gute Bilder und eine überzeugende Carolina Bartczak („X-Men – Apocalypse“) zu bieten hat.
Gegen Ende wirkt der Film dann schon wieder ein wenig gehetzt – was gemessen an der ersten Hälfte fast schon absurd erscheint. Es bleibt festzuhalten, dass Francesco Giannini ein ambitionierter Regisseur ist, der bei entsprechender Lernkurve durchaus erfolgreich sein könnte. Bei „Hall“ bleibt trotz wirklich starker Phase und guten Ansätzen zu viel Verschnitt, um mehr als einen durchschnittlichen Eindruck zu hinterlassen.
2,5 von 5 Punkten
Der Film gehört zum Programm des HARD:LINE International Film Festival 2022.
Quelle: 1091 Pictures, YouTube
Hall
Originaltitel: | Hall |
Regie: | Francesco Giannini |
Darsteller: | Carolina Bartczak, Mark Gibson, Yumiko Shaku |
Genre: | Horror, Drama |
Produktionsland/-jahr: | Kanada, 2022 |
Verleih: | Franky Films |
Länge: | 80 Minuten |
FSK: | tba |
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