Kino

Review: Lucky Day (Kino)

Das Plakat von “Lucky Day” (© Busch Media)

Inhalt: Gerade erst hat Safeknacker Red (Luke Bracey, „Point Break“) zwei Jahre Knast hinter sich gebracht und freut sich jetzt darauf, seine Künstler-Ehefrau Chloe (Nina Dobrev, „xXx – Die Rückkehr des Xander Cage“) und die gemeinsame Tochhter Beatrice (Ella Ryan Quinn) in die Arme zu schließen. Doch schon der erste Tag in Freiheit wird zur harten Belastungsprobe: Sein bester Kumpel (Clé Bennett, „Jigsaw“) will ihn direkt für den nächsten Coup einspannen und der raue Bewährungshelfer (Clifton Collins Jr., „The Safe – Niemand wird verschont“) würde ihn gerne sofort wieder einsperren. Als dann auch noch ein vollkommen durchgeknallter Auftragskiller (Crispin Glover, „Gilbert Grape – Irgendwo in Iowa“) mit Rachefantasien vor seiner Haustür auftaucht, wird es wirklich anstrengend.

 

Kritik: Bis sich die beiden über die Credits am Drehbuch zu „Pulp Fiction“ vorübergehend zerstritten haben, waren Roger Avary und Quentin Tarantino enge Freunde und künstlerische Partner. Danach liefen die Karrieren eindeutig auseinander. Während Tarantino zu den größten Namen Hollywoods zählt, führte Avarys Weg zeitweise sogar (wegen fahrlässiger Tötung) ins Gefängnis. Für sein Comeback suchte er sich eine lose Fortsetzung zu seiner bislang bekanntesten (was nicht überzeugend heißt) Regiearbeit „Killing Zoe“ aus. Der bereits 2019 in den USA veröffentlichte „Lucky Day“ spielt zwar nicht mehr in Paris und hat auch – abgesehen von einem kurzen Erzählter-Auftritt von Eric Stoltz im englischen Original – figurentechnisch nichts mit seinem Vorgänger gemein. Die Parallelen sind trotzdem offensichtlich.

Die Frankreich-Liebhaberei Avarys nimmt hier noch bizarrere Züge an. So will die kleine Beatrice nur noch französisch sprechen. Nina Dobrevs Charakter stammt direkt aus dem Land, weshalb sich die Schauspielerin an ihrem (sichtlich mäßigen) Talent für Akzente probieren darf. Und dann wäre da noch Crispin Glovers Luc, der auf einem ganz eigenen Zettel steht. Aus den Hauptfiguren Zed und Zoe werden Red und Chloe. Hinzu kommen ein paar Szenen, die Avary eindeutig zum Selbstzitat verwendet.

HALLO! MCFLY! (© Busch Media)

Insgesamt ist „Lucky Day“ ein höchst merkwürdiger Film. Über eine lange Phase wirkt das Gezeigte wie ein billige Tarantino-Imitation – obwohl Roger Avary diesen Stil ja nachhaltig geprägt hat. Scheinbar zusammenhanglos werden einzelne Sequenzen aneinander gehängt und mit pseudocleveren Dialogen aufgefüllt. Ein großes Problem sind da sicherlich die erwähnten Hauptfiguren, die noch weniger zu bieten haben als Chloes (Achtung: Euphemismus) minimalistische Kunst. Luke Bracey und Nina Dobrev fehlt es auch an Ausstrahlung und schauspielerischer Qualität, um ihren Charakteren etwas abzugewinnen, was nicht auf dem Blatt steht.

Ganz anders sieht das mit Crispin Glover aus. Jedes Mal, wenn er schief grinsend, hemmungslos chargierend und mit groteskem, aber vollkommen passenden Sprachmuster die Bühne betritt, wird aus „Lucky Day“ ein sehr viel besserer und unterhaltsamerer Film. Von den Nebendarstellern sorgt allenfalls Clifton Collins Jr. als übellauniger Bewährungshelfer für ein bisschen Mehrwert. In den letzten 30 Minuten, wenn sich die Geschichte von der Episoden-Struktur verabschiedet, entsteht mit ein paar netten Einfällen ein zwar immer noch nicht wirklich gelungener, aber zumindest konstant kurzweiliger Film.

Als Sequel von (dem hauptsächlich wegen Avarys anderer Erfolge mit dem Kult-Stempel versehenen) „Killing Zoe“ wirkt „Lucky Day“ ein wenig wie aus der Zeit gefallen. Ziemlich zäh und ziellos stolpert der Film durch seine Handlung, die erst im letzten Drittel Boden unter den Füßen bekommt. Es ist fast ausschließlich einer absolut köstlichen und überqualifizierten Performance von Crispin Glover zu verdanken, dass „Lucky Day“ am Ende des Tages sogar phasenweise ziemlich sehenswert ist.

2,5 von 5 Punkten


Quelle: Busch Media, YouTube

Lucky Day

Originaltitel:Lucky Day
Regie:Roger Avary
Darsteller:Luke Bracey, Crispin Glover, Nina Dobrev
Genre:Thriller, Action, Krimi
Produktionsland/-jahr:USA, 2019
Verleih:Busch Media Group
Länge: 95 Minuten
FSK: ab 16 Jahren
Kinostart: 14.09.2023

Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Busch Media

Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am 07.09.2023
Review: Lucky Day (Kino)

Thomas

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