Inhalt: Gilles (Clément Métayer) geht im Paris der frühen 1970er-Jahre zu Schule. Er und seine Freunde wachsen genau in die Zeit des Aufbruchs und engagieren sich auf Demonstrationen gegen die Obrigkeit. Während einer Aktion lernt er die kesse Christine (Lola Créton) kennen und lieben. Mit ihr an seiner Zeit verwirklicht er sich auch als Künstler und lebt sein malerisches Talent aus. Trotzdem driften er und seine Freunde etwas ziellos durchs Leben. Gilles sieht ein, dass er einen Anker finden muss, wenn er eine Zukunft für Christine und sich schaffen will. Doch zwischen Kunst, Politik und Freunden etwas persönlich zu planen entpuppt sich als ziemlich schwierig.
Kritik: Olivier Assayas gehört nicht erst seit dem bärenstarken Biopic „Carlos, der Schakal“ zu den populärsten Regisseuren Frankreichs. In vielen seiner Filme beschäftigt sich der gelernte Redakteur mit den 1970er-Jahren, in denen er selbst aufgewachsen ist. „Die wilde Zeit“ gehört sicherlich zu seinen bislang persönlichsten Werken, da er sich mit Erfolgen und Problemen seiner kurz-nach-68-er-Generation auseinander setzt und mit Gilles einen eigenen Alter Ego schafft. Seine Arbeit wurde in Venedig mit dem Drehbuch-Preis belohnt. Ob der Film aber wirklich so außergewöhnlich gut ist, muss nach Ansicht zumindest teils bezweifelt werden. Assayas Werk ist wunderschön gefilmt und gibt den Zeitgeist der 1970er aus jeder Pore wieder. Hier fühlen sich auch deutlich später geborene Zuschauer sofort in diese Zeit versetzt.
Zwischen Schönheit und Bedeutungslosigkeit
„Die wilde Zeit“ lässt dafür eine wirklich fesselnde Geschichte fast durchgehend vermissen. Die Charakterentwicklung von Gilles ist durchaus interessant und langweilt auch nicht. Es fehlen einfach ein paar Ecken, Kanten und Höhepunkte in den 121 Minuten, die den Werdegang vom protestierenden, jungen Mann zum etwas differenzierteren Künstler ausmachen. Es wird über Mao, Marx und Co debattiert, die sexuelle Befreiung gefeiert und mit Akustikgitarre musiziert. Ein großer Bonus des Filmes ist aber Clément Métayer, der die große Bandbreite seiner Figur Gilles mit Charme und Leichtigkeit spielt. Auch Lola Créton und Careole Combes als Frauen im Leben von Gilles, sorgen mit Natürlichkeit für schöne Momente.
„Die wilde Zeit“ ist ein Film, den man sich gerne anguckt, wenn Interesse an der damaligen Zeit besteht. Hier ist alles wunderschön anzuschauen und wirkt äußerst glaubwürdig. Nur die Wucht, die einen „Carlos, der Schakal“ ausgemacht hat, erreicht der Film schon aufgrund seiner Natur nicht. Auch wenn hier die Meinungen wohl auseinandergehen dürften, hat Olivier Assayas einen ordentlichen neuen 70er-Film gedreht, dem aber das Zeug zum großen Wurf doch insgesamt abgeht.
Der Film ist ab dem 12.12.2013 auf DVD und Blu-ray erhältlich.
3,5 von 5 Punkten
Bild: Auch wenn ganz am Anfang ein paar zu helle Aufnahmen zu finden sind. Die subtilen Gelbtöne ordnen die Geschichte gut in ihre Zeit ein. Dabei wird aber immer ein sauberes Bild mit hoher Tiefenschärfe geboten. Die Kontraste sind ebenfalls gut eingestellt. Die Farben sind mild, warm und natürlich. Bildfehler und ähnliches sind nicht zu erkennen.
4 von 5 Punkten
Ton: Neben der originalen französischen und der deutschen liegen auch noch eine englische und italienische Fassung in DTS-HD MA 5.1 vor. Die deutsche Tonspur ist verlustfrei und bietet für einen Low Budget-Film enorme Qualität. Die Dialoge sind perfekt verständlich und werden sehr sauber präsentiert. Hintergrundgeräusche und der tolle Soundtrack werden detailliert und dynamisch wiedergegeben. Selbst kleine Geräusche wurden hier sauber eingearbeitet.
4 von 5 Punkten
Extras: Ein interessantes Making of mit vielen Interview-Ausschnitten von Olivier Assayas (16 Minuten), eine psychedelische Lightshow für “Fille qui Mousse” (2 Minuten) und einige Trailer liegen bei.
2,5 von 5 Punkten
Gesamt: 3,5 von 5 Punkten
Quelle: NFP, YouTube
Die wilde Zeit
Originaltitel: | Après mai |
Regie: | Olivier Assayas |
Darsteller: | Clément Métayer, André Marcon, Lola Créton |
Genre: | Drama |
Produktionsland/-jahr: | Frankreich, 2012 |
Verleih: | NFP |
Länge: | 121 Minuten |
FSK: | ab 12 Jahren |