Inhalt: Vor einigen Wochen ist der Bruder von Maureen (Kristen Stewart, „Still Alice – Mein Leben ohne gestern“) in Paris an seinem Herzleiden gestorben. Seitdem wartet sie verzweifelt auf ein Zeichen aus dem Jenseits, da sie daran glaubt, mediale Fähigkeiten zu besitzen. Um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen, erledigt sie als Personal Shopper die Einkäufe für das bekannte Top-Model Kyra (Nora Waldstätten, „Die dunkle Seite des Mondes“). Während sie vom Job angeödet ist, ihre Hoffnung auf eine Rückmeldung ihres Bruders aber noch nicht aufgeben mag, erhält sie auf einmal mysteriöse Textnachrichten von jemandem, der erstaunlich viel über sie weiß. Könnte der Gegenüber ihr Bruder sein? Oder spielt jemand aus ihrem Umfeld ein fieses Psycho-Spiel mit ihr. Maureen steigert sich immer mehr in diesen gefährlichen Austausch herein.
Kritik: Der Pariser Filmemacher Olivier Assayas („Die wilde Zeit“) hat sich zuletzt immer mehr zu einem Liebling von Kritikern und Preisrichtern entwickelt. Gerade bei seinem „Heimspiel“ in Cannes ist er immer wieder zu finden. Seine erste Auszeichnung konnte er dort aber erst in diesem Jahr abräumen, da er für „Personal Shopper“ den Regie-Preis bekam. Dabei entpuppt sich der Film als eher experimentelles Erlebnis, das zwar nie wirklich langweilig wird, aber dennoch nicht rund erscheint. So beinhaltet der Film philosophischen Geistergrusel, einen Thriller-Plot, einen Selbstfindungstrip und ein Drama rund um den Umgang mit Verlust. Wirklich gradlinig kann ein solches Geschehen kaum werden – aber das scheint auch gar nicht das Ziel von Assayas zu sein. Er spielt mit den Fragen von Realität und Übernatürlichem und taucht in die Psyche von seiner Protagonistin ein. Auf diese Art gibt es stellenweise wirkliche faszinierende Momente, die gleich darauf von Klamotten-Shopping, SMS-Schreiben und Kaffeekonsum durch Maureen gefolgt werden.
Nachdem die beiden in „Die Wolken von Sils Maria“ schon erfolgreich zusammen gearbeitet haben, besetzte Assayas erneut Kristen Stewart in der Hauptrolle. Stewart hat längst bewiesen, dass sie eine weit bessere Schauspielerin ist, wie man nach ihren (Nicht-)Leistungen im „Twilight“-Franchise erwarten konnte. Auch hier entwickelt sie einen hoch interessanten Charakter. Voller Selbstbewusstsein redet Maureen über ihre medialen Fähigkeiten und wie sehr ihr Job Mittel zum Zweck ist. Dabei gibt sie der Figur aber auch die nötige Verletzlichkeit, die aus dem Verlust ihres innig geliebten Bruders herrührt. So schafft Stewart die emotionale Nahbarkeit, die dem eigenwilligen Skript abgeht. Sie bleibt auch die einzige Darstellerin, die hier eine wirkliche Hauptrolle spielt. Für die deutschen Zuschauer dürften noch die Auftritte von Nora Waldstätten und Lars Eidinger („Terror – Ihr Urteil“) erwähnenswert sein, die aber beide nur wenig Spielzeit haben.
Wenn „Personal Shopper“ eines nicht ist, dann konventionell. In diesem Fall hat das ebenso viel Licht wie Schatten. Der eigenartig strukturierte Film, der so recht keinem Genre zugeordnet werden kann, hat Momente, in denen er ebenso intelligent wie spannend ist. Kurz darauf geht das Geschehen fast komplett in den Leerlauf. Es ist am Ende einer guten Kristen Stewart zu verdanken, dass der Zuschauer zumindest teilweise einen Zugang zu dieser äußerst merkwürdigen Geschichte bekommt.
3 von 5 Punkten
Quelle: Weltkino, Leinwandreporter TV, YouTube
Personal Shopper
Originaltitel: | Personal Shopper |
Regie: | Olivier Assayas |
Darsteller: | Kristen Stewart, Lars Eidinger, Sigrid Bouaziz, Anders Danielsen Lie, Nora von Waldstätten |
Genre: | Drama, Thriller |
Produktionsland/-jahr: | Frankreich, 2016 |
Verleih: | Weltkino |
Länge: 105 Minuten | FSK: ab 12 Jahren |
Kinostart: | 19.01.2017 |
Homepage: | Personal Shopper |