
Das Filmplakat von “Jung und Schön” (Quelle: Weltkino)
Inhalt: Im Sommerurlaub mit der Familie schläft Isabelle (Marine Vacth) kurz vor ihrem 17. Geburtstag zum ersten Mal mit einem Jungen. Das lang ersehnte Ereignis entpuppt sich für die hübsche Schülerin als Enttäuschung. Im neuen Schuljahr entscheidet sie sich, im Internet Sex-Dates zu verabreden. Für 300 Euro schläft sie mit den meist wesentlich älteren Männern. Ihr Versteck, wo sie das Geld aufbewahrt, wächst sehr rasch an. Ihre Freunde und die Familie haben keine Ahnung, wie Isabelle ihre Nachmittage verbringt. Erst als es zu einem tragischen Zwischenfall kommt, erfährt ihre Mutter Sylvie (Géraldine Pailhas, „Don Juan de Marco“) vom Doppelleben ihrer Tochter. Während sich Sylvie Selbstvorwürfe macht und rätselt, warum ihre Tochter so etwas macht, schottet sich Isabelle ab und versucht, ihr normales Leben weiterzuleben.
Kritik: Der französische Regisseur François Ozon („Swimming Pool“) erzählt hier von einer jungen Frau, die ihre Sexualität entdeckt und dabei moralische Grenzen verschwimmen lässt. Mit einer gewissen Distanz, aber ohne moralisch erhobenen Zeigefinger erzählt Ozon eine ebenso faszinierende wie verstörende Geschichte, die er in vier Jahreszeiten aufteilt. Für die Übergänge wählt er Chansons der französischen Sängerin Françoise Hardy, die sich harmonisch in die Handlung eingliedern. Auch wenn „Jung & Schön“ nicht perfekt ist, kann sich der Zuschauer diesem Film kaum entziehen. Nach der Einführung, in der wir die etwas verschlossene, noch recht kindliche Protagonistin kennen lernen, die von ihrer ersten Erfahrung mit einem Jungen enttäuscht wird, wagt Ozon einen radikalen Sprung und zeigt Isabelle zum Auftakt des „Herbst“-Teiles sofort auf dem Weg zu einem Freier. Erst nach und nach schlüsseln sich die Ereignisse auf, wobei sich der Film immer weiter steigert.
Eine der Entdeckungen des Jahres

Die junge Frau erforscht ihre Sexualität auf radikale Weise (Quelle: Weltkino)
Der unumstrittene Höhepunkt in diesem Werk ist die inzwischen 23-jährige Marine Vacth, die hier ihre erste Hauptrolle spielt. Das renommierte Top-Model Vacth bringt noch viel mehr als ein fantastisches Aussehen mit. Sie agiert unverkrampft und verknüpft dabei Eigensinnigkeit, Mut und kindliche Verletzlichkeit zu einem menschlich glaubwürdigen Charakter. Géraldine Pailhas hinterlässt als überforderte, verzweifelte Mutter, die es nicht wirklich schafft mit ihrer Tochter zu kommunizieren, einen ebenfalls tollen Eindruck. Ebenfalls erinnerungswürdig ist der Gastauftritt von Charlotte Rampling („Melancholia“), die in „Swimming Pool“ bereits sehr erfolgreich mit Ozon gearbeitet hatte. Hier hat sie in der Schlussphase ein stark gefilmtes Aufeinandertreffen mit Marine Vacth, das dem Film mehr als eine Fußnote verleiht.
„Jung & Schön“ ist ein etwas emotional distanziertes aber vollkommen überzeugendes Porträt eines jungen Mädchens, das ohne große Probleme einen etwas anderen, gefährlichen Lebensweg beschreitet. Handwerklich ist François Ozon sowieso über jeden Zweifel erhaben. Auch hier liefert er uns reihenweise schöne Bilder. Die Entdeckung des Films ist zweifelsohne die bezaubernde Marine Vacth, die hier eine sehr anspruchsvolle Rolle mit spielerischer Leichtigkeit ausfüllt und die Zuschauer ebenso verführt wie Isabelle ihre Kunden. Der Film ist dramatisch, erotisch, düster, verstörend, tief traurig und trotzdem lebensbejahend. Die Nominierung des Filmes in Cannes ist in jedem Fall berechtigt.
4 von 5 Punkten
Quelle: Weltkino, YouTube
Jung & Schön
Originaltitel: | Jeune & Jolie |
Regie: | François Ozon |
Darsteller: | Marine Vacth, Géraldine Pailhas, Frédéric Pierrot |
Genre: | Erotikdrama |
Produktionsland/-jahr: | Frankreich, 2013 |
Verleih: | Weltkino |
Länge: | 95 Minuten |
FSK: | ab 16 Jahren |
Kinostart: | 14.11.2013 |
Homepage: | Der Internetauftritt-Auftritt von "Jung & Schön" |