Inhalt: Polizeipsychologe Dr. Rossini (Jan Bluthardt) möchte sich eigentlich nur in Ruhe betrinken, als er in einer Bar von der forschen, etwas sonderbaren Nora (Julia Riedler) angesprochen wird. Diese erzählt ihm von ihrer ehemaligen Schulfreundin Luz (Luana Velis), die damals nach einem Zwischenfall nicht mehr die selbe war. Nora hatte Luz erst an diesem Tag wiedergesehen und ein äußerst unangenehmes Erlebnis mit ihr gehabt. Als Rossini zum Bereitschaftsdienst auf die Station gerufen wird, staunt er nicht schlecht, als er die geistesabwesende, verstörte Luz vor sich hat. Mit Hilfe der Kommissarin Bertillo (Nadja Stübiger) und von Übersetzer Olarte (Johannes Benecke) möchte er die junge Frau wieder alltagstauglich machen und die Ereignisse der Nacht rekonstruieren. Durch Hypnose erzielt Rossini schnell Ergebnisse – diese sind aber nur der Anfang eines Albtraums, aus dem es kein Entrinnen gibt.
Kritik: In den 60er- und 70er-Jahre hatte das Giallo-Kino („giallo“ heißt nebenbei auf Italiensich „gelb“) seinen Höhepunkt. Regisseure wie Dario Argento und Mario Brava spezialisierten sich auf das Subgenre, das mit einer sehr stilisierten Bildfolge, einem eindringlichen Soundtrack und zumeist einem hohen Gewaltanteil aufwartet. Im vergangenen Jahr schien es dann ein großes Comeback für den Giallo-Horror zu geben. Luca Guadagnino veröffentlichte seine Neuauflage des Argento-Klassikers „Suspiria“, die aber nur bedingt artverwandt war. Sehr viel näher an den Vorbildern bleibt der Jung-Regisseur Tilman Singer, der für seine Abschlussarbeit an der Kunsthochschule für Medien in Köln „LUZ“ umgesetzt hat. Allein schon der Mut des Regisseurs, ein polarisierendes und seit Jahrzehnten kaum existentes Genre aufzugreifen, verdient Respekt.
Wer hier erwartet, einen sonderlich nachvollziehbaren Film zu sehen, wird wohl bald an den Rand der Verzweiflung getrieben. „LUZ“ schickt seinen Zuschauer in den schlanken 70 Minuten Laufzeit auf einen eigenwilligen Trip, der tiefere Inhalte allenfalls andeutet. Das ist aber auch gar nicht das Zentrum der Handlung, was schon die eigentlich ereignisarme Einführung andeutet. Mit statischer Kamera beobachtet der Film die Eingangshalle der Polizeistation und sorgt allein schon durch den unheilschwangeren Score von Simon Waskow – der an John Carpenter zu besten Zeiten erinnert – für Atmosphäre. Auch die dreckig-körnigen Bilder, die immer mal wieder von kleinen Farbtupfern konterkariert werden, sind hervorstechend und müssen sich nicht hinter den Meistern des Subgenres verstecken. Obwohl stellenweise die geringen Mittel doch erkennbar sind, gelingt es fast immer, kreative Tricks zu verwenden, die eine Szene gut funktionieren lassen. Selbst wenn das nicht der Fall ist, bleibt immer genug Ablenkung, um die Problemchen zu überspielen.
Mit seinem Verlauf wird der Film und seine Geschichte immer wilder. Spätestens im Schlussdrittel dürfte kaum noch einer wissen, was gespielt wird. Mit seinen tollen Bildern und dem einnehmenden Score läuft der Film aber nie Gefahr, das Interesse des Zuschauers zu verlieren. Die Darsteller sind durchweg ordentlich. Luana Velis gibt der Titelfigur genug Ecken und Kanten, um den Zuschauer rätseln zu lassen, was hier los ist. Für die Exzentrik sind Jan Bluthardt und Julia Riedler verantwortlich. Diesbezüglich liefern beide in höchster Unterhaltungsstufe.
Wer möchte, kann bei „LUZ“ natürlich einige Haare in der Suppe finden. Als Abschlussarbeit einen derart unkonventionellen Weg zu gehen, ist schon eine erwähnenswerte Sache. Dabei aber ein Werk zu liefern, das ohne Budget mit tollem Look und Sound punktet und es mit atmosphärischer Dichte schafft, den Film – nahezu ohne verständliche Handlung – über seine (kurze) Laufzeit zu tragen, steht auf einem ganz anderen Bogen. Nach diesem gelungenen Debüt darf man mit Spannung darauf warten, wozu Tilman Singer mit einem größeren Budget im Stande ist.
3,5 von 5 Punkten
Quelle: Bildstörung, YouTube
LUZ
Originaltitel: | LUZ |
Regie: | Tilman Singer |
Darsteller: | Luana Vellis, Jan Bluthardt, Julia Riedler |
Genre: | Horror |
Produktionsland/-jahr: | Deutschland, 2018 |
Verleih: | Bildstörung |
Länge: | 70 Minuten |
FSK: | ab 16 Jahren |
Kinostart: | 21.03.2019 |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Bildstörung
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 21.03.2019
Review: LUZ (Kino)