Review: The Sea of Trees (Blu-ray)

Das Blu-ray-Cover von "The Sea of Trees" (© Ascot Elite)

Das Blu-ray-Cover von “The Sea of Trees” (© Ascot Elite)

Inhalt: Arthur Brennan (Matthew McConaughey, „Dallas Buyers Club“) hat genug vom Leben. Deswegen reist er nach Japan, um im berühmt-berüchtigten Selbstmord-Wald Aokigahara den Freitod zu finden. Als er gerade soweit ist, die Tat zu vollenden, wird er von Takumi (Ken Watanabe, „Godzilla“) gestört, der verletzt und vollkommen verwirrt durch den Wald taumelt. Der Mann wollte zunächst sterben, hat es sich anders überlegt und findet nun nicht mehr heraus aus dem Baum-Labyrinth. Arthur besinnt sich, dem verzweifelten Takumi helfen zu wollen. Doch es hat den Anschein, als ob Aokigahara ganz eigene Pläne hat und die Männer nicht mehr zurück in die Welt entlassen will.

 

Kritik: Auch wenn seine Filme nicht immer leicht zugänglich sind, gelang es Gus Van Sant doch, sich seit den späten 80er-Jahren als konstante Größe in Hollywood zu etablieren. Abgesehen von dem recht sinnlosen „Psycho“-Remake (1998) waren eigentlich keine wirklichen Ausrutscher in seiner Vita zu finden – auch wenn Filme wie „Gerry“ natürlich nicht unberechtigt Kritik einstecken mussten. Dafür gelangen ihm mit „Good Will Hunting“ und „Milk“ direkt zwei Filme, die zu doppelten Oscar-Ehren kamen. Schon nominell kam dieser gute Lauf mit „The Sea of Trees“ zu einem jähen Ende. In Cannes wurde der Film schon bei frühen Presse-Screenings derartig auseinander genommen, dass es trotz des wohl beleumdeten Regisseurs und drei ebenso hochwertigen Hauptdarstellern dauerte, ehe der Film einen Verleih gefunden hatte. Tatsächlich gibt es hier ziemlich wenig, dass gegen den harschen Gegenwind spricht, den „The Sea of Trees“ aushalten musste. In der Anfangsphase, in der die Zuschauer noch ohne Hintergrundgeschichte den weg von Arthur zu seinem Suizid verfolgen, ist noch durchaus reizvoll. Gerade die Kombination der ersichtlichen Todessehnsucht mit dem alles verschlingenden Grün verspricht eine stimmige Atmosphäre.

Arthur möchte im Wald sein Leben beenden (© Ascot Elite)

Arthur möchte im Wald sein Leben beenden (© Ascot Elite)

Es dauert nicht lange, bis die meisten Zuschauer einsehen dürften, dass selbst der (extrem mittelmäßige) Horrorfilm „The Forest“ mehr aus dem Setting herausgeholt hat. Dann schlägt das schwache Drehbuch zu, dass den Film so weit vom erhofften Oscar-Kandidaten weg katapultiert, wie es nur eben möglich ist. Statt einer fesselnden Charakterstudie rund um den Sinn des (Über-)Lebens bietet sich zumeist folgendes Bild: Ken Watanebe und McConaughey marschieren durch den Wald. Wenn sich nicht gerade ein mehr oder weniger kleiner Unfall ereignet oder Takumi über die Situation jammert, monologisiert Arthur denkbar monoton über das Leben. Ansonsten gibt es in Rückblenden die tragische gescheiterte Ehe des Selbstmordkandidaten zu sehen, in der wahrlich jedes Klischee aufgegriffen wird, das vorstellbar ist. In dem unheimlich langsam erzählten Film wird dabei fast jede Einstellung ein wenig zu lange gehalten, wodurch der Film schnell ermüdend wird. Das ist aber noch zu ertragen, bis zu einem Schlusstwist, der derart lächerlich ist, dass das letzte bisschen Glaubwürdigkeit über Bord geht. Hinzu kommt, dass den Figuren fast jeglicher Identifikationsfaktor abgeht.

Durch die Unterstützung für Takumi findet Arthur eine neue Lebensaufgabe (© Ascot Elite)

Durch die Unterstützung für Takumi findet Arthur eine neue Lebensaufgabe (© Ascot Elite)

Wie charismatisch und interessant Matthew McConaughey sein kann, hat er in den letzten Jahren mehrmals nachgewiesen. Als selbstgefälliger Wissenschaftler, der seinem Leben ein Ende setzen möchte, wirkt er ein wenig deplatziert. Obwohl er alle Register seines Könnens zieht, um der Figur Ecken und Kanten zu geben, bleibt Arthur (abgesehen von einem Monolog nach gut einer Stunde) schlicht langweilig. Ken Watanabe, seines Zeichens auch preisgekrönter Charaktermime, bekommt nicht viel mehr zu tun, als sich über die Gegebenheiten im Wald zu beschweren und mit Pseudo-Interesse den geistigen Ergüssen von McConaughey zu lauschen. Darüber hinaus ist seine Figur religiös, was zu einem vollkommen hölzernen Glaube vs. Wissenschaft-Diskurs führt. In den Rückblenden darf Naomi Watts („Shut In“) versuchen, ihrer eindimensionalen Figur etwas Struktur zu verpassen. Auch wenn sie sich teilweise als die bekannt fähige Darstellerin zeigen darf, wird sie von der Fülle von Ehedrama-Klischees (Alkoholismus, Betrug, schwere Krankheit), sowie von der vollkommen unsympathischen Zeichnung ihres Charakters heruntergezogen.

Es ist immer wieder zu erkennen, dass hier Leute am Werk waren, die durchaus wissen, wie Filme gemacht werden. Jedoch waren diese – insbesondere Autor Chris Sparling und Gus Van Sant – stellenweise von allen guten Geistern verlassen. „The Sea of Trees“ entpuppt sich als ebenso monotone wie banale Selbstfindung, die in ihrem bis zum dümmlichen Schlussakkord schwer erträglichen Tempo nur von den wahrlich bemühten Hauptdarstellern und der ordentlichen Kameraarbeit des Dänen Kasper Tuxen davor bewahrt wird, ein Aussetzer auf allen Ebenen zu sein.

Die Ehe von Arthur und Joan hat die beste Zeit hinter sich (© Ascot Elite)

Die Ehe von Arthur und Joan hat die beste Zeit hinter sich (© Ascot Elite)

Der Film ist ab dem 13.01.2017 auf DVD und Blu-ray erhältlich.

2 von 5 Punkten

 

Bild: Optisch erreicht der Film ein merklich besseres Niveau. Schärfe und Detaildarstellung sind mit Ausnahme von ein paar dunklen Szenen wirklich gut und erreichen bei den Close Ups ein wirklich starkes Level. In den dunkleren Sequenzen brechen die Kontraste ein wenig ein und es fällt dann doch deutliches digitales Rauschen ins Auge. Die Farben sind immer recht natürlich, gehen aber bei den Waldszenen (bewusst) in einen etwas kühleren grün-blauen Bereich, während bei den Rückblicken eine wärmere gelbliche Palette zum Einsatz kommt. Abgesehen von den angesprochenen Problemen ist die Präsentation aber ziemlich sauber und ruhig.

4 von 5 Punkten

Ton: Der deutsche und der englische DTS-HD MA 5.1-Ton überzeugen mit einer – gerade in Anbetracht des ruhigen Filmes – abwechslungsreichen Abmischung. Gerade im Wald wird mit einem fast omnipräsenten pfeifen, knacken und zischen auf den äußeren Boxen zumindest eine akustische Atmosphäre kreiert. Auch der solide Score wurde sauber räumlich abgemischt. Die Rückblenden-Szenen haben da deutlich weniger Aktivität auf den äußeren Boxen zu bieten. Dafür sind die Dialoge jederzeit gut verständlich und klingen natürlich.

4 von 5 Punkten

Extras: Das Featurette „A Story of Beauty and Tragedy“ (8 Minuten) ist neben der üblichen Trailershow der einzige Bonus auf der Blu-ray.

1,5 von 5 Punkten

Gesamt: 2,5 von 5 Punkten


Quelle: Ascot Elite, Leinwandreporter TV, YouTube

The Sea of Trees

Originaltitel:The Sea of Trees
Regie:Gus Van Sant
Darsteller:Matthew McConaughey, Naomi Watts, Ken Watanabe
Genre:Drama
Produktionsland/-jahr:USA, 2015
Verleih:Ascot Elite
Länge:107 Minuten
FSK:ab 12 Jahren

Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Ascot Elite

Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am 13.01.2017
Review: The Sea of Trees (Blu-ray)

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