Inhalt: Nach Jahren in London kehrt die erfolgreich Autorin und Frauenrechtlerin Zarah Wolf (Claudia Eisinger, „Mängelexemplar“) 1973 in ihre Heimatstadt Hamburg zurück. Dort bekommt sie von dem Verleger Frederik Olsen (Uwe Preuss, „Deutschland 83“) das Angebot, bei der äußerst populären Zeitschrift „Relevant“ als stellvertretende Chefredakteurin anzufangen. Zarah sieht die Gelegenheit gekommen, die Redaktion neu zu strukturieren und „Relevant“ zum Aushängeschild für Emanzipation zu machen. Schnell treibt Zarah mit ihrer direkten und unverblümten Art ihren Vorgesetzten Hans-Peter Kerckow (Torben Liebrecht, „Wir waren Könige“) und Kollegen wie den biederen Wolfgang Schaffelgerber (Jörn Hentschel) und den Playboy und Macho Georg Hartwig (Ole Puppe) zur Weißglut. Während sie gegen das Verbot der Abtreibung, Ehe-Gewalt und Alltags-Sexismus kämpft, verguckt sie sich in Olsens Tochter Jenny (Svenja Jung, „Fucking Berlin“), muss für Ordnung in ihrer Frauenrechts-Gruppierung sorgen und kommt auch noch unfreiwillig mit der RAF in Kontakt. So muss sich selbst Zarah eingestehen, dass auch sie an ihre Grenzen kommt.
Kritik: Es ist noch gar nicht so lange her, dass Begriffe wie Emanzipation und Feminismus noch schräg angesehene „Mode-Erscheinungen“ waren und Männer logischerweise in Führungspositionen waren, „da das Nervenkostüm der Frau einen solchen Druck gar nicht verträgt“. Die Autoren Eva und Volker A. Zahn stehen hinter dieser ZDF-Serie, die sich rund um eine fiktive Journalistin in der Tradition von Alice Schwarzer, Ingrid Kolb, Wibke Bruhns und Peggy Parnass dreht. Richard Huber („Club der roten Bänder“) hat die Inszenierung dieser ersten Staffel übernommen. Herausgekommen ist eine Serie, die es schafft, zeitgleich aktuell und nostalgisch, sowie relevant aber harmlos zu sein. Auch wenn hier gerne Stereotype bedient werden, ist „Zarah – Wilde Jahre“ unterhaltsam und auch treffend genug, um konstant gefällig zu sein.
Natürlich suhlt sich die Serie in ihrem Soundtrack, was aber auch vollkommen legitim ist. Von den Rolling Stones, über The Doors und T-Rex lässt sich „Zarah“ keine Gelegenheit entgehen, musikalisch auf die Zeit der Handlung hinzuweisen. Ausstattung und Look ordnen sich in die Kategorie solide ein. Auch wenn vielleicht ein paar Euro zusätzliches Budget gut angelegt gewesen wären, stimmen Ambiente und Atmosphäre. Die Charaktere sind teilweise bewusst überzeichnet, was zum doch eher leichten und komödiantischen Ton passt. Titelfigur Zarah soll wohl gar keine liebenswerte Heldin sein. Bissig, kompromisslos und gezielt zickig kämpft sie für ihre Ziele und hinterlässt dabei gerne ein verbranntes Feld. Da liegt es auch an der guten Claudia Eisinger, dass man dieser wahrlich nicht einfachen Figur gerne folgt. Es ist aber doch ein wenig fraglich, ob das Klischee der lesbischen Feministin hier so zielführend ist.
Der von Torben Liebrecht ebenfalls überzeugend verkörperte Chefredakteur Kerckow ist aufgrund der Schimpftiraden seiner Stellvertreterin nur bedingt zu beneiden. Uwe Preuss als Verleger Olsen, Ole Puppe und Jörn Hentschel als die Ressortleiter Hartwig und Schaffelgerber sind jeder auf die eigene Art so chauvinistisch, dass es fast schon wieder drollig ist. Svenja Jung als charmante Volontärin und Verleger-Tochter, Theresa Underberg als zielbewusste Sekretärin von Kerckow und Milena Dreißig als naive Ressortleiterin müssen neben Zarah in der Männer-dominierten Redaktion bestehen.
Der Aufwärtstrend der deutsche Serien-Landschaft wird auch mit der ersten Staffel von „Zarah – Wilde Jahre“ bestätigt. Durchweg solide inszeniert, gut gespielt und ausgesprochen unterhaltsam wird der Zuschauer von der – manchmal ziemlich anstrengenden – Protagonistin durch die ersten sechs Episoden geführt. Selbst wenn manche Handlungspunkte etwas gezwungen und konstruiert wirken (Stichwort RAF), macht diese Mischung von ernstem Drama und leichter Comedy genug Spaß, um gerne wiederkommen zu dürfen.
Die Box ist ab dem 27.10.2017 auf DVD erhältlich.
3,5 von 5 Punkten
Bild: Die Serie kommt in einem passablen TV-Look. Schärfe und Detaildarstellung sind konstant auf brauchbarem Niveau, ohne dabei zu glänzen. Bei der Farbpalette herrschen gelbe und braune Töne ein wenig vor. Ansonsten sehen die Farben aber ziemlich natürlich aus. Kontraste und Schwarzwert passen sich dem soliden Niveau an. Es ist häufiger ein leichtes Rauschen zu sehen gewesen, was aber nichts daran ändert, dass das Bild meistens relativ ruhig und sauber ist.
3,5 von 5 Punkten
Ton: Der deutsche Dolby Digital 2.0-Ton reicht aus, um die Serie zufriedenstellend zu vertonen. Natürlich hätte der Soundtrack Räumlichkeit und ein wenig mehr Wucht vertragen. Auch die allgemeine Dynamik ist ein wenig eingeschränkt. Dafür sind die Dialoge immer gut priorisiert und verständlich und Hintergrundgeräusche sowie Musik wurden sauber abgemischt.
3,5 von 5 Punkten
Extras: Ein paar entfallene Szenen (13 Minuten), ein Outtake-Video (2 Minuten) und ein paar Trailer komplettieren die Box.
2 von 5 Punkten
Gesamt: 3,5 von 5 Punkten
Quelle: Edel: motion, YouTube
Zarah - Wilde Jahre - Staffel 1
Originaltitel: | Zarah - Wilde Jahre - Staffel 1 |
Regie: | Richard Huber |
Darsteller: | Claudia Eisinger, Torben Liebrecht, Svenja Jung |
Genre: | Drama-Serie |
Produktionsland/-jahr: | Deutschland, 2017 |
Verleih: | Edel: Motion |
Länge: | 6 Episoden zu je 43 Minuten |
FSK: | ab 12 Jahren |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite vom ZDF
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 27.10.2017
Review: Zarah – Wilde Jahre – Staffel 1 (DVD)