Inhalt: Mit gerade einmal 18 Jahren hatte Miri (Daisy Haggard, “Uncle“) einen Mord begangen und saß seitdem im Gefängnis. Inzwischen ist sie 36 Jahre alt, wurde gerade frisch aus der Haft entlassen und zieht wieder bei ihren Eltern Caroline (Geraldine James) und Oscar (Richard Durden) in ihrer Heimatstadt ein, um einen Neustart zu wagen. Kaum hat sie einen Fuß in das Haus gesetzt, steht sie den ersten Anfeindungen von „besorgten Bürgern“ gegenüber. Beim Job im „Fish & Chips“-Laden von Nathan (Liam Williams) läuft es ebenso wenig rund wie bei der Kontaktaufnahme mit dem Ex-Freund Dom (Jamie Michie). Dazu nervt Mandy (Christine Bottomley), die damals Miris beste Freundin war, sie dann aber nie im Gefängnis besucht hat. Als einziger Hoffnungsschimmer erscheint der freundliche Nachbar Billy (Adeel Akhtar, “The Job Lot“) – doch wie wird er reagieren, wenn er von der tödlichen Jugendsünde erfährt? Ein wirkliche zweite Chance aufs Leben rückt schon bald in weite Ferne.
Kritik: Die Schottin Daisy Haggard ist seit vielen Jahren als Darstellerin eine feste Größe im britischen Fernsehen. Nun hat sie für die tragikomische Mini-Serie „Back To Life“ ihr Debüt als Autorin gegeben. Aufgrund der Konstellation mit Showrunnerin und Protagonistin in Personal-Union und natürlich auch bezüglich des Genres liegt ein Vergleich mit dem Riesen-Hit „Fleabag“ von Phoebe Waller-Bridge nah. Diese gemeinsame Deckungsfläche existiert nur auf den ersten Blick, da „Back To Life“ mehr tut, als sich im Fahrwasser eines Erfolgs-Konzepts zu bewegen. Der Sechsteiler findet schnell eine gute Wage zwischen bittersüßem Humor, menschlichem Charme und ernsthafter Sozialkritik. Dabei wird es schnell deutlich, wie schwer in einem solchen Fall – trotz bester Absichten der Beteiligten – die Wiedereingliederung in die Gesellschaft werden kann.
Wenn Miri krampfhaft versucht, ihre Vergangenheit aufzuarbeiten und dabei von Mobbing-Attacken und schamlosen Journalisten belästigt wird, scheut sich die Geschichte nicht, in unangenehme Bereiche vorzustoßen. Mit meistens leisem, aber pointierten Witz und einem guten Auge für schrullige, glaubhafte Figuren bietet das Geschehen dennoch genug Nährboden, um als Feelgood-Unterhaltung zu funktionieren. Dazu sorgt allein die Hintergrund-Story, die zu dem Mord führte, für genug Grundspannung, um die Serie über ihre Laufdauer zu tragen. Als Entwicklerin hat sich Daisy Haggard eine tolle Rolle auf den Leib geschrieben. Die exzentrisch-harmlose Miri, die nur dazugehören möchte, aber von aller Welt als Monster gesehen wird, ist ein starker Part, in dem Haggard voll aufgeht.
Geraldine James als wortkarge Mutter und Richard Durden als schrulliger Vater mit Öko-Tick sind hauptsächlich für die Lacher der Serie verantwortlich. Die britische TV-Allzweck-Waffe Adeel Akhtar punktet als liebenswert-eigenwilliger Nachbar, der Miri ein wenig Normalität bietet. Auch weitere Nebendarsteller wie Liam Williams, Jamie Michie und Christine Bottomley können vollauf überzeugen.
Selbst wenn „Back To Life“ am Ende nicht der ganz große Wurf ist, kann Daisy Haggard als erstmalige Autorin eine wirklich schöne, teils sehr ernsthafte, dabei aber aufrichtig amüsante Geschichte erzählen, die nicht nur für Hardcore-Fans des britischen Fernsehens sicherlich einen Blick wert ist.
4 von 5 Punkten
Die Mini-Serie lief im Programm des Film Festival Cologne 2019.
Quelle: BBC Three, YouTube
Back To Life
Originaltitel: | Back To Life |
Showrunner: | Daisy Haggard |
Schauspieler: | Daisy Haggard, Geraldine James, Richard Durden |
Genre: | Mini-Serie, Comedy, Drama |
Produktionsland/-jahr: | UK, 2019 |
Kanal: | BBC3, Showtime |
Länge: | 6 x 25 Minuten |
FSK: | tba |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von BBC Three
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 16.10.2019
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