Review: Wildling (Mediabook)

Das Mediabook-Artwork von "Wildling" (© Capelight Pictures)

Das Mediabook-Artwork von “Wildling” (© Capelight Pictures)

Inhalt: Seit ihrer Kindheit wurde Anna (Bel Powley) von einem Mann (Brad Dourif, „Cult of Chucky“) in einem Raum einer Waldhütte gefangen gehalten. Um sie von der Außenwelt fernzuhalten, erzählte er ihr immer von gruseligen Kreaturen – den Wildlingen – die sich von Kindern ernähren. Im Alter von 16 Jahren wird Anna von der Polizei aufgegriffen und befreit. Auch wenn sie sich zunächst schwer tut, gewöhnt sie sich bald an das ganz andere Leben mit ihren Mitmenschen. Die Polizistin Ellen Cooper (Liv Tyler, „Robot & Frank“) nimmt die junge Frau bei sich auf und hilft ihr, die vielen, neuen Eindrücke zu verarbeiten. Noch ahnt keiner, wie anders Anna wirklich ist.

Kritik: Mit seiner in München ansässigen Firma Toccata Film hat Fritz Böhm in den vergangenen 15 Jahren schon hinter den Kulissen zahlreicher größerer Produktionen gearbeitet. Nun feierte mit diesem Film sein Langfilm-Debüt als Regisseur und Drehbuchautor. Schnell lässt sich erkennen, dass Böhm kein Branchen-Neuling ist. In klug strukturierten Szenen, die mehrere Jahre in gut 10 Minuten zusammenfassen, lernt das Publikum Anna und ihre einzige Kontaktperson „Daddy“ kennen. So gelingt es in kurzer Zeit, Mitgefühl für und Interesse an der Protagonistin zu entwickeln. Nach der Gefangenschaft entsteht ein ruhige, solide erzählte Coming-of-Age-Geschichte, die sich wie eine Art Mischung aus „Carrie“ und „Raum“ anfühlt ohne dabei die herausragende Klasse dieser Filme zu erreichen). An vielen Stellen rutscht der Film in konventionelle und auch nicht von Klischees freie Fahrwasser, bewahrt sich aber immer eine eigentümliche Grundstimmung.

Was für ein Geheimnis verbirgt Anna? (© Capelight Pictures)

Was für ein Geheimnis verbirgt Anna? (© Capelight Pictures)

Die Fantasy-Horror-Elemente sind hier durchaus präsent, wobei Böhm merklich einen größeren Fokus auf den Aspekt des Jugenddramas legt. Im letzten Akt, in dem sich die Ereignisse ein wenig überschlagen und der ruhige Erzählton verabschiedet wird, gelingt es, den Film nicht ins Chaos abgleiten zu lassen. Darüber hinaus liefert der Film eine durchaus interessante Wendung, die unter den Zuschauern wohl polarisierende Meinungen auslösen wird. Die Engländerin Bel Powley, die 2015 mit dem Film „The Diary Of the Teenage Girl“ ihren verdienten Durchbruch hatte, ist als verstört-sonderbare, aber auch kindisch-abenteuerlustige Anna das Highlight von „Wildling“. Mit Einfühlungsvermögen entwickelt sie eine merkwürdige, aber sehr herzliche Figur – da ist es fast ein wenig schade, wenn sie für Genre-Elemente in den Hintergrund treten muss. Routinier Brad Dourif nutzt vor allem die Anfangsphase, um einen sehr präsenten und ziemlich unangenehmen Eindruck zu hinterlassen. Liv Tyler spielt als hilfsbereiter Dorf-Sheriff einen ausgesprochen sympathischen Part.

Selbst wenn diese Mischung aus Fantasy-Grusel und Coming-of-Age-Drama nicht immer ganz funktioniert, hat Fritz Böhm mit „Wildling“ ein beachtliches Regiedebüt vorgelegt, das mit dichter Atmosphäre, einer starken Hauptdarstellerin und einigen netten Einfällen insgesamt absolut überzeugen kann.

Die gutmütige Ellen bekommt es mit der Angst zu tun (© Capelight Pictures)

Die gutmütige Ellen bekommt es mit der Angst zu tun (© Capelight Pictures)

Der Film ist ab dem 26.10.2018 in der 2-Disc Limited Collector’s Edition im Mediabook und auf DVD sowie Blu-ray erhältlich.

3,5 von 5 Punkten

 

Bild: Schärfe und Detaildarstellung sind generell gut, lassen aber bei hektischen und/oder schlecht beleuchteten Szenen merklich nach. Die häufig in eine grün-gelbliche Richtung gefilterten Farben sehen – gemessen am Stilmittel – recht natürlich aus. Kontraste und Schwarzwert wurden überzeugend eingestellt. Eine leichte Körnung und ein paar darüber hinausgehende Unruhen fallen kaum störend ins Gewicht.

3,5 von 5 Punkten

Ton: Der deutsche und der englische DTS-HD MA 5.1-Ton sind eher unspektakulär, aber ziemlich zweckdienlich ausgefallen. So sorgen laute Hintergrundgeräusche, die von Anna intensiver wahrgenommen werden, für zusätzliche Atmosphäre. Die Musik und die verschiedenen Geräuschkulissen – beispielsweise auf einer Party oder im Wald – sorgen regelmäßig für dezente, aber präzise Einbindung der äußeren Boxen. Dazu sind die Dialoge immer gut verständlich und klar priorisiert. Obwohl große Effekte ausbleiben, kann die Akustik hier gefallen.

4 von 5 Punkten

Extras: Das Mediabook kommt in einem ausgesprochen stimmigen und stimmungsvollen Artwork mit rauer Oberfläche. Im 24-Seiten-Booklet befindet sich ein Interview mit Fritz Böhm und ein paar interessante Storyboard-Zeichnungen. Auf den Discs ist das Bonusmaterial etwas rar ausgefallen. Neben ein paar entfernten Szenen (insgesamt 5 Minuten) und einem Outtake-Video (4 Minuten) sind nur noch ein paar Trailer vorhanden.

2,5 von 5 Punkten

Gesamt: 3,5 von 5 Punkten


Quelle: Capelight Pictures, LeinwandreporterTV, YouTube

Wildling

Originaltitel:Wildling
Regie:Fritz Böhm
Darsteller:Liv Tyler, Brad Dourif, Bel Powley
Genre:Fantasy, Drama, Horror
Produktionsland/-jahr:USA, Deutschland, Schweden, Ukraine, 2017
Verleih:Capelight Pictures
Länge:92 Minuten
FSK:ab 16 Jahren

Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Capelight Pictures

Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am 28.10.2018
Review: Wildling (Mediabook)

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