Inhalt: Die Brüder Seth (George Clooney) und Richard Gecko (Quentin Tarantino) haben eine Bank ausgeraubt, mehrere Polizisten erschossen und die Bankangestellte Gloria (Tarantinos Schauspiellehrerin Brenda Hillhouse) entführt. Nun ist die Polizei des ganzen Landes den beiden auf den Fersen. Auf der Flucht töten die Brüder noch ihre Geisel, einen Kleinstadtsherriff (Michael Parks, Earl aus beiden „Grindhouse“-Filmen) und einen Schnapsladen-Verkäufer (John Hawkes, Teardrop aus „Winter’s Bone“) und brennen dessen Geschäft nieder. An einem Motel treffen sie den ehemaligen Priester Jacob (Harvey Keitel, Mr. White aus „Reservoir Dogs“) und seine Kinder Kate (Juliette Lewis, Mallory Knox aus „Natural Born Killers“) und Scott (Ernest Liu), die im Wohnmobil durchs Land reisen wollen. Ohne zu zögern, nehmen Seth und Richard auch die Familie als Geisel und zwingen sie, die beiden nach Mexiko zu schmuggeln.
Als auch das gelingt, will Seth sich bei der Familie erkenntlich zeigen und lädt alle in eine heruntergekommenen Spelunke namens „Titty Twister“ ein. Er verspricht, alle frei zu lassen, sobald sein Kontaktmann ihn am Morgengrauen in der Bar abholt. Zunächst feiert die Gruppe ausgelassen, doch schon bald wird klar, dass das Personal des „Titty Twister“ ein weitaus größeres Interesse an seinen Gästen hat, als ihnen lieb sein kann. Gemeinsam mit weiteren Bar-Gästen wie dem Vietnam-Veteranen Frost (Fred Williamson, Spearchucker aus „MASH“) und dem Kleingangster Sex Machine (Tom Savini, Osiris aus „Machete“) beginnt ein Kampf ums Überleben.
Kritik: Im Jahr 1996, ein Jahr nachdem Quentin Tarantino den Drehbuch-Oscar für „Pulp Fiction“ gewonnen hatte, verfilmte sein enger Freund Robert Rodriguez ein weiteres Skript von ihm. Mit der Handlung eines B-Movies gelang es dem Traum-Duo, einen der größten Kult-Filme aller Zeiten zu drehen, den Schlangentanz salonfähig und George Clooney zum Weltstar zu machen. In diesem Werk werden Elemente von Satire, Horror und Road-Movie geschickt miteinander verknüpft und mit grandiosen One-Linern untermalt. Der Film wurde aufgrund seiner exzessiven Gewaltszenen oft kritisiert und landete in Deutschland auf dem Index (auch in dieser Fassung fehlen zwei Minuten).
Doch gerade die blutigen Szenen sind als Statement von Tarantino und Rodriguez zu sehen, die ihren Ruf,gewaltverherrlichend zu sein, hier selbstbewusst und ironisch nocheinmal unterstreichen. Die Szenen wirken bizarr und überzogen, aber keinesfalls schockierend. Weitere Situationen, in denen zu „realistischer“ Gewaltanwendung kommt, wie bei der Vergewaltigung und Ermordung Glorias durch Richard, werden nur angedeutet. Hier spielt Rodriguez mit der Erwartungshaltung des Zuschauers und führt ihm den eigenen Voyeurismus vor Augen. Handwerklich zeigt der Film nie Schwächen und glänzt mit den einfachen aber wirkungsvollen Effekten von Greg Nicotero.
Clooney und Hayek werden zu Weltstars
Unvorstellbar aber wahr: Vor „From Dusk Till Dawn“ war George Clooney nur ein kleiner Serien-Star in „Emergency Room“. 1995 agierte Quentin Tarantino als Gast-Regisseur in „Emergency Room“ und sah in Clooney den perfekten Seth Gecko. Daraufhin traf er sich einige Male mit Clooney und gab ihm gemeinsam mit Rodriguez die Rolle. Clooney zahlte es mehr als zurück: Er war charismatisch, bewies grandioses Timing und war unglaublich cool. Mit der Leistung in diesem Film legte der spätere Oscar-Gewinner („Syriana“) den Grundstein für seine beispiellose Karriere. Quentin Tarantino ist ein überragender Regisseur und Drehbuch-Autor. Ein großer Schauspieler wird er deswegen trotzdem in diesem Leben nicht mehr. In der Rolle des psychotischen Richard wirkt er relativ albern. Für seine Leistung wurde er für eine goldene Himbeere als „Worst Supporting Actor“ nominiert.
Harvey Keitel wurde in diesem Film komplett gegen sein Rollenklischee besetzt und glänzt als Priester, der seinen Glauben verloren hat. Wie er und Clooney sich in dem Film gegenseitig die Bälle zuspielen, macht Spaß. Juliette Lewis, die sich nach „Natural Born Killers“ (1994) auf ihrem Karrierehöhepunkt befand, fügt sich als Kate Fuller perfekt in die Besetzung ein. Ihre Figur ist auf der einen Seite naiv und süß, auf der anderen Seite rau und schlagfertig. Eine absolut gelungene Vorstellung.
Salma Hayek hat zwar nur wenige Minuten Leinwandzeit, nutzt diese für einen mittlerweile legendären Auftritt aber voll aus. Als Santanico Pandemonium, eine Tänzerin im „Titty Twister“, führt sie einen atemberaubenden Schlangentanz vor, der den Wendepunkt im Film darstellt und später von zahlreichen Musikerinnen wie beispielsweise Britney Spears in deren Videos erneut aufgegriffen wurde. Untermalt wird dieser Tanz von dem Lied „After Dark“ mit dem die Band „Tito & Tarantula“ ihren Durchbruch feiern konnte.
Cheech Marin („Cheech & Chong“) kommt in „From Dusk Till Dawn“ gleich dreimal zum Zug: Er spielt sowohl den Grenzpolizisten, als auch den Türsteher des „Titty Twister“ und den Kontaktmann der Gecko-Brüder. Speziell mit seiner „Pussy“-Ansprache vor dem „Titty Twister“ darf auch er einen denkwürdigen Auftritt feiern. Rodriguez’ Cousin Danny Trejo („Machete“) als Barkeeper Razor Charlie, 70er Jahre Kultstar Fred Williamson und Horrorfilmlegende Tom Savini komplettieren das bunte Ensemble mit ebenfalls gelungenen Auftritten.
Robert Rodriguez und Quentin Tarantino werden auf ewig die Filmfans spalten: Für die einen sind ihre Filme absolute Meisterwerke, für die anderen gewaltverherrlichender Humbug. „From Dusk Till Dawn“ ist vor allem eine augenzwinkernde Groteske, die mit dem plötzlichen Richtungswechsel des Films immer wieder begeistern kann. Leider wird es volljährigen Personen immer noch in Deutschland untersagt, diesen Film in seiner kompletten Fassung anzusehen, sodass bei der Special Edition zwei lieblos herausgeschnittene Minuten fehlen. Daher gibt es bei diesem Referenzwerk des modernen Unterhaltungsfilms am Ende doch einen, von den Machern unverschuldeten, Wermutstropfen.
4 von 5 Punkten
Bild: Der Bildtransfer bietet eine deutliche Verbesserung zur DVD-Fassung für dieses mittlerweile schon 16 Jahre alte Werk. Sehr detailteich, klare kräftige Werke und ein optimaler Schwarzwert machen die Blu-Ray-Umsetzung dieses Films zum Genuss. Allerdings fällt hier das (von Rodriguez bewusst eingesetzte) starke Filmkorn an manchen Stellen unangenehm auf und macht das Bild unruhiger, als es bei der DVD-Umsetzung der Fall war.
4,5 von 5 Punkten
Ton: Der deutsche und englische Ton in DTS-HD MA 5.1-Sound ist gut gelungen, die Verständlichkeit der tollen Dialoge ist immer gegeben und die Effekte sind ebenfalls gut umgesetzt. Insgesamt ist der Ton aber etwas frontlastig ausgefallen.
4 von 5 Punkten
Extras: Die Special Edition hält eine komplette Blu-Ray mit vier Stunden Bonusmaterial bereit. Ausführliche Interviews mit Robert Kurtzman und George Clooney, ein Making Of, zahlreiche Features, sowie Musikvideos und Trailer lassen keine Wünsche offen.
5 von 5 Punkten
Gesamt: 4,5 von 5 Punkten
Der Film ist aktuell im Programm von Arthaus+, Sky und Paramount+ zu sehen.
Quelle: mjadro,StudioCanal, YouTube
From dusk till dawn
Originaltitel: | From dusk till dawn |
Regie: | Robert Rodriguez |
Darsteller: | George Clooney, Quentin Tarantino, Harvey Keitel, Juliette Lewis |
Genre: | Horror |
Produktionsland/-jahr: | USA, 1996 |
Verleih: | StudioCanal |
Länge: | 104 Minuten |
FSK: | ab 18 Jahren |