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Review: Im August in Osage County (Kino)

Das Plakat von “Im August in Osage County” (Quelle: Tobis Film)

Inhalt: Aus der Not eine Tugend machen: Beverly (Sam Shepard, „Blackthorn“) stört seine Frau Violet (Meryl Streep, „Wie beim ersten Mal“) nicht beim Tabletten schlucken. Sie lässt ihn dafür saufen. Dieses Arrangement scheint für beide die optimale Lösung, bis Beverly spurlos verschwindet. Zur Unterstützung Violets kommen bald ihre Töchter Ivy (Julianne Nicholson, „Boardwalk Empire“), Barbara (Julia Roberts, „Spieglein, Spieglein – Die wirklich wahre Geschichte von Schneewittchen“) und Karen (Juliette Lewis,„From Dusk Till Dawn“) einschließlich Anhang (Ewan McGregor, Abigail Breslin, Dermot Mulroney) zurück nach Hause.

Auch Tante Mettie Fae (Margo Martindale) mit Ehemann Charles (Chris Cooper, „Captain America – The First Avenger“) und verschüchtertem Sohn Little Charles (Benedict Cumberbatch, „Star Trek Into Darkness“) wollen Violet in der schweren Zeit unterstützen. Doch diese ist alles andere als dankbar und beschwört in dauerbetäubtem Zustand allerhand schwelende Konflikte herauf, die nach und nach für handfeste Streitigkeiten sorgen. So kommt selbst ein Jahrzehnte verborgen gebliebenes Familiengeheimnis an die Oberfläche.

Kritik: Was sich anhört wie ein überfrachtetes Drama, ist die Verfilmung eines preisgekrönten Theaterstück von Tracey Letts („Killer Joe“). John Wells („Company Men“) übernahm die Aufgabe, die spektakuläre Besetzung durch 119 Minuten dialoglastige, tragikomische Geschichte zu führen. Während in anderen Familiendramen sich langsam Konflikte aufbauen, die erst gegen Ende explodieren, folgt hier ein spitzzüngiger Ausbruch auf den nächsten. Dabei ist der Film streckenweise emotional hart und in anderen Sequenzen einfach unglaublich witzig. Das teilweise groteske Kammerspiel gönnt sich dabei kaum Durchhänger, auch wenn eine Entschlackung um etwa 15 Minuten durchaus empfehlenswert gewesen wäre.Natürlich ist „Im August in Osage County“ laut, schrill und ungewöhnlich. Es bleiben aber vor allem die grandiosen Leistungen der Schauspieler im Gedächtnis.

Streep gegen Roberts und vieles mehr

Ein selten friedlicher Moment an der Dinner-Tafel (Quelle: Tobis Film)

Im Mittelpunkt steht die abermals atemberaubend gute Meryl Streep, die trotz der Außenseiterposition gegenüber Cate Blanchett für diesen Film ihren vierten Oscar verdient hätte. Hier brilliert sie als Drogen-beseelte, zynisch-verbitterte Familienpatriarchin und liefert zahlreiche großartige Sequenzen. An ihrer Seite beziehungsweise als ihre Kontrahentin zeigt Julia Roberts als bissiger Kontrollfreak eine der besten Leistungen ihrer tollen Laufbahn. Es gibt aber auch sonst keinen Schauspieler, der hier nicht aufdreht. Juliette Lewis spielt als naive Karen so gut wie in ewigen Zeiten nicht mehr. Julianne Nicholson reiht sich trotz kleinerem Namen mit ihrer ruhigen Ivy in den Star-Cast ein. Ewan McGregor („Perfect Sense“) als Julia Roberts’ genervter Ehemann sowie Abigail Breslin („TheCall – Leg nicht auf!“)als frühreife Tochter haben ihre Klasse auch schon mehrfach bewiesen, was natürlich auch für Chris Cooper, Dermot Mulroney („Stoker“) als geschäftstüchtigen Lebemann und den ungewöhnlich zurückhaltenden Benedict Cumberbatch gilt. Eine besondere Erwähnung verdient sich erneut Margo Martindale, die eigentlich bei jedem Auftritt nachhaltig zu beeindrucken weiß, aber aus unerfindlichen Gründen nie den Sprung nach ganz oben geschafft hat.

„Im August in Osage County“ war einfach zu schräg, um bei den Oscars (mit Ausnahme der Darsteller-Preise) eine Chance zu haben. Dabei ist es unterhaltsam-derber Spaß mit ernsten Untertönen, der zum schauspielerisch besten der Award-Saison gehört. Wie sich die Stars die grandiosen Dialoge um die Ohren pfeffern ist allein Grund genug, diesen Film mit Freude zu genießen.

4 von 5 Punkten


Quelle: Tobis Film, YouTube

Im August in Osage County

Originaltitel:August: Osage County
Regie:John Wells
Darsteller:Meryl Streep, Julia Roberts, Juliette Lewis, Benedict Cumberbatch, Abigail Breslin, Ewan McGregor
Genre:Tragikomödie
Produktionsland/-jahr:USA, 2013
Verleih:Tobis Film
Länge:119 Minuten
FSK:ab 12 Jahren
Kinostart:06.03.2014

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Thomas

"Alle bleiben cool! DU - bleib cool!" (Seth Gecko,"From dusk till dawn")

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