Inhalt: Seit längerem führen John (Josh Stewart, „The Dark Knight Rises“) und seine Freundin Rosie (Alex Essoe, „Passion Play“) ein bescheidenes Leben auf dem Land. Sie sind froh und glücklich, inzwischen ein eigenes Haus zu besitzen. Da die beruflichen Möglichkeiten in der Kleinstadt begrenzt sind, arbeitet John für seinen Onkel Neil (Skipp Sudduth), der die kriminellen Machenschaften der Gegend kontrolliert. Eigentlich würde John gerne aussteigen, doch sein Onkel ist kein Mann, der ein Nein als Antwort akzeptiert.
Auch der neue Nachbar Troy (Bill Engvall), der etwas zu gern mit einer Flinte über sein Grundstück läuft, macht das Leben nicht direkt anheimelnder. Nach einer Aussprache scheinen sie aber zumindest mit ihm besser klar zu kommen. Das ändert sich abrupt, als Rosie Ereignisse auf Troys Grundstück beobachtet, die sie besser nicht gesehen hätte. Mit Nachdruck möchte der eigenbrötlerische Südstaatler dafür sorgen, dass seine Privatsphäre wieder hergestellt wird.
Kritik: Nachdem Marcus Dunstan für das „Saw“-Franchise seit Teil 4 die Drehbücher geschrieben hatte, wurde er auch als Regisseur mit den Splatter-Filmen „The Collector“ und „The Collection“ bekannt. Da ist es nur logisch, dass er auch bei seinem neuen Film dem Genre treu geblieben ist. Er hält sich nicht lange mit einem besonders ausgeklügelten Setting oder besonders viel Exposition auf und lässt lieber die Geschichte schnell von der Leine. So wirkt schon die erste Unterhaltung der Nachbarn John und Troy wie intensiver Thrill, obwohl sich die beiden nur bei einem kühlen Bier über das Leben in der Kleinstadt unterhalten.
Sobald Rosie dann Zeugin einer Tat von Troy wird, gibt es auch kein langes Rätselraten mehr. Es entsteht ein intensiver, direkter Überlebenskampf, bei dem der erfrischende Pragmatismus der Handlung nur noch vom Antagonisten übertroffen wird. Marcus Dunstan kennt die Mechanismen und auch die Klischees des modernen Genrekinos (er hat schließlich genug davon in seine bisherigen Arbeiten verbaut) und spielt hier mit den Erwartungen des Zuschauers.
So liefert „The Neighbor“ nicht den Standard eines psychotischen Hillbillies als Bösewicht, sondern wählt auch beim Motiv einen sehr viel direkteren, glaubhafteren Ansatz. Natürlich erfindet der Thriller das Rad nicht unbedingt neu. Das ist aber auch nur bedingt störend, wenn 86 Minuten voll spannender, ziemlich brutaler Kurzweil geboten werden. Wie in Dunstans bisherigen Filmen spielt wieder einmal Josh Stewart den Hauptpart. Diese Entscheidung lohnt sich erneut, da Stewart auch als wortkarger, aber tatkräftiger John mehr liefert, als die meisten vom typischen Horror-Einerlei gewohnt sein dürften.
Ähnliches gilt für Alex Essoe, deren Rosie wegen Neugier und schlechtem Timing in die Fänge des unliebsamen Nachbarn gerät. Wer Bill Engvall hier in dem Part des gradlinig bösen, wahrlich einschüchternden Troy sieht, wird kaum glauben, dass er eigentlich ein ausgesprochen erfolgreicher Komiker ist. Als süffisant grinsender, vollkommen skrupelloser Fiesling, der aus offensichtlichen Gründen ungern in seinem Tagesablauf gestört wird, sorgt er praktisch im Alleingang dafür, dass die Atmosphäre des Films funktioniert.
Grundsätzlich kommen jedes Jahr gefühlte 20 Filme ins (Heim-)Kino, die fast den gleichen Plot haben. Dennoch ist „The Neighbor – Das Grauen wartet nebenan“ eine gelungene Abwechslung. Marcus Dunstan ist sich sichtbar klar darüber, was er hier für Möglichkeiten hat und nutzt diese für knackig spannende Unterhaltung, die sich auch dank eines gewissen Maßes von Augenzwinkern zu den besseren Genre-Beiträgen des Jahres platziert.
3,5 von 5 Punkten
Der Film gehörte zum Programm des Fantasy Filmfest 2016 und wird am 25.11.2016 bei Splendid Film auf DVD und Blu-ray erscheinen.
Quelle: Horror Addict, YouTube
The Neighbor – Das Grauen wartet nebenan
Originaltitel: | The Neighbor |
Regie: | Marcus Dunstan |
Darsteller: | Josh Stewart, Jaqueline Fleming, Alex Essoe |
Genre: | Thriller, Horror |
Produktionsland/-jahr: | USA, 2016 |
Verleih: | Splendid Film |
Länge: | 86 Minuten |
FSK: | ab 18 Jahren |
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 18.10.2016
Review: The Neighbor – Das Grauen wartet nebenan