Inhalt: An sich ist Evan (Keanu Reeves, „John Wick“) ein klasse Kerl. Der erfolgreiche Architekt lebt mit seiner langjährigen Ehefrau Karen (Ignacia Allamand) und ihren Kindern (Daniel Baily, Megan Baily) in einem schicken Haus. In 14 Jahren musste die Ehe noch keine ernsthafte Krise durchstehen. Doch als Evan an einem Wochenende allein zu Hause ist, wird sein Leben auf den Kopf gestellt. Er will den Freundinnen Genesis (Lorenza Izzo, „Aftershock“) und Bel (Ana de Armas) eigentlich nur helfen, die sich auf dem Weg zu einer Party verlaufen haben. Er bittet die jungen, hübschen Frauen herein, versorgt sie mit Handtüchern und ruft ihnen ein Taxi. Doch Genesis und Bel haben ganz andere Pläne: Sie verführen Evan. Das ist erst der Auftakt zu einem radikalen Spiel, bei dem der perplexe Familienvater nicht gewinnen kann.
Kritik: Im Jahr 2002 feierte Eli Roth mit dem derben und ziemlich schwarz-humorigen „Cabin Fever“ ein starkes Debüt, das ihn in den Dunstkreis von Quentin Tarantino beförderte. Mit dessen Unterstützung veröffentlichte er drei Jahre später den kontrovers diskutierten „Hostel“, der als einer der Urväter des „Torture Porn“ gilt. Nach einer äußerst verzichtbaren Fortsetzung und seiner schauspielerischen Beteiligung an „Inglourious Basterds“ wurde es zuletzt etwas ruhiger um den Horror-Spezialisten, der vermehrt als Produzent aktiv wurde.
Nach dem 2013er-Kannibalen-Horror „The Green Inferno“, der immer noch keinen Release in Deutschland hatte, ist „Knock Knock“ das Kino-Comeback des Regisseurs. Eli Roth war noch nie ein Mann für eine besonders subtile Inszenierung, was auch bei dieser Thriller-Satire, die eine Neuauflage des Films „Death Game“ aus dem Jahr 1977 ist, schnell offensichtlich wird. Der Film ist laut, rabiat und zeitweise äußerst albern. Doch gerade weil sich der Film nie wirklich ernst nimmt, wird er nach einer durchwachsenen Start-Phase schnell ziemlich unterhaltsam.
Keanu Reeves spielt hier ein Gegenstück zu seinen letzten Rollen wie „John Wick“. An Evan ist wenig heroisch und spektakulär. Er ist ein netter Kerl, der in eine Situation gerät, die er bald nicht mehr überblickt. Seine Figur hat nie die Kontrolle über das Geschehen und hat seinen sexy-psychotischen Hausgästen außer Schimpftiraden nichts entgegenzusetzen. Als ruhiger Charaktermime kann sich Reeves dabei wahrlich nicht profilieren. Die verbalen Ausraster sind derart „Over the Top“, dass sie einige der lautesten Lacher des Filmes verursachen.
Aber auch die überaus ansehnlichen Lorenza Izzo und Ana de Armas agieren nicht gerade zurückhaltend und genießen es sichtlich, mit umgedrehten Rollenklischees von der Leine gelassen zu werden. Dabei erweist sich vor allem Izzo, die mit Roth verheiratet ist, als sehr spaßige Psychopathin. Dieser „feministische“ Aspekt der Geschichte wird aber ziemlich über den Haufen geworfen, wenn die Kamera beispielsweise unter de Armas Rock guckt. Colleen Camp, die im Original eine der brutalen Schönheiten gespielt hat, ist hier mit einem Cameo-Auftritt zu sehen.
So entwickelt sich ein sexy-derber Spaß für Hartgesottene, der erst bei der Auflösung ein wenig verliert. Es zeigt sich auch hier wieder, dass Eli Roth handwerklich nicht zu den begnadetsten Filmemachern Hollywoods zählt. Die Schauspieler spielen absolut überzogen, die Optik ist stylisch aber hausbacken und das Skript ist fernab jeder Glaubwürdigkeit. Dennoch gelingt es, daraus eine ziemlich unterhaltsame Mischung zu kreieren. Spätestens wenn Keanu Reeves als bemitleidenswerter Evan einen ergriffenen Monolog über „Free Pizza“ hält, wissen die Zuschauer, dass Eli Roth mit „Knock Knock“ einen Film geschaffen hat, der trotz all der Probleme in keinster Weise enttäuscht.
3 von 5 Punkten
Quelle: Square One/Universum, Leinwandreporter TV, YouTube
Knock Knock
Originaltitel: | Knock Knock |
Regie: | Eli Roth |
Darsteller: | Keanu Reeves, Lorenza Izzo, Ana de Armas |
Genre: | Horror, Thriller, Satire |
Produktionsland/-jahr: | USA, 2015 |
Verleih: | Square One/Universum Film |
Länge: 99 Minuten | FSK: ab 16 Jahren |
Kinostart: | 10.12.2015 |
Homepage: | Knock Knock |