Review: Lilyhammer Staffel 1 (Blu-ray)

Das Blu-ray-Cover von "Lilyhammer Staffel 1" (Quelle: StudioCanal)

Das Blu-ray-Cover von “Lilyhammer Staffel 1” (Quelle: StudioCanal)

Inhalt: In New York gehört Frank „der Macher“ Tagliano (Steven Van Zandt) zu den mächtigsten Leuten der Mafia. Als sein Boss verstirbt, wird es auf einmal eng für Frank, da sich dessen Nachfolger direkt mit einem Mordanschlag profilieren will. In seiner Verzweiflung wendet sich Frank ans FBI, um auszusagen und in den Zeugenschutz zu kommen. Auf eigenen Wunsch kommt er im norwegischen Lillehammer unter, was er seit den olympischen Spielen 1994 sehr schätzt.

Doch statt idyllischer Erholung erwarten den Mafiosi, der jetzt auf den Namen Giovanni Henriksen hört, nur eine winzige Bruchbude, ein noch kleineres Elektroauto und eine Menge Eis und Schnee. Frank wäre aber nicht der Macher, wenn er nicht auch hier etwas bewegen könnte. Mit erpresserischem Geschick und der Unterstützung des Arbeitslosen Torgeir (Trond Fausa) baut er sich schnell wieder seinen alten Lebensstandard auf. Auch mit der Liebe läuft es bald rund, als er die alleinerziehende Mutter Sigrid (Marian Saastad Ottesen) trifft. Alles wäre prima, wären da nicht bürokratische Hürden, nervige Nachbarn, zu engagierte Polizisten und überraschende private Verstrickungen. Schon bald muss Frank verstehen, dass auch im beschaulichen Lillehammer das Leben ziemlich anstrengend sein kann.

Kritik: Im Jahr 2012 ging diese ungewöhnliche norwegische Serie auf Sendung. Auch wenn sie sich inhaltlich sehr wie der (später erschiene) Robert de Niro-Film „Malavita“ anhört, wird hier ab der ersten Minute weit über dem Durchschnitt liegende Fernseh-Unterhaltung gebot. Bei den Gags geht es hier (oft auch im wörtlichen Sinne) Schlag auf Schlag, ohne dabei zu sehr ins Klamaukige abzugleiten. Dabei kommt meistens der aus dem skandinavischen Kino bekannte, äußerst schwarze Humor zur Geltung.

Doch es bleibt nicht bei reiner Comedy: Streckenweise ist „Lilyhammer“ wirklich spannend und auch emotional interessant. Hier wird ein enorm hohes Erzähltempo angeschlagen, um die Handlung voranzutreiben, wodurch manche Szenen schon etwas konstruiert wirken. Dabei wäre eine etwas ruhigere Erzählweise durchaus möglich gewesen, da die Staffel so mit acht Episoden recht kurz ausgefallen ist. Das lässt sich aber alles verkraften, wenn eine Serie über einen derart verschrobenen Charme verfügt, wie es hier zweifellos der Fall ist.

Ein amerikanischer Rockstar in Norwegen

Mit Sigrid schlägt Frank schon bald private Wurzeln (Quelle: StudioCanal)

Mit Sigrid schlägt Frank schon bald private Wurzeln (Quelle: StudioCanal)

Als Star der Serie brauchte man einen Amerikaner, der das Milieu der Mafia glaubwürdig verkörpern kann. Die Wahl fiel dankenswerter Weise auf das Multitalent Steven Van Zandt, der erst sehr spät ins Schauspielfach gekommen ist. Seit 1975 ist Van Zandt Stammgitarrist der E Street Band von Bruce Springsteen und hat so im musikalischen Bereich schon fast mit allen wichtigen Größen seiner Zeit zusammengearbeitet. 1999 wurde er für die inzwischen zum Klassiker aufgestiegene HBO-Mafia-Serie „Die Sopranos“ in der Rolle des Consiglieres der Familie, Silvio Dante, besetzt und spielte in jeder Episode mit.

Diese Rolle jetzt war also die perfekte Fortsetzung seiner ersten bekannten Schauspiel-Figur. Die unvergleichliche Mimik des Charakterkopfs Van Zandt wird so schon zu einer Attraktion, die er mit trockenem Humor und wunderbarem Gespür für Situationskomik noch untermalt. Daneben ist er sogar noch als Komponist, Produzent und Autor für die Show tätig geworden. An seiner Seite wirken die anderen Schauspieler schon etwas blasser, auch wenn Trond Fausa als Franks rechte Hand Torgeir und Marian Saastad Ottesen als neue Freundin Sigrid ebenfalls klasse spielen.

Daneben sind es auch noch die kleineren Nebenrollen, die diese erste Staffel zu etwas Besonderem machen. Besonders erwähnenswert ist Fridtjov Såheim, der als selbstgefällig-spießiger Angestellter des Arbeitsamtes Jan schnell auf dem Radar von Frank auftaucht und deren Wege sich immer wieder kreuzen. Såheim agiert so wunderbar schrullig, das selbst eine eher negativ besetzte Figur einfach nur Freude macht.

Mit Frank sollte man sich nicht anlegen (Quelle: StudioCanal)

Mit Frank sollte man sich nicht anlegen (Quelle: StudioCanal)

Auch wenn immer mal wieder kleine Schwächen betreffend der Glaubwürdigkeit auftauchen, hat „Lilyhammer“ das Potenzial, zur Kult-Serie zu werden. Allein schon wegen dem Ort der Geschichte hebt die Serie sich von den Sehgewohnheiten ab. Der herrliche Humor und die tollen Charaktere tun ihr Übriges zum Gelingen der Debüt-Staffel, mit der Steven Van Zandt beweist, dass er absolut in der Lage ist, eine Serie zu tragen.

Die Serie ist seit dem 08.05.2014 auf DVD und Blu-ray erhältlich.

4 von 5 Punkten

 

Bild: Obwohl die Serie kein großes Budget hat, wird hier eine sehr ordentliche Umsetzung der digitalen Aufnahmen geboten. Die Bilder sind immer scharf und sehr reich an Details, auch wenn gerade die Naturaufnahmen manchmal ein wenig zu hell erscheinen. Die Nahaufnahmen, beispielsweise von Van Zandts markigem Gesicht, sind dafür umso besser. Die Farbwahl ist etwas ungewöhnlich aber sehr passend. Die Aufnahmen sind oft in blau-grau Tönen gehalten, die sich gut mit der norwegischen Eislandschaft ergänzen. Kontraste und der Schwarzwert sind exzellent eingestellt. Bis auf wenige rauschige Momente bei dunklen Szenen ist das Bild außerdem sehr sauber.

4 von 5 Punkten

Ton: Hier muss man sich sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch/Norwegisch mit einem Dolby Digital 5.1-Ton begnügen, der aber vollauf zufrieden stellt. Die Dialoge kommen sauber und natürlich aus dem Center. Musik und Hintergrundgeräusche werden sauber auf die Boxen verteilt. Besonders während der Szenen in Franks Bar kann der Ton überzeugen. Große Effekte sind bei der dialogbasierten Serie nicht zu entdecken.

3,5 von 5 Punkten

Extras: Bei den Bonusmaterialien wurde etwas gespart. Ein mäßiges Outtake-Video (5 Minuten), ein Concept Art-Beitrag (1 Minute) und ein Making of der Titelmusik (3 Minuten), bei dem Steven Van Zandt in Action zu erleben ist, komplettieren die Box.

2 von 5 Punkten

Gesamt: 3,5 von 5 Punkten

Die Serie ist aktuell im Programm von Arthaus+ und MagentaTV zu sehen.


Quelle: StudioCanal, YouTube

Lilyhammer Staffel 1

Originaltitel:Lilyhammer Season 1
Entwickler:Geir Henning Hopland
Darsteller:Steven Van Zandt, Trond Fausa, Steinar Sagen
Genre:Krimi-Komödien-Serie
Produktionsland/-jahr:USA/Norwegen, 2012
Verleih:StudioCanal
Länge:8 Episoden zu je 42 Minuten
FSK:ab 12 Jahren

Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am 21.05.2014
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