Inhalt: Vor fünf Jahren sind Frau und Sohn des Polizeipsychologen Martin Schwartz (Lucas Gregorowicz, „Lommbock“) auf einer Kreuzfahrt spurlos verschwunden. Als er unerwartet die Nachricht bekommt, dass sich auf dem gleichen Schiff ein vergleichbarer Fall ereignet hat, geht er an Bord, um auf eigene Faust zu ermitteln. Der Kapitän (Oliver Mommsen) und viele andere Leute auf dem Schiff sind wenig begeistert von der Ankunft von Schwartz. Als dieser dann aber von einem Mädchen, das zunächst vermisst war, einen Teddy bekommt, der seinem Sohn gehört hat, setzt der Psychologe alles auf eine Karte.
Kritik: Seit 2006 ist der Jurist und Radio-Programmdirektor Sebastian Fitzek als Thriller-Autor ziemlich erfolgreich. Seine zumeist tempo- und wendungsreichen Thriller, die selten ein großes Augenmerk auf Tiefgang legen, haben große Fankreise aber auch eine Menge an Kritikern. Zuletzt wurde „Abgeschnitten“ von Christian Alvart zu einem überkonstruierten, aber sehr spaßigen Kinofilm adaptiert. Ein Preisregal tiefer ist diese Fitzek-Verfilmung hier zu finden. Alexander Dierbach hat den gleichnamigen Roman für RTL umgesetzt. Leider sorgt er nicht dafür, dass sich Zuschauer über spannenden Mystery-Thrill erfreuen können. In viel zu langen 116 Minuten, bei denen konstant gruselige Dialoge ein durchgängiges Thema sind, kann die fehlende Glaubwürdigkeit nie durch Unterhaltungswert aufgefangen werden. In einer Einleitungssequenz, in der Polizeipsychologe Martin gerade einen lebensgefährlichen Undercover-Einsatz absolviert (machen die das wirklich?), tun sich die ersten Fragen auf.
Danach gibt es ein paar Klischee-Momente zu bewundern, in denen das Publikum auf möglichst hölzerne Art mit der nötigen Exposition versorgt wird. Sobald der Protagonist auf dem Schiff angekommen ist, dürften sich die meisten dann auf eine kurzweilige Schnitzeljagd freuen. Diese ist aber derart uninspiriert und dröge, dass dem Zuschauer viel zu viel Zeit gegeben wird, über die logischen Lücken und konstruierten Handlungsverläufe Gedanken zu machen (ist Martin jetzt Oberbefehlshaber auf dem Schiff, weil er die Hauptfigur ist, oder weil Polizeipsychologen in diesem Universum alles können und dürfen?). Selbst wenn sich wie erwartet ein Twist an den nächsten hängt, bleibt hier die nötige Spannung lange Zeit komplett auf der Strecke. Gerade Nebenplots, die dramaturgisch vollkommen unnötig erscheinen und „Passagier 23“ teilweise zum kompletten Stillstand bringen, sind hier besonders störend.
Mit Lucas Gregorowicz, der noch versucht, dem gebeutelten Martin, der zwischen anstrengenden Mitmenschen und zahllosen Traumsequenzen das Rätsel seines Lebens lösen will, etwas abzugewinnen, hat der Film einen soliden Hauptdarsteller. Neben ihm wird – auch aufgrund des Materials – bestenfalls passables TV-Niveau geboten. Wenn der Plot dann zur Auflösung kommt und Storylines zusammengeführt werden (sollen), offenbart der Film zumindest eine halbwegs unterhaltsame Tendenz zur unfreiwilligen Komik, die aber in der inhaltlichen Konfusion ziemlich untergeht.
„Passagier 23 – Verschollen auf hoher See“ fehlt es nahezu an allen Ecken. Eine versponnene, zähflüssige, kaum strukturierte und kaum funktionstüchtige Geschichte, fürchterliche Dialoge, eine viel zu lange Spielzeit und fehlende Schauwerte sind nur ein paar Gründe, weshalb dieser TV-Thriller nahezu ungenießbar ist.
Der Film ist ab dem 25.01.2019 auf DVD erhältlich.
1,5 von 5 Punkten
Bild: Natürlich sieht man dem Film teilweise an, dass es sich um TV-Unterhaltung aus dem unteren Preissegment handelt. Schärfe und Detaildarstellung sind bei Close-Ups gut und sind ansonsten (für eine DVD) eher im Mittelmaß einzuordnen. Die Farben könnten teils etwas kräftiger sein, sehen aber immer noch ordentlich aus. Kontraste und Schwarzwert zeigen ab und zu ein paar Schwächen, liefern aber solide Kost. Manche dunklen Szenen (zum Beispiel im Gefängnis der Geisel) ist das Bild noch unruhiger, als es ohne stilistisch gewollt ist.
3 von 5 Punkten
Ton: Der deutsche Dolby Digital 2.0-Ton reicht vollkommen aus, um das komplett unspektakuläre Sounddesign des Films abzubilden. Die Dialoge sind immer problemlos verständlich. Der Ansatz von Effekten und Dynamik sind hier ausgesprochen rar gesät. Auch hier ist ziemlich offensichtlich, dass der Film auf eine TV-Übertragung ausgelegt ist.
3 von 5 Punkten
Extras: Ein paar Trailer sind der einzige Bonus auf der Blu-ray.
1 von 5 Punkten
Gesamt: 2 von 5 Punkten
Quelle: RTL, YouTube
Passagier 23
Originaltitel: | Passagier 23 |
Regie: | Alexander Dierbach |
Darsteller: | Lucas Gregorowicz, Picco von Groote, Oliver Mommsen, Kim Riedle, Liane Forestieri, India Antony |
Genre: | Thriller |
Produktionsland/-jahr: | Deutschland, 2018 |
Verleih: | Universum Film |
Länge: | 116 Minuten |
FSK: | ab 12 Jahren |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Universum Film
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 25.01.2019
Review: Passagier 23 – Verschwunden auf hoher See (DVD)