Review: Hatufim – In der Hand des Feindes – Staffel 1 (DVD)

Das DVD-Cover von "Hatufim" (Quelle: Universal Pictures)

Das DVD-Cover von “Hatufim” (Quelle: Universal Pictures)

Inhalt: Vor 17 Jahren waren die israelischen Elite-Soldaten Nimrod Klein (Yoram Toledano), Uri Zach (Ishai Golan) und Amiel Ben-Horin (Assi Cohen) im Libanon in Kriegsgefangenschaft geraten. Amiel ist während der unvorstellbaren Torturen verstorben. Jetzt endlich konnte die Regierung Israels durch massive Zugeständnisse die Freilassung von Uri und Nimrod bewirken.

Die beiden kehren in eine Welt zurück, die sie überhaupt nicht mehr kennen. Nimrod sieht seine treusorgende Frau Talia (Yaël Abecassis) wieder, die all die Jahre auf ihn gewartet und um seine Freilassung gekämpft hat. Die gemeinsame Tochter Dana (Yael Eitan) ist inzwischen eine 19-jährige, etwas zynische Frau geworden. Seinen 16 Jahre alten Sohn Asaf (Adam Kent) sieht Nimrod zum ersten Mal.

Kritik: Uri war vor seiner Gefangenschaft mit Nurit (Milli Avital, „Stargate“) verlobt gewesen. Diese hatte irgendwann die Hoffnung aufgegeben, Uris Bruder Hatzav (Guy Selnik) geheiratet und mit ihm einen Sohn bekommen. Nun steht Nurit vor der schweren Situation, Uri die Tatsachen beizubringen. Für Amiels Schwester Yael (Adi Ezroni) bricht eine Welt zusammen, als ihre Hoffnungen auf eine Rückkehr ihres über alles geliebten Bruder für immer zerstört werden. Der Militär-Helfer Ilan (Nevo Kimchi), der sich während der letzten Jahre der Gefangenschaft um die Probleme der daheim gebliebenen Familien gekümmert hat, möchte ihr durch diese schwere Zeit helfen.

Kurze Zeit nach der Rückkehr werden Uri und Nimrod von dem Militärpsychologen Haim (Gal Zaid) vernommen. Da sich die beiden immer mehr in Widersprüche verstricken, bekommt Haim einen schrecklichen Verdacht und lässt die gefeierten Heimkehrer überwachen.

Die Familien erwarten die Heimkehr der lang vermissten Soldaten (Quelle: Universal Pictures)

Die Familien erwarten die Heimkehr der lang vermissten Soldaten (Quelle: Universal Pictures)

Im Jahr 2009 wurde „Hatufim“ (was übersetzt „Die Entführten“ bedeutet) gedreht und konnte sich innerhalb kurzer Zeit zur erfolgreichsten israelischen Serie aller Zeiten entwickeln. Trotzdem hätte es wohl nie eine deutsche Synchronisation gegeben, wenn diese dramatische Geschichte nicht das Vorbild für die von Kritik und Fans gefeierte amerikanische Thriller-Serie „Homeland“ gewesen wäre. Beide Varianten stammen von Showrunner Gideon Raff, der bei „Hatufim“ die Drehbücher schrieb und Regie führte. Während die tolle amerikanische Serie hauptsächlich auf Spannung setzt, steht hier mehr Psychologie und beklemmende Einblicke in die Gefangenschaft im Vordergrund. Raff schafft es hier, eine reale Atmosphäre zu erzeugen, in der sich offen und ehrlich mit diesem schweren Thema auseinander gesetzt wird.

Menschliche Charaktere und ein Verzicht auf Schwarz-Weiß-Malerei

Nimrod und Uri kommen in die alte, neue Welt (Quelle: Universal Pictures)

Nimrod und Uri kommen in die alte, neue Welt (Quelle: Universal Pictures)

Ohne zu werten und ohne Bösewichter entsteht so eine intensive Erzählung über die drei Familien, die durch die Kriegsgefangenschaft zerstört oder zumindest schwer beschädigt wurden. Gideon Raff verlässt sich auf die Wucht, die diese Geschichte mit sich bringt und zieht seinen Stil konsequent durch. Besonders die düsteren, bedrückenden Szenen aus den Zellen von Uri, Nimrod und Amiel hinterlassen ergreifende Eindrücke. Ein weiterer großer Trumpf sind die bis zur kleinsten Nebenrolle vielschichtigen Charaktere, die von herausragenden Schauspielern verkörpert werden. Vor allem die Darsteller der Heimkehrer leisten unfassbar viel. Yoram Toledano spielt den scheinbar abgeklärten Anführertypen Nimrod, der für seine Umwelt stark wirken will, aber nur schwer mit den Ereignissen der vergangenen Jahre klar kommt. Auch Ishai Golan als schüchterner, wortkarger Uri hinterlässt einen glänzenden Eindruck.

In der Haft waren die Soldaten schlimmsten Gewalttaten ausgesetzt (Quelle: Universal Pictures)

In der Haft waren die Soldaten schlimmsten Gewalttaten ausgesetzt (Quelle: Universal Pictures)

Daneben hat „Hatufim“ aber noch eine ganze Reihe andere toller Figuren zu bieten. Yaël Abecassis als taffe Talia, die nur schwer mit der lange erkämpften Heimkehr ihres Mannes zurecht kommt, Milli Avital in der Rolle der verzweifelten Nurit, die unerwartet ihre alte Liebe zurück bekommt und in einem Dilemma steckt, Adi Ezroni als trauernde Schwester, die den Tod ihres Bruders nicht wahr haben möchte und auch Yael Eitan als bissig-agressive Dana: Eine solche Ansammlung großartiger Frauenfiguren dürfte man wohl in kaum einer anderen Serie finden.

Die zehn Episoden von der ersten Staffel „Hatufim – In der Hand des Feindes“ sind in ihren fesselnd spannenden Momenten ebenso gut wie in den vielen ruhig-nachdenklichen. Nach einer kleinen Pause wurde 2012 nebenbei eine zweite Staffel der Serie veröffentlicht. Die Zuschauer niveauvoller TV-Unterhaltung können noch einmal den Erfolg von „Homeland“ feiern, der diesem Format erst eine internationale Plattform gegeben hat. Auch wenn oder sogar weil die Herangehensweise des israelischen Formates eine ganz andere ist, wie beim großen Bruder aus den USA, ist diese Serie rund um die traumatischen Erlebnisse der Protagonisten sicher mehr als nur einen Blick wert.

Haim misstraut den Heimkehrern (Quelle: Universal Pictures)

Haim misstraut den Heimkehrern (Quelle: Universal Pictures)

Die Staffel ist ab dem 08.08.2013 auf DVD erhältlich.

4,5 von 5 Punkten

Bild: Die Bildqualität ist teilweise etwas durchwachsen. In den hellen Szenen sind Schärfe und Farben auf gutem DVD-Niveau. Bei den dunklen Sequenzen (wie den Rückblenden) ist zeitweise eine grobe Körnung zu sehen, durch die viele Details verloren gehen. Auch die Kontraste sind eher verbesserungsdürftig. Dennoch ist die Gesamtqualität auf passablem Level.

2,5 von 5 Punkten

Ton: Auch die Tonqualität ist technisch ausbaufähig. Die deutsche Spur liegt nur in Dolby Digital 2.0 vor. Die Dialoge sind zwar immer verständlich, kommen aber natürlich nur frontal und hören sich zeitweise etwas dumpf an. Hintergrundgeräusche sind im Rahmen einer 2.0-Spur ordentlich abgemischt worden.

2,5 von 5 Punkten

Extras: Es gibt leider keine Bonusmaterialien zu „Hatufim“.

0 von 5 Punkten

Gesamt: 3,5 von 5 Punkten


Quelle: ArrowFilmUK, YouTube

Hatufim – In der Hand des Feindes - Season 1

Originaltitel:Hatufim
Entwickler:Gideon Raff
Darsteller:Yaël Abecassis, Mili Avital, Assi Cohen
Genre:Drama-Serie
Produktionsland/-jahr:Israel, 2009
Verleih:Universal Pictures
Länge:10 Episoden zu je 50 Minuten
FSK: ab 16 Jahren

Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am 03.08.2013
Hatufim: In der Hand des Feindes (DVD)

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