
Das Blu-ray-Cover von “The Smell Of Us” (© Capelight Pictures)
Inhalt: Math (Lukas Ionesco) und seine Freunde kommen aus sehr einfachen Verhältnissen, wollen aber dennoch den Alltag mit neuem Skateboard, Drogen und schicken Klamotten genießen können. Auch wenn sie dafür einiges opfern müssen, beschließen Math und ein paar andere Jungen, sich zu prostituieren. Die Zeit, die sie mit zumeist einsamen, alten Männern und Frauen verbringen, führt sie an die Belastungsgrenze. Dennoch sind die neuen finanziellen Möglichkeiten zu verlockend, um wieder in das alte Leben zurückzugehen. Dabei stumpfen sie aber immer mehr ab. Während einige daran zerbrechen, kapselt sich Math von seiner Außenwelt ab. So entwickelt sich ein Teufelskreis, der unvermeidlich auf ein böses Ende hinausläuft.
Kritik: Die filmische Biographie von Larry Clark kann getrost als exzentrisch beschrieben werden. Hart, provokativ und schonungslos, aber mit einem Blick für Atmosphäre und eine gewisse Aufrichtigkeit können die meisten seiner Werke beschrieben werden. Gerade sein 1995er-Spielfilm-Debüt „Kids“, das wohl auch gleich der beste Beitrag seiner Karriere war, legt die Grundlage für einige ungewöhnliche Jugendfilme. Auch Folgearbeiten wie „Bully“ oder der sexuell sehr explizite „Ken Park“ sorgten dafür, dass der Name Larry Clark immer für Aufsehen sorgte. 2014 drehte er in Frankreich mit „The Smell Of Us“ seinen bislang letzten Film. Tatsächlich könnte seine neueste Produktion eine Art späte Fortsetzung zu „Kids“ sein. Das hat zum einen mit der Figurenzeichnung der Jugendclique zu tun, die sich eher wie Charaktere aus den 90er-Jahren anfühlt.

Nur selten entspannt die Clique um Math wirklich (© Capelight Pictures)
Davon abgesehen taucht der Film wieder in einer Welt voller (oft unsimuliertem) Sex, harten Drogen, Gewalt und zerbrochenen Träumen ein, die die Fans des Regisseurs so gut kennen dürften. Es wird darauf verzichtet, eine gradlinige Geschichte zu erzählen und den Figuren wirklich nennenswert sympathische Züge zuzugestehen. Dennoch hat auch „The Smell Of Us“ genug Atmosphäre, um den Zuschauer in einen seltsamen Bann zu ziehen. Die Haupt-Emotion, die viele Zuschauer während der 92 Minuten verspüren dürften, ist aber Ekel. Schmierige Freier, dreckige Settings, Voyeurismus, Demütigungen und eine merkwürdig pragmatische Haltung der Hauptfiguren sorgen dafür, dass der Film oft unangenehm anzusehen ist. Eine der Stärken sind aber die natürlichen, unverkrampften Jungdarsteller um Lukas Ionesco, die sich – trotz einer gewissen Distanz – echt anfühlen.
Larry Clark höchstselbst ist auch in einer skurrilen Gastrolle zu sehen, die auch ihren Teil zum Ekelfaktor des Filmes beiträgt. Dazu ist auch „Bully“-Hauptdarsteller Michael Pitt („I Origins – Im Auge des Ursprungs“) in einem kleinen Part vertreten. Es ist sehr einfach, „The Smell Of Us“ nicht zu mögen. Der Film macht sicherlich keinen Spaß, ist mehr Throwback in die 90er als aktuelles Generationen-Porträt, schießt mit seinen Provokationen gerne über das Ziel hinaus und geht mit den angesprochenen Problemen nie wirklich in die Tiefe. Dennoch gelingt es, auf merkwürdig-faszinierende Weise, einen Blick auf einige Jugendliche zu werfen, die für materielle Freiheit nahezu alle Werte vergessen. Wer bereit ist, sich auf diesen oft verstörenden Trip einzulassen, wird mit einem durchaus interessanten, filmischen Erlebnis belohnt.

Viele Sauereien müssen einfach für die Nachwelt festgehalten werden (© Capelight Pictures)
Der Film ist ab dem 23.02.2018 auf DVD und Blu-ray erhältlich.
3,5 von 5 Punkten
Bild: Die Bildqualität ist bewusst ziemlich schwankend und der Look ist durchgängig eher dreckig. Wenn es gewollt ist, sind die Aufnahmen ziemlich scharf und detailreich. Zeitweise geht es aber mit Unschärfen so weit, dass kaum noch etwas zu erkennen ist.Die Farben sehen oft etwas kränklich außer. Nur wenn die Protagonisten sich draußen entspannen oder skaten, gibt es kräftige Farben. Kontraste und Schwarzwert sind ebenso schwankend wie der Rest der Präsentation. Mal mehr, mal weniger starkes Rauschen und teils heftige (gewollte) Bildfehler komplettieren eine Optik, die wie der ganze Film nicht schön, aber zielführend ist.
3,5 von 5 Punkten
Ton: Der deutsche und der französische DTS-HD MA 5.1-Ton fokussieren sich natürlich hauptsächlich auf die Dialoge, die immer gut verständlich über den Center kommen. Auf Partys sorgt die kräftige Musik und die Stimmung aus dem Hintergrund für ordentliche, räumliche Aktivität. Davon abgesehen werden nur gelegentlich von ein paar Geräuschen aus dem Hintergrund die äußeren Boxen angesprochen.
3,5 von 5 Punkten
Extras: Ein paar Trailer sind das einzige Bonusmaterial auf der Blu-ray.
1 von 5 Punkten
Gesamt: 3 von 5 Punkten
Quelle: Capelight Pictures, Leinwandreporter TV, YouTube
The Smell of Us
Originaltitel: | The Smell of Us |
Regie: | Larry Clark |
Darsteller: | Lukas Ionesco, Diane Rouxel, Théo Cholbi |
Genre: | Drama |
Produktionsland/-jahr: | Frankreich, 2014 |
Verleih: | Capelight Pictures |
Länge: | 92 Minuten |
FSK: | ab 16 Jahren |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Capelight Pictures
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 20.02.2018
Review: The Smell Of Us (Blu-ray)