Review: Der große Gatsby

Das Kinoplakat von "Der große Gatsby" (Quelle: Warner Bros Germany)

Das Kinoplakat von “Der große Gatsby” (Quelle: Warner Bros Germany)

Inhalt: Im Jahr 1922 kommt der junge, unbedarfte Nick Carraway (Tobey Maguire, „Brothers“) nach New York, um dort Karriere als Broker zu machen. Er genießt die Partys, bei denen die Moral ähnlich locker sitzt wie der in Strömen fließende Alkohol. Eines Tages wird er von seinem reichen Nachbarn Jay Gatsby (Leonardo di Caprio, „J. Edgar“) auf eine von dessen legendären Feiern eingeladen. Erst etwas später erfährt Nick den Grund für Gatsbys Freundlichkeit: Der Millionär war einst mit Nicks Cousine Daisy (Carey Mulligan, „Drive“) liiert, die inzwischen mit ihrem Mann Tom (Joel Edgerton, „Warrior“) auf der anderen Seite des Flusses wohnt. Dank der Hilfe Nicks flammt die alte Liebe von Gatsby und Daisy bald wieder auf. Nick ist zeitgleich befremdet und fasziniert von der Welt der Reichen und Schönen, wo im Hintergrund gelogen und betrogen wird, wenn es nur dem eigenen Wohl nützt. So wird Carraway zu einem Buch über eine unmögliche Liebe, große Hoffnungen und einem tragischen Unfall inspiriert.

 

Kritik: Im Jahr 1925 brachte F. Scott Fitzgerald sein sozialkritisches Buch „The Great Gatsby“ auf den Markt, was schnell zum Klassiker wurde und bereits einige Male verfilmt wurde. Besonders die 1974er-Version mit Robert Redford und Mia Farrow wurde ebenfalls zu einem internationalen Erfolg. Jetzt hat Baz Luhrman, ein Meister von schrillen und kreativen Literaturinterpretationen („Romeo & Julia“), diese Neuauflage gedreht. Tatsächlich ist Luhrman eine vollkommen neue Herangehensweise an den bekannten Stoff gelungen. Wie erwartet besticht der Film aber vor allem durch seine optischen Elemente. Großartige Kostüme und pompöse, bunte Sets wirken vor allem in der gelungenen 3D-Fassung überwältigend. Eher irritierend ist der Score ausgefallen. Das moderne Stücke im Hintergrund passend zum damaligen Zeitgeist interpretiert werden (stark: das Emeli Sande-Cover von Beyonce Knowles’ „Crazy in Love“) passt zu den Arbeiten von Baz Luhrman und ist noch durchaus überzeugend. Warum aber auf einer Party in den 1920er-Jahren Techno und Hip Hop laufen, erschließt sich auch bei genauem Hinhören nicht.

Mal wieder flache Figurenzeichnung – trotzdem gut gespielt

Gatsby fährt vor (Quelle: Warner Bros Germany)

Gatsby fährt vor (Quelle: Warner Bros Germany)

Wie in der 1974er-Interpretation von Jack Clayton kommt auch Luhrmans Film bei weitem nicht an die tiefsinnigen Charaktere der Romanvorlage heran. Hier sind die Figuren mehr oder weniger nur Symbole für ihren Stand in der Gesellschaft. Jay Gatsby ist der mythische Reiche, der sich hinter seinem Schloss, seinen Partys und den (teils selbst gesponnenen) Legenden um ihn verbirgt. In den Gesprächen bleibt er meist oberflächlich und nennt seine Gesprächspartner nur „Old Sport“ (in fast nerviger Häufigkeit). Das trotzdem zeitweise eine Figur zum Anfassen entsteht, liegt an der Klasse von Leonardo di Caprio. Vor allem das Wiedersehen von Gatsby und Daisy in Nicks Haus gehört zu den beeindruckendsten Szenen im Film. Zu Beginn der Sequenzhatte Gatsby gewohnt großspurig das Wohnzimmer in eine Art exotischen Blumenladen umgebaut. Wenn dann seine große Liebe vor der Tür steht, verwandelt di Caprio seine Figur in einen schüchternen, nervösen Jungen, der im absoluten Kontrast zu der Maske steht, die Gatsby sonst trägt.

Nick beobachtet die Geschehnisse rund um ihn mit Interesse (Quelle: Warner Bros Germany)

Nick beobachtet die Geschehnisse rund um ihn mit Interesse (Quelle: Warner Bros Germany)

Tobey Maguire spielt den braven Broker Nick Carraway, der im Prinzip nur Zaungast in der Welt der Gatsbys und Buchanans ist, gewohnt sympathisch und liebenswert. Nebenbei lässt Luhrman die Geschichte von Carraway in einer psychiatrischen Anstalt beginnen (bleibende Schäden?), was ein durchaus interessanter Handlungskniff ist. Carey Mulligan ist erneut so zuckersüß, dass jeder Zuschauer die Gefühle von Jay Gatsby für sie nachvollziehen kann. Die Engländerin sprüht vor Charme und Energie und zeigt zu jedem Moment ihre großen Qualitäten. Joel Edgerton darf als Daisys Ehemann Tom seine fiese Seite ausleben. Tom ist elitär arrogant, rassistisch und Treue zu seiner Frau scheint auch nicht oberstes Gebot zu sein. Edgerton meistert seine Aufgabe ähnlich stark wie die Kollegen. Isla Fisher („Die Hochzeit unserer dicksten Freundin“)und Jason Clarke („Swerve – Falscher Ort, falsche Zeit“) sind darüber hinaus als Mittelstands-Ehepaar zu sehen, welchem im späteren Verlauf der Handlung eine durchaus große Bedeutung zukommt.

Die Neuauflage von „Der große Gatsby“ ist Baz Luhrman zu großen Teilen geglückt. In etwas zu langen 142 Minuten erzählt er eine schrillbunte Geschichte, die heute noch genauso wie in den 1920er-Jahren funktioniert. Mit etwas differenzierteren Personen wäre der Identifikationsfaktor aber noch deutlich höher gewesen.

3,5 von 5 Punkten

Der Film ist ab dem 03.05.2023 im Programm von Amazon Prime Video zu sehen.


Quelle: Warner Bros, YouTube

Der große Gatsby

Originaltitel:The Great Gatsby
Regie:Baz Luhrmann
Darsteller:Leonardo di Caprio, Carey Mulligan, Tobey Maguir, Joel Edgerton
Genre:Drama
Produktionsland/-jahr:USA, 2012
Verleih:Warner Bros.
Länge:142 Minuten
FSK:ab 12 Jahren
Offizielle Homepage zum Film:Der Internetauftritt von "Der große Gatsby"

Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am 05.05.2023
Review: Der große Gatsby (Kino)

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