
Das Blu-ray-Cover von “Amelie rennt” (© Farbfilm Verleih)
Inhalt: Amelie (Mia Kasalo, „Du hast es versprochen“) ist ein 13 Jahre altes Großstadtmädchen aus Berlin. Sie genießt es, ihren sturen Kopf durchzusetzen. Das führt zu Problemen, da sie sich auch überlegt hat, ihr schweres Asthma zu ignorieren. Nach einem schlimmen Anfall wird sie von ihren Eltern Sarah (Susanne Bormann, „RubbeldieKatz“) und Lukas (Denis Moschitto, „Aus dem Nichts“) zur Kur nach Südtirol geschickt. Vor Ort findet Amelie die Betreuer und Mit-Patienten nervig und die Übungen albern. So entschließt sie sich, die Einrichtung einfach nachts zu verlassen. Zunächst will sie nur zurück nach Hause.
Doch während sie durch die Wälder streift, trifft sie den zwei Jahre älteren Einheimischen Bart (Samuel Girardi), den sie kurz davor kennen gelernt hatte. Obwohl sie ihre Ruhe haben möchte, begleitet der Junge sie auf Schritt und Tritt. Nachdem er ihr einmal gewaltig aus der Patsche hilft, verstehen sich die beiden Teenager langsam besser. So brechen sie gemeinsam zur Spitze eines Berges auf, der der Legende nach Krankheiten heilen kann. Währenddessen herrscht am Fuß des Berges Chaos, da die Suche nach der vermissten Amelie keine Ergebnisse bringt.
Kritik: Im vergangenen Jahr veröffentlichte Tobias Wiemann seinen zweiten Kinofilm nach „Grossstadtklein“. Dabei verfilmte er ein Drehbuch von Natja „Christiane F.“ Brunckhorst und Jytte-Merle Böhrnsen, die privat mit Wiemann verheiratet ist. Herausgekommen ist ein unspektakulärer, aber schöner Film, der seine Landschaften toll einbindet und seine jungen Hauptfiguren dabei immer ernst nimmt. Es entsteht eine sympathische Geschichte, die sich mit den Problemen Heranwachsender und der Akzeptanz von sich selbst und anderen Personen auseinandersetzt. Vor allem wenn die beiden Hauptfiguren auf ihren Trip gehen, ist „Amelie rennt“ charmant und augenzwinkernd. Zum Glück gelingt es lange Zeit, ohne Kitsch auszukommen und Charaktere zu liefern, die sich echt anfühlen. Einzig der fragwürdige Einsatz einer Zeitlupe in der Schlussphase des Films zeigt sich als nennenswerter stilistischer Fehlgriff.

Amelie gewöhnt sich langsam an die Natur (© Lieblingsfilm/Martin Schlecht)
Neben der Natur und dem unaufdringlichen, aber ordentlichen Umgang mit seinen Themen wird hier auch größtenteils überzeugendes Darsteller-Kino geboten. Gerade die jungen Hauptdarsteller, die eine gute Chemie haben, sind hier hervorzuheben. Trotz ihres jungen Alters konnte Mia Kasalo schon einiges an darstellerischer Erfahrung sammeln. Hier zeigt sie als missmutige, vom Leben gebeutelte Amelie, die nur langsam auftaut, dass sie schon eine wirklich gute Schauspielerin ist. Samuel Girardi gibt hier als netter, hilfsbereiter Bart, der die Protagonistin bedingungslos auf ihrem Weg begleitet, ein durchaus beachtliches Schauspieldebüt. Susanne Bormann als chaotische Mutter und Denis Moschitto als humorvoller Vater nutzen den gegebenen Raum für ordentliche Auftritte. Jasmin Tabatabai reiht sich als Oberärztin gut ein. Hier sind es eher ein paar kleinere Nebenrollen, die etwas abfallen.
Sicherlich kann „Amelie rennt“ nicht als sonderlich innovativ bezeichnet werden. Manchmal reicht es aber auch einfach aus, mit schicken Bildern und guten Hauptdarstellern eine nachvollziehbare und sympathische Selbstfindungsgeschichte zu erzählen. So liefert Tobias Wiemann hier einfühlsames und grundehrliches Kino, das jedem Zuschauer eine ordentliche Ladung Optimismus mitgibt.

Bart findet Gefallen an Amelie (© Lieblingsfilm/Martin Schlecht)
Der Film ist ab dem 20.04.2018 auf DVD und Blu-ray erhältlich.
3,5 von 5 Punkten
Bild: Die schicken Naturaufnahmen werden in einem warmen, sauberen Look präsentiert. Schärfe und Detaildarstellung sind aber konstant eher mittelprächtig. Dafür sehen die kräftigen Farben immer natürlich aus. Die Einstellung von Kontrasten und Schwarzwert ist zwar nicht makellos, aber vollkommen zufriedenstellend. Nur vereinzelt ist ein minimales Rauschen erkennbar gewesen.
3,5 von 5 Punkten
Ton: Der deutsche DTS-HD MA 5.1-Ton könnte stellenweise etwas präziser und kräftiger sein, liefert aber eine überraschend präsente Einbeziehung der äußeren Boxen. Die Hintergrundatmosphäre während des Aufstiegs auf den Berg liefert pfeifenden Wind, zwitschernde Vögel, plätschernde Bäche und den Hall der Stimmen. Dazu wird auch der Score sehr sauber wiedergegeben. Die Dialoge sind dabei klar priorisiert und immer gut zu verstehen.
4 von 5 Punkten
Extras: Acht kleine, aber feine „Hinter den Kulissen“-Beiträge (insgesamt 27 Minuten) und der Trailer ergänzen die Blu-ray.
2,5 von 5 Punkten
Gesamt: 3,5 von 5 Punkten
Quelle: Farbfilm Verleih, Leinwandreporter TV, YouTube
Amelie rennt
Originaltitel: | Amelie rennt |
Regie: | Tobias Wiemann |
Darsteller: | Mia Kasalo, Samuel Girardi, Jasmin Tabatabai, Denis Moschitto |
Genre: | Drama, Komödoe |
Produktionsland/-jahr: | Deutschland, 2017 |
Verleih: | Farbfilm Verleih |
Länge: | 97 Minuten |
FSK: | ab 6 Jahren |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite des Farbfilm Verleihs
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 20.04.2018
Review: Amelie rennt (Blu-ray)