Inhalt: Im Palace Hotel in den Schweizer Alpen herrscht am 31.12.1999 hektisches Treiben. Zwischen Verschwörungstheorien und hohen Ansprüchen der wohlhabenden Besucher haben Hotel-Manager Hansueli (Oliver Masucci, „Schachnovelle“) und sein Team alle Hände voll zu tun. Ob Gräfin (Fanny Ardant) mit verwöhntem Hund inkl. kaputter Verdauung, Geld-Adel (John Cleese) mit viel zu junger Frau (Bronwyn James) oder Ganoven (Mickey Rourke, „Angel Heart“), der auch während seiner Tricksereien einen gewissen Luxus wünscht: das Publikum ist wahrlich nicht alltäglich. Eine Leiche sorgt für zusätzliches Chaos.
Kritik: Das Privatleben von Roman Polanski kann sicherlich diskutiert werden. Als Filmemacher sorgt er seit fast 60 Jahren für Kinoerlebnisse, die im Kopf bleiben. Mit inzwischen 90 Jahren hat er mit der Satire „The Palace“ noch einmal ein Spätwerk vorgelegt. Sehr schnell muss konstatiert werden, dass er hierauf besser verzichtet hätte. Arg betulich führt er durch seinen titelgebenden Handlungsort, in dem keiner der schrägen Charaktere wirklich interessant oder originell wirkt. Beim Humor bekommt man schnell (zwischen Hundekot und hartnäckigen Altmänner-Erektionen) den Eindruck, hier eher in einem Werk von Til Schweiger gelandet zu sein – selbst wenn „The Palace“ zumindest einigermaßen filmisch aussieht.
Die satirischen Spitzen sind eindimensional und bieder (Reiche sind abgehoben und sonderbar…) und spätestens, wenn Polanski eine freudlose „Chinatown“-Selbstreferenz sowie einen schmerzhaft unlustigen „Immer Ärger mit Bernie“-Subplot ins Leben ruft, dürfte sich der eine oder andere Zuschauer entsetzt abwenden. Der gewohnt charismatische Oliver Masucci versucht händeringend, die vielen Fäden aus belanglosen und auf dumpfen Kalauern basierenden Kurzgeschichten zusammenzuhalten, was ihm trotz anerkennenswerten Mühen gar nicht gelingen kann.
Es ist zumindest erfreulich, den betagten John Cleese beim immer noch hemmungslosen Herumblödeln zu sehen. Ein Mickey Rourke, dessen Charakter eigentlich nur aus blonder Perücke und orangenem Selbstbräuner (wer da wohl parodiert werden soll?…) besteht, Fanny Ardant als nicht zurechnungsfähige Irre oder Milan Peschel (apropos Til Schweiger-Filme), dessen Buchhalter-Muttersöhnchen mit Kriminalität und Drogen in Berührung kommt, sind nur ein paar Beispiele für zahllose Figuren, die ins Leere führen.
Es gibt wohl kaum schlimmere Genre-Kombinationen als Komödien, die nicht lustig sind. Wenn es nur eine seichte Direct-to-Netflix-Produktion wäre, die ein No-Name-Regisseur für die Hintergrundbeschallung an den Feiertagen veröffentlicht, hätte man „The Palace“ wohl mit einem Achselzucken abgetan. Aus der Feder eines der größten Filmemacher unserer Zeit wird das Gezeigte, bei dem es nicht eine wirklich amüsante, geschweige denn einfallsreiche Szene gibt, zum reinen Ärgernis.
1,5 von 5 Punkten
Der Film ist ab dem 18.07.2024 im Programm von Amazon Prime Video zu sehen.
Quelle: Weltkino, YouTube
The Palace
Originaltitel: | The Palace |
Regie: | Roman Polanski |
Darsteller: | Oliver Masucci, John Cleese, Fanny Ardant |
Genre: | Komödie |
Produktionsland/-jahr: | Italien, Schweiz, Polen, Frankreich, 2023 |
Verleih: | Weltkino |
Länge: | 100 Minuten |
FSK: | ab 12 Jahren |
Kinostart: | 18.01.2024 |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Weltkino