Fantasy Filmfest 2015: Kill Your Friends

Steven nimmt seinen Job sehr ernst (© Ascot Elite)

Steven nimmt seinen Job sehr ernst (© Ascot Elite)

Inhalt: Steven Stelfox (Nicholas Hoult, „Young Ones“) hat sich mit 26 Jahren in eine leitende Position im A&R-Department einer großen britischen Plattenfirma hochgearbeitet. Seine Abteilung ist dafür verantwortlich, neue Künstler unter Vertrag zu nehmen und Steven sieht sich selbst als den optimalen Kandidaten, um diese Abteilung zu leiten. Das er und seine Kollegen unter dem Einfluss verschiedenster Drogen über die Zukunft von Tausenden von Musikern entscheiden und Millionen von Menschen die Musik der Zukunft vorsetzen, ist dabei herzlich egal. Währenddessen stehen er und seinesgleichen immer unter heftigem Druck: Ein teurer Deal mit einem Künstler, der den Massengeschmack nicht trifft, könnte das Karriereende bedeuten. Als Steven dann auch noch ein unfähiger Kollege als neuer Chef vor die Nase gesetzt werden soll, sieht er rot. Kurzerhand wird sich auf gewaltsame Art des Hindernisses entledigt. Doch statt ihn zu befördern, verpflichtet die Firma das von Steven gehasste Wunderkind Parker-Hall (Tom Riley). Jetzt muss ein äußerst perfider Plan her, wenn die Karriere-Planung noch Realität werden soll.

Kritik: Im Jahr 2005 veröffentlichte der Schotte John Niven seinen bitterbösen Roman „Kill Your Friends“, in dem er als ehemaliger A&R-Manager mit der Branche abrechnet. Nachdem das Buch lange keinen Verlag finden konnte, wurde es noch zum Bestseller. Für die Verfilmung des Stoffes schrieb Niven selbst die Drehbuch-Adaption. Unter der Regie von Owen Harris wurde die Satire dann umgesetzt. Natürlich ist die Geschichte nicht ganz neu: In „American Psycho“ war es die Wall Street, in „39,90“ die Werbebranche und in „House of Cards“ die Politik, die von einem besonders skrupellosen Ehrgeizling neu geordnet wurde. Auch wenn hier keine gewaltigen Innovationen zu erwarten sind, kommen die Fans von schwarzem Humor auf ihre Kosten. Schon eine drogenbeseelte, überraschend aggressive Eröffnungsszene zeigt, dass wir hier keine großen Sympathieträger kennen lernen werden. Steven ist ein mieser Kerl und zelebriert das. Zu seinem Glück hat er Kollegen, die nicht viel netter und lebenstauglicher sind. Es werden Intrigen geschmiedet, Leute beleidigt, Musik gehört und alles an Betäubungsmitteln konsumiert, was nicht festgeschraubt ist.

Dabei macht Steven das Publikum, welches er öfters direkt adressiert, zum Komplizen seiner Taten. Im augenzwinkernden ersten Akt ist alles noch recht leicht verdaulich und findet seinen Höhepunkt in einem denkwürdigen Cameo: Moritz Bleibtreu treibt als Fokuhila-tragender, zugekokster Star-DJ mit seinem neuen – nicht jugendfreien – Hit seine potenziellen Produzenten in die Verzweiflung. Ob es jetzt diese „Hit-Maschine“, ein künstlerisch angehauchter Rapper, der nach einem tragischen Zwischenfall interessant wird, eine talentfreie Unterschicht-Girl Group oder eine vegane Indie-Band ist, lässt das Umfeld den „alternativen Lebensstil“ des Protagonisten fast nachvollziehen. Dieser wird von Nicholas Hoult erstaunlich gut verkörpert, auch wenn ihm die Vielseitigkeit und Ausstrahlung eines Christian Bale oder Jean Dujardin natürlich etwas abgeht. Der neue „Transporter“ Ed Skrein ist ebenfalls als mäßig talentierter Talent-Scout zu sehen. Wirklich spaßig ist auch James Corden („Can A Song Save Your Life?“), der hier als Drogen-Wrack seinem Kollegen das Leben schwer macht.

So entwickelt sich eine Geschichte, die in ihrem Verlauf immer finsterer wird und ein eben solches Bild auf die Musikbranche wirft. Dabei zeigen Harris und Niven eine erstaunliche Stilsicherheit, die selbst die Zerkleinerung von Körperteilen noch unterhaltsam erscheinen lässt. Für diejenigen, für die der Humor so dunkel wie nur eben möglich sein darf und die an den oben genannten Werken bereits Spaß hatten, wird „Kill Your Friends“ ein echtes Film-Highlight. Mit einer enorm hohen Trefferquote bei den Gags und einem noch höheren Grad an Abgedrehtheit holt der Film alles aus seinen Möglichkeiten.

4 von 5 Punkten


Quelle: Ascot Elite, Leinwandreporter TV, YouTube

Kill Your Friends

Originaltitel:Kill Your Friends
Regie:Owen Harris
Darsteller:Nicholas Hoult, Ed Skrein, James Corden, Georgina King, Rosanna Arquette, Moritz Bleibtreu
Genre:Satire, Thriller
Produktionsland/-jahr:UK, 2015
Verleih:Ascot Elite
Länge:100 Minuten
FSK:ab 16 Jahren

Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am 22.08.2015
Fantasy Filmfest: Kill Your Friends (Kino)

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