Review: Babai (Kino)

Das Kino-Plakat von "Babai" (©missingFILMS)

Das Kino-Plakat von “Babai” (©missingFILMS)

Inhalt: Im Kosovo kurz vor Beginn des Krieges verkauft der zehn Jahre alte Nori (Val Maloku) für seinen Vater Gesim (Astrit Kabashi) Zigaretten auf den Straßen. Noris Mutter ist seit langem aus dem Leben der beiden verschwunden. Doch Gesim ist jemand, der unvermittelt in die Zukunft guckt und das Geschehene gerne und schnell hinter sich lässt. Nun möchte er im Ausland einen Neuanfang wagen, plant aber nicht, seinen Sohn mitzunehmen. Nori denkt gar nicht daran, seinen Vater ohne ihn abreisen zu lassen und versucht mit allen Mitteln, ihn zu stoppen. Als der Junge nach einem Unfall ins Krankenhaus muss, nutzt der Vater die Gelegenheit, um sich abzusetzen. Wütend und enttäuscht macht sich Nori auf die Suche nach Gesim. Auf einem gefährlichen Trip, der bis nach Deutschland führt, versucht der Junge, die einzige Familie, die er kennt, wiederzufinden.

 

Kritik: Im vergangenen Jahr feierte der Film aus dem Kosovo, der teilweise in Deutschland produziert wurde, auf der Cologne Conference seine Premiere. Sehr schnell findet sich der Film in den tristen Alltag der Protagonisten ein. Hauptfigur Nori weiß trotz seines jungen Alters mit den Härten des Lebens umzugehen, weil er mit seinem Vater eine Person hat, an der er sich aufrichten kann. Inhaltlich hätte diese Geschichte um familiären Zusammenhalt und Flucht in ein anderes Land kaum zu einer besseren Zeit kommen können. Mit ruhiger Hand zeigt Regisseur Visar Morsina die Hoffnungslosigkeit, die die Figuren antreibt. Gerade die Perspektive des Jungen sorgt dafür, dass die Erzählung die gewisse Eindringlichkeit bekommt. Mit kindlicher Naivität und unbedingter Entschlossenheit bekommt der Zuschauer die Motivation deutlich aufgezeigt. Optisch passen die recht düsteren Aufnahmen und blassen Farben natürlich gut ins Geschehen.

 

Nori muss feststellen, dass sein Vater ihn zurückgelassen hat (©missingFILMS)

Nori muss feststellen, dass sein Vater ihn zurückgelassen hat (©missingFILMS)

Leider lässt es sich nicht ganz vermeiden, dass der Film an einigen Stellen dann doch etwas zäh wird. Die verzweifelte Suche nach Hoffnung und die erbitterten Widrigkeiten, mit denen sich der Junge auf seiner Reise auseinandersetzen muss, lassen recht wenig Raum für reinen Unterhaltungswert. Im Gegenzug bekommt man wieder einmal deutlich zu sehen, für welchen Schrecken Schleuserbanden sorgen, die die Sehnsüchte der Flüchtenden gnadenlos ausnutzen. Nicht nur in diesen Phasen wird der Film wiederum ziemlich intensiv. Ein Sonderlob verdient sich Hauptdarsteller Val Maloku, der trotz seines jungen Alters des Film mit einer authentischen Darbietung trägt. Mit wenigen Worten vermittelt er die Situation, in der er steckt. Obwohl das Kind durchaus resolut ist, geht auch an Nori der unvorstellbare Stress nicht ohne Spuren vorbei. Die weiteren Darstellerleistungen sind eher im Mittelmaß einzuordnen.

Natürlich konnten die Macher von „Babai“ nicht wissen, wie optimal das Timing des Filmes zum Zeitpunkt der Veröffentlichung sein wird. Auch wenn dieser ruhige, kleine Film sicherlich nicht alles richtig macht und an ein paar Stellen etwas plump wirkt, bekommen die Zuschauer eine relevante Geschichte geboten, die sicherlich für den ein oder anderen Denkanstoß sorgen wird.

3,5 von 5 Punkten


Quelle: missingFILMs, YouTube

Babai

Originaltitel:Babai
Regie:Visar Morina
Darsteller: Val Maloku, Astrit Kabashi, Adriana Matoshi
Genre:Drama
Produktionsland/-jahr:Kosovo/Deutschland, 2015
Verleih:missingFILMs
Länge: 104 MinutenFSK: ab 12 Jahren
Kinostart: 10.03.2016

Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am 06.03.2016
Review: Babai (Kino)

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