Inhalt: Mitte der 1970er lebt die 13 Jahre alte Christiane (Natja Brunkhorst) mit ihrer Mutter (Christiane Lechle) in einem heruntergekommenen Hochhaus in Berlin-Gropiusstadt. Da die Mutter genug mit ihrem Job zu tun hat, kann sich Christiane ohne Probleme nachts vor die Tür schleichen und mit Freundin Kessi (Daniela Jaeger) in der angesagten Diskothek Sound abhängen. Dort lernt sie den coolen Detlef (Thomas Haustein) und die Freude an ersten Drogentrips kennen. Schnell bildet sich eine Clique, die mit immer härterem Stoff experimentiert. Auch wenn Christiane zunächst noch zurückhaltend ist, gibt sie bald dem Druck nach und nimmt das erste Mal Heroin. Das ist der Beginn einer Abwärtsspirale, die sie bis an den Babystrich am Bahnhof Zoo bringt.
Kritik: In den späten 70ern gab die erst 15 Jahre alte Christiane Felscherinow ein Interview, in dem sie schonungslos von ihrer frühen Drogen- und Prostitutionskarriere berichtete. Darauf basierend entstand 1981 „Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ von Star-Produzent Bernd Eichinger und dem (damals) Regie-Neuling Uli Edel. Der Rest ist Geschichte. Was als waschechter Skandalfilm begann, wurde schnell zur verpflichtenden Schullektüre, die zum Standard-Repertoire fast jedes Deutschlehrers gehört. Auch über 40 Jahre später hat das düstere Drama nichts von seiner Faszination und seinem Punch verloren. Edel legte hohen Wert auf Authentizität, was sich in zahllosen Originalschauplätzen und intelligent besetzten Laiendarstellern widerspiegelt.
Eine große Stärke ist auch der Verzicht auf jegliche Wertung des Geschehens. Die Kamera folgt Christiane sowie ihren Freunden und dokumentiert kompromisslos das Geschehen, den vermeidbaren Abstieg und teils das Ende der vergessenen Kinder. Das entwickelt einen Sog, der beim Zuschauen schmerzt und wohl an keinem Publikum ohne Nachwirkungen vorbei geht. Ein wichtiger Teil des rabiaten Dramas sind die jungen, unerfahrenen und schon deshalb doppelt beeindruckenden Darsteller. Speziell Natja Brunckhorst und Thomas Haustein, deren sympathische Jugendliebe grausige Folgen hat, sind hier zum Teil deutscher Kino-Geschichte geworden.
Auch wenn der Film längst in die Sparte Klassiker einzuordnen ist, bleibt das eindringliche Drogendrama zeitlos aktuell und effektiv (was aktuelle Remakes noch redundanter macht). „Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ ist rohes, ehrliches und verstörendes Kino, das sich seine Ausnahmestellung in der deutschen Filmlandschaft immer noch mehr als verdient.
Die überarbeitete Version des Films ist ab dem 07.04.2022 auf DVD, Blu-ray, 4K-UHD, im Mediabook und digital erhältlich.
4,5 von 5 Punkten
Bild: Hier wurde ganze Arbeit geleistet. Der körnige, raue Look des Geschehens wurde nahezu optimal verbessert, ohne dabei den Charakter des Films zu verraten. Schärfe und Detaildarstellung sind zwar (speziell in dunklen Sequenzen) nicht makellos, können aber überzeugen. Ähnliches gilt für die Einstellung von Schwarzwert und Kontrasten, die – soweit es das Ausgangsmaterial zulässt – zumeist kräftig wirken. Der gute Eindruck wird von einer natürlich wirkenden und überraschend satten Farbpalette abgerundet.
4 von 5 Punkten
Ton: Die Tonspur liegt in einer DTS-HD-MA-2.0-Mono- und einer DTS-HD-MA-5.1-Abmischung bei. Hier ist das Alter des Filmes nicht zu verleugnen, wobei die 2.0-Vertonung einen noch besseren Eindruck hinterlässt. Obwohl die Dialoge und die Tonspur allgemein eher schwachbrüstig daher kommen, wirkt die Gesamtpräsentation homogen. Die 5.1-Variante ist etwas kräftiger und offenbart ein paar Bässe. Dafür wirkt der Sound, wenn er mal wirklich gefordert wird (Konzert), krachig und unsauber.
3 von 5 Punkten
Extras: Ein aktueller Audiokommentar mit Uli Edel, ein ebenfalls neues und ausführliches Interview mit Natja Brunckhorst (27 Minuten), Clips vom Casting (5 Minuten) und der Originaltrailer komplettieren die Blu-ray.
3,5 von 5 Punkten
Gesamt: 4 von 5 Punkten
Quelle: EuroVideo, YouTube
CHRISTIANE F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo
Originaltitel: | CHRISTIANE F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo |
Regie: | Uli Edel |
Darsteller: | Natja Brunckhorst , Thomas Haustein , Christiane Lechle |
Genre: | Drama |
Produktionsland/-jahr: | Deutschland, 1981 |
Verleih: | EuroVideo |
Länge: | 131 Minuten |
FSK: | ab 16 Jahren |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von EuroVideo
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 06.04.2022
Review: Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo (Blu-ray)