Inhalt: Das kriminelle Genie Dr. Mabuse (Rudolf Klein-Rogge) sitzt seit Jahren in einer geschlossenen Anstalt. Bis auf wirre Niederschriften scheint er nicht mehr viel leisten zu können. Doch dann wird Berlin von einer Verbrechenswelle überrollt, die genau seine Handschrift trägt. Ihm scheint es tatsächlich gelungen zu sein, mittels telepathischer Fähigkeiten Menschen für seine Ziele einzuspannen. Diese arbeiten jetzt händeringend an einer „Herrschaft des Verbrechens“. Der erfahrene Kommissar Lohmann (Otto Wernicke) versucht fieberhaft, eine Lösung für das Rätsel zu finden. Wer ist Mabuses handelnder Stellvertreter? Und lässt sich der teuflische Plan überhaupt aufhalten?
Kritik: In den 1920er- und 30er-Jahren legte der Österreicher Fritz Lang mit seinen Filmen Grundsteine, die noch Jahrzehnte später Regisseure inspirierten. Neben „Metropolis“ (1927) und „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“ (1931) sind da natürlich vor allem „Dr. Mabuse, der Spieler“ (1922) und seine Fortsetzung „Das Testament des Dr. Mabuse“ zu nennen. Letzterer Film, der im Jahr 1933 das Licht der Welt erblickte, gilt bis heute als Urvater des Crime- und Mystery-Kinos und verfügt auch neben der Leinwand über eine besondere Geschichte. So sorgte die beklemmend-hellsichtige Prämisse dafür, dass der Film noch vor seiner Veröffentlichung vom nationalsozialistischen Propaganda-Ministerium verboten wurde. Doch auch neben dem doppelten Boden, der dem ein oder anderen Zuschauer mit Blick auf die folgende Epoche einen Schauer über den Rücken jagen dürfte, ist dieses Werk absolut visionäres Kino.
Während viele Filmemacher dieser Zeit noch mit dem Medium experimentierten, war Lang schon einige Schritte voraus und erzählt eine Geschichte, die auch im Jahr 2019 noch packend ist. Gerade seine außergewöhnliche Bildgestaltung, die zweifelsohne auch Ikonen wie David Lynch beeinflusst hat, dürfte hier hervorstechen. Wie es ihm mit geringen Mitteln gelingt, hier atmosphärische Dichte aufzubauen, ist großes Kino. Dämonische Gestalten, das Ausnutzen räumlicher Tiefe und eine ziemlich spektakuläre Explosion sorgen mit dafür, dass der Film immer noch diesen vorzüglichen Ruf genießt. Auch inhaltlich war „Das Testament des Dr. Mabuse“ seiner Zeit voraus. Neben dem Realitätsbezug, der nicht von der Hand zu weisen ist, zeigt sich der Film auch als erstaunlich stringent erzählter Thriller. Dabei legt das Werk ein durchaus hohes Tempo an den Tag, ohne dabei seine Figuren zu vernachlässigen. Dazu setzt der Film immer wieder geschickte Spannungspunkte, die den Film problemlos über seine 121 Minuten Spielzeit trägt.
Dabei kann sich Fritz Lang auch auf eine Fülle erstklassiger Charakterdarsteller verlassen. Gerade Otto Wernicke, der den kompromisslosen, intelligenten Kommissar Lohmann spielt, ist hier in Höchstform. Aber auch Rudolf Klein-Rogge, der mit seiner Ausnahme-Visage sehr sporadisch als Titelfigur eingesetzt wird, bleibt natürlich im Gedächtnis.
Für einen Kinoliebhaber dürfte es wohl fast unumgänglich sein, „Das Testament des Dr. Mabuse“ mindestens ein Mal gesehen zu haben. Diese wunderbar restaurierte Fassung bietet sich da nahezu optimal an. Es ist schon durchaus beeindruckend zu beobachten, wie viel in diesem Film zu sehen ist, was auch aufs heutige Genre-Kino noch seine Auswirkungen hat und wie viel kluge Gesellschaftskritik schon zu dieser den Weg auf die Leinwand finden sollte. Doch auch davon abgesehen bleibt diese zweite Geschichte rund um den Super-Verbrecher Mabuse ein wirklich unterhaltsamer Film, der das Prädikat Klassiker komplett verdient hat.
Der Film ist ab dem 25.01.2019 im Mediabook erhältlich.
5 von 5 Punkten
Bild: Wenn man sich das Alter des Films vor Augen hält, ist die 2K-Restauration bis auf kleinere Probleme exzellent ausgefallen. Die meiste Zeit wird ein scharfes und ziemlich detailliertes Bild geboten. Kontraste und Schwarzwert sind stabil und auch die Grautöne wurden gut abgestuft. Nur bei sehr starkem Lichteinfall (Scheinwerfer von Autos) wird das Bild deutlich unruhig. Die große Explosion in der Schlussphase sieht toll aus. Auch wenn sehr viel gesäubert wurde, sind einige Bildfehler doch verblieben. Unsauberkeiten, Rauschen und Bildbeschädigungen tauchen hier und da auf – was aber noch charakteristisch ist. Vereinzelt waren auch ein paar (ungewollte) Linien zu erkennen, die quer durchs Bild verliefen. Dennoch dürfte dieses Ergebnis bei einem Film dieses Alters nahezu optimal sein.
4 von 5 Punkten
Ton: Die Blu-ray enthält eine DTS-HD MA 2.0-Spur. Auf der DVD ist eine Dolby Digital 2.0-Version vorhanden. Natürlich sind die Möglichkeiten bei einem derart betagten Sounddesign ziemlich begrenzt. Tatsächlich liefert der Film einige Explosionen und Schüsse, die tatsächlich angenehm kräftig daherkommen. Auch in den Szenen, die sich im Raum des versteckten Bösewichts abspielen, gibt es eine relativ dynamische Vertonung. Die Dialoge sind meistens gut zu verstehen. In ein paar Sequenzen bricht der Ton aber etwas ein und ein starkes Rauschen mischt sich in den Sound. Ganz vereinzelt sind Momente zu hören, in denen sich der Sound ganz verabschiedet. Dennoch sollten die meisten Fans absolut zufrieden sein.
3,5 von 5 Punkten
Extras: Das stabil verarbeitete Cover mit dem originalen Plakatmotiv kann sich absolut sehen lassen. Im Inneren befindet sich ein 20-seitiges Booklet, was mit Hintergrundberichten, Bildern und weiteren Texten rund um den Film gut ausgestattet ist. Dazu gibt es noch ein schickes kleines Plakat. Leider fehlt auf den Discs (abgesehen von Trailern) weiteres Bonusmaterial.
2,5 von 5 Punkten
Gesamt: 4 von 5 Punkten
Quelle: Kiiko2011, YouTube
Das Testament des Dr. Mabuse
Originaltitel: | Das Testament des Dr. Mabuse |
Regie: | Fritz Lang |
Darsteller: | Rudolf Klein-Rogge, Gustav Diessl, Otto Wernicke, Rudolf Schündler |
Genre: | Thriller |
Produktionsland/-jahr: | Deutschland, 1933 |
Verleih: | Atlas Film |
Länge: | 121 Minuten |
FSK: | ab 16 Jahren |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Atlas Film
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 19.01.2019
Review: Das Testament des Dr. Mabuse (Mediabook)