Inhalt: Immer wieder Mittwochs klingelt es zur gleichen Zeit an der Tür des geschiedenen Barkeepers Jay (Mark Rylance). Er bittet Claire (Kerry Fox, „The Dressmaker – Die Schneiderin“) herein. Es wird nicht viel gesprochen, ehe die beiden rabiaten, unpersönlichen Sex haben. Danach gehen beide ihres Weges und treffen sich sieben Tage später wieder. Erst als Claire einen Termin versäumt, fragt sich Jay, wer die Unbekannte ist, mit der er so regelmäßig verkehrt. Er folgt ihr, um sie besser zu verstehen. Als er in einem heruntergekommenen Theater auf den freundlichen Taxi-Fahrer Andy (Timothy Spall, „The Party“) trifft, geht ihm auf, wie weitgreifend sein Engagement mit Claire wirklich ist.
Kritik: Im Jahr 2001 inszenierte der französische Filmemacher Patrice Chéreau dieses ungewöhnliche Erotik-Drama, das unter anderem auf der Berlinale ausgezeichnet wurde. Dabei stießen einigen Zuschauern und Kritikern vor allem die ungewöhnlich schonungslosen, expliziten Sexszenen auf. Dieses entpuppen sich aber in keinster Weise als reines Stilmittel, um die voyeuristische Sensationsgier zu befriedigen. Viel mehr dienen die hemmungslosen Momente, die von der Kamera ohne Scham eingefangen werden, zum Aufbau einer unangenehmen Atmosphäre, in der sich eine bittere Charakterstudie entwickelt. Kühl und authentisch folgt Chéreau seinen Protagonisten, die beide mit ihrem Dasein zu kämpfen haben, über die Straßen und durch die Barszene Londons.
Nachdem die bewusst distanzierte (und zu großen Teilen unbekleidete) Anfangsphase überstanden ist, lernt der Zuschauer zwei Personen kennen, die sich mit der titelgebenden Intimität auf emotionaler Ebene schwer tun. Zu diesem Zeitpunkt profitiert der Film noch mehr von seinen Darstellern, die abseits ihrer frühen Kompromisslosigkeit durchaus eindrucksvolle Leistungen zeigen. Mark Rylance, 2016 für „Bridge of Spies – Der Unterhändler“ mit dem Nebendarsteller-Oscar ausgezeichnet, entwickelt ebenso wie Kerry Fox, die für ihren Auftritt in dem Film mit dem Silbernen Bären prämiert wurde, einen dreidimensionalen und (auf tragische Weise) einnehmenden Charakter. Die beiden sind zweifellos die zentralen Bestandteile, die das Beziehungsdrama zu einem lohnenden Erlebnis machen. Andere Darsteller wie der gewohnt starke Timothy Spall helfen, die glaubwürdige Geschichte auf der Leinwand wirken zu lassen.
Was leicht zu prätentiösem Blödsinn oder reiner Provokation verkommen wäre, geht bei „Intimacy“ auf. Dabei sind die so hervorgehobenen Sexszenen nur ein Teil eines harten und berührenden Gesamtbildes, das mit konsequenter Inszenierung, einem guten Drehbuch und tollen Darstellern zwar keinen Spaß bereitet, aber vollauf überzeugt.
Der Film ist ab dem 10.10.2019 auf DVD und Blu-ray erhältlich.
4 von 5 Punkten
Bild: In fast schon etwas fröstelnd anmutenden Bildern wird die Geschichte dieser ungewöhnlichen Beziehung nachgezeichnet. Dabei sieht die Farbpalette aber immer natürlich aus. Schärfe und Detaildarstellung sind – mit der Ausnahme von ein paar sehr dunklen Szenen – wirklich gut. Kontraste und Schwarzwert sind nicht makellos, offenbaren aber auch keine störenden Schwierigkeiten. Das ziemlich konstant sichtbare Rauschen passt zum Erscheinungsbild des Films.
4 von 5 Punkten
Ton: Der deutsche und der englische DTS-HD MA 5.1-Ton beschränken sich auf solide Kost. Die Hintergrund-Geräusche in Bars, dem Theater und auf den Straßen Londons sorgen neben der Musik für ein wenig räumliche Aktivität. Die Dialoge, die natürlich das Zentrum dieses Films sind, bleiben in beiden Sprachfassungen gut priorisiert und immer verständlich.
3,5 von 5 Punkten
Extras: Ein paar geschnittene Szenen (6 Minuten) und Trailer bleiben der einzige Bonus auf dieser Blu-ray.
1,5 von 5 Punkten
Gesamt: 3,5 von 5 Punkten
Quelle: YouTube
Intimacy
Originaltitel: | Intimacy |
Regie: | Patrice Chéreau |
Darsteller: | Mark Rylance, Kerry Fox, Timothy Spall |
Genre: | Drama, Erotik |
Produktionsland/-jahr: | Frankreich/UK /Deutschland/Spanien 2000 |
Verleih: | StudioCanal |
Länge: | 119 Minuten |
FSK: | ab 16 Jahren |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von StudioCanal
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 12.10.2019
Review: Intimacy (Blu-ray)