Review: The Keeping Room – Bis zu letzten Kugel (Blu-ray)

Das Blu-ray-Cover von "The Keeping Room" (© Koch Media)

Das Blu-ray-Cover von “The Keeping Room” (© Koch Media)

Inhalt: Im Jahr 1865 nähert sich der amerikanische Bürgerkrieg langsam seinem Ende. Da Bruder und Vater in den Kampf gezogen sind, lebt Augusta (Brit Marling, „Babylon“) allein mit ihrer Schwester Louise (Hailee Steinfeld, „Secret Agency – Barely Lethal“) und der ehemaligen Sklavin Mad (Muna Otura) auf einem abgelegenen Anwesen und wartet darauf, dass der Krieg endlich vorbei ist. Als Augusta in die Stadt reitet, um Medizin für ihre kranke Schwester zu besorgen, fällt sie den Deserteuren Moses (Sam Worthington, „Kidnapping Freddy Heineken“) und Henry (Kyle Soller) ins Auge. Die ehemaligen Soldaten der Unions-Armee brandschatzen sich schon seit längerem durch die Umgegend und entwickeln Interesse an der attraktiven Frau. Sie folgen ihr und versuchen in der Nacht, ins Haus einzubrechen. Doch die Frauen sind bei weitem nicht so wehrlos, wie es zunächst den Anschein hat.

 

Kritik: Im Jahr 2008 bekam Regisseur Daniel Barber für sein Debüt „The Tonto Woman“ eine Oscar-Nominierung als „Bester Kurzfilm“. Sein Langfilm-Erstling „Harry Brown“ war im Jahr darauf ein intelligenter Ansatz an das Subgenre des Rache-Thriller. Es dauerte aber bis 2014, ehe er seinen zweiten Spielfilm drehte. Für diesen Western lässt er es gleich zu Beginn krachen. Eine schwarze Frau wird Zeuge eines Verbrechens der beiden Deserteure. Die Situation nimmt ein blutiges Ende.

Danach schlägt er zunächst ruhigere Töne an. Der Zuschauer lernt die drei Frauen, die in aller Einsamkeit leben, mit all ihren Problemen und Wünschen kennen. Dabei war es schon rein visuell ein geschickter Schachzug, viel mit natürlichem Licht zu arbeiten, da so die Geschehnisse direkt ziemlich authentisch wirken. Auch wenn sich der Film nicht vor Tempo überschlägt, besteht schon in dieser Phase eine erstaunliche Grundspannung. Kühl, radikal, aber mit dem Herz an der richtigen Stelle entwickelt sich eine packende, stellenweise sogar beklemmende Geschichte, die ziemlich klar mit den widrigen damaligen Bedingungen ins Gericht geht.

Diese drei Damen wissen, wie man kämpft (© Koch Media)

Diese drei Damen wissen, wie man kämpft (© Koch Media)

Das Aufeinandertreffen zwischen den abtrünnigen Soldaten und den drei Frauen ist ausgesprochen spannend inszeniert und ist dabei durchaus intelligent und aufwühlend. Ein Trumpf sind dabei die erwartet erstklassigen Darsteller. Brit Marling hat sich zu einem Star des Independent-Kinos entwickelt. Hier spielt sie die junge Augusta, die zum Wohl ihrer kleinen Schwester hart und stark sein muss. Mit einer vielseitigen, glaubwürdigen Leistung ist sie der Dreh- und Angelpunkt des Films.

Hailee Steinfeld hat sich mit ihrem Debüt in „True Grit“ schon in die Nähe der A-Liste gespielt gehabt. In der Rolle der jungen Louise, die sichtbar die meisten Probleme hat, mit dem tristen Leben in Angst umzugehen, unterstreicht sie ihr Potenzial noch einmal. Muna Otura passt sich als Mad, die deutlich vom Leben als Sklavin gezeichnet ist, der hohen Qualität ihrer Kolleginnen an. Die Figur von Sam Worthington zeigt vielleicht am deutlichsten eine der Stärken von „The Keeping Room“. Gleich zu Beginn dürften einige Zweifel haben, ob der sympathisch wirkende Worthington als Fiesling taugt. Doch in dem Film gibt es mehr als „Gut“ und „Böse“. Bald wird immer klarer, dass Moses ein Kerl ist, der aufgrund der Ereignisse des Krieges seine Moralvorstellungen verloren hat. Auf diese Art wird auch seine Figur noch eindringlicher.

„The Keeping Room – Bis zur letzten Kugel“ ist sicherlich keine leicht verdauliche Unterhaltung für zwischendurch. Der vor allem emotional harte Western ist atmosphärisch, glaubwürdig, hart und exzellent gespielt. Am Ende ist der zweite Film von Daniel Barber fast ein wenig zu kurz geraten, was aber nichts daran ändert, dass dieser erfrischend andere Beitrag zur männlich dominierten Wild West-Domäne nachhaltige Eindrücke hinterlässt.

Der Krieg hat klare Spuren bei Moses hinterlassen (© Koch Media)

Der Krieg hat klare Spuren bei Moses hinterlassen (© Koch Media)

Der Film ist ab dem 17.03.2016 auf DVD und Blu-ray erhältlich.

4 von 5 Punkten

 

Bild: Da die Macher des Films wert auf einen naturalistischen Look gelegt haben, ist der Film zwar kein feinstes HD-Erlebnis, sieht aber sehr ordentlich aus. Im Film wird fast durchgängig mit wenig künstlicher Beleuchtung gearbeitet, weswegen die Außenaufnahmen recht hell und kräftig sind, während die Bilder im Inneren eher trist und blass wirken. So unterscheidet sich auch die Farbpalette merklich. Schwarzwert und die Einstellung der Kontraste sind auf gutem Niveau. Bildrauschen oder Fehler sind nicht zu sehen. Obwohl hier keine klassische HD-Präsentation zu sehen ist, ist diese Komposition insgesamt weit überdurchschnittlich.

4 von 5 Punkten

Ton: Der deutsche und der englische DTS-HD MA 5.1-Ton sind verlustlos, aber natürlich nicht besonders spektakulär. Die Dialogwiedergabe ist manchmal etwas leise, aber immer gut verständlich. Einige Hintergrundgeräusche sind dafür erstaunlich räumlich abgemischt. So sorgen Gewehrsalven, scharrende Pferdehufe und Hundegebell immer wieder für Aktivität auf den äußeren Boxen. Auch der zurückhaltende Score wird sauber wiedergegeben.

3,5 von 5 Punkten

Extras: Ein Audiokommentar von Autorin Julia Hart und Brit Marling, ein Making of (11 Minuten) und ein paar Trailer sind als Bonusmaterialien auf der Blu-ray.

3 von 5 Punkten

Gesamt: 4 von 5 Punkten


Quelle: Koch Media, Leinwandreporter TV, YouTube

The Keeping Room – Bis zu letzten Kugel

Originaltitel:The Keeping Room
Regie:Daniel Barber
Darsteller:Brit Marling, Hailee Steinfeld, Sam Worthington
Genre:Western
Produktionsland/-jahr:USA, 2014
Verleih:Koch Media
Länge:95 Minuten
FSK:ab 16 Jahren

Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am 17.03.2016
Review: The Keeping Room – Bis zu letzten Kugel (Blu-ray)

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