Kino

Review: 7 Tage in Entebbe (Kino)

Das Hauptplakat von “7 Tage in Entebbe” (© eOne Germany)

Inhalt: Im Juni 1976 setzen sich die beiden Deutschen Wilfried Böse (Daniel Brühl, „The First Avenger – Civil War“) und Brigitte Kuhlmann (Rosamund Pike, „Gone Girl – Das perfekte Opfer“) mit voller Kraft für die Volksfront zur Befreiung Palästinas ein. Da sie nicht nur Worte sprechen lassen wollen, entführen sie gemeinsam mit zwei weiteren Mitgliedern der Gruppe kurzerhand das Air France Flugzeug 139, das gerade auf dem Weg von Tel Aviv nach Paris ist. Sie leiten den Flug nach Entebbe in Uganda um, da sie sich der Unterstützung des dortigen Staatschefs Idi Amin (Nonso Anozie, „Cinderella“) sicher sind. Weil Frankreich jede Verantwortung für die Entführung von sich weißt, ist die israelische Regierung um Premierminister Yitzhak Rabin (Lior Ashkenazi, „Norman“) und Verteidigungsminister Shimon Peres (Eddie Marsan, „Southcliffe“) gefordert. Die eigentliche Regel, nie mit Terroristen verhandeln zu wollen, steht schon bald auf der Kippe. Ihnen bleibt eine Woche Zeit, um eine Lösung zu finden, wenn sie nicht den Tod von über 200 Unschuldigen verantworten wollen.

Kritik: Die Entebbe-Flugzeugentführung ist mit ihrer spektakulären Befreiungsaktion und all dem politischem Zündstoff zu Recht ein kontroverses Stück Geschichte geworden. Mit dem Brasilianer José Padilha wurde ein Hauptverantwortlicher für die Verfilmung gefunden, der zuletzt als Regisseur und Produzent der Pablo Escobar-Serie „Narcos“ seine Fähigkeit für die Umsetzung von historischen Stoffen eindrucksvoll nachgewiesen hat. „7 Tage in Entebbe“ feierte auf der Berlinale seine Premiere und wurde kurz darauf – natürlich auch im Zuge des immer noch schwelenden Nahost-Konflikts mit dem Prädikat „Besonders wertvoll“ ausgezeichnet. Bei all den Vorschusslorbeeren ist es dann aber mehr als konsternierend, wie dröge das Endergebnis ausgefallen ist.

Ein wiederkehrendes Motiv mit Tanznummern (!) soll wohl dazu dienen, die Entwicklung von gut gemeinten Übungen bis zum Ernstfall nachzuzeichnen. Dieser Einfall entpuppt sich als deplaziert und nimmt stellenweise schon fast bizarre Auswüchse an. Das ist aber noch einer der hervorstechenden Momente in dem Film. Meistens sind die Bilder in matschige, gelb-braune Töne getaucht, die das Geschehen schon visuell äußerst freudlos werden lassen. Nach den Worten im Abspann war es wohl das Ziel des Filmes, zur Gesprächsbereitschaft zwischen den Parteien aufzuraufen. Leider zeigt „7 Tage in Entebbe“ davor nichts, was diese am Ende getroffene Aussage untermauern wurde. Viel mehr wird ein ziemlich inkonsistenter und stellenweise arg wertender Ton angeschlagen.

Kuhlmann und Böse bewachen die Geiseln (© eOne Germany)

Die Hoffnung, wenigstens einen unterhaltsamen Entführungsthriller zu sehen, erfüllt sich zu keiner Zeit. Da der Film es nicht schafft, sympathische, vielschichtige oder interessante Figuren zu entwickeln und zusätzlich fast komplett auf Action verzichtet, fühlt sich das Endergebnis deutlich länger als die tatsächlichen 107 Minuten an. Die Hauptdarsteller, die wirklich alles für ihre Rollen geben, sorgen dafür, dass der Film überhaupt erwähnenswerte Qualitäten aufweisen kann. Daniel Brühl kann als selbsternannter Freiheitskämpfer, der sich deutlich mit der Aufgabe übernimmt, wieder einmal überzeugen. Es ist hauptsächlich ihm und Rosamund Pike zu verdanken, dass ein paar emotional aufrichtige Momente zu finden sind. Pike zeigt als kompromisslose, aber menschliche Terroristin, dass sie eine äußerst wandelbare und begabte Darstellerin ist. In der Originalfassung überrascht sie außerdem mit ziemlich gutem Deutsch.

Die Charaktermimen Lior Ashkenazi und Eddie Marsan sind sichtlich bemüht, ihre Parts mit Leben zu füllen, haben aber mit den uninspirierten Dialogen zu kämpfen. Fast jeder dürfte noch den Galaauftritt von Forest Whitaker in „Der letzte König von Schottland“ als Idi Amin vor Augen haben. Da wiegt es noch einmal schwerer, dass Nonso Anozie in seinen Szenen durchweg überzeichnet erscheint. Eigentlich bietet dieses Kapitel der modernen Geschichte genug Material, um einen intelligenten, herausfordernden und zeitgleich kurzweiligen Film zu drehen. Weswegen so viele Leute, die durchaus ihre Leistungsfähigkeit schon nachgewiesen haben, nicht dazu in der Lage sind, daraus auch nur ein brauchbares Werk zu machen, ist rätselhaft. Bis zu seinem merkwürdig geschnittenen Schlussakt gelingt es nicht, Spannung aufzubauen oder eine ansprechende Auseinandersetzung mit seinen komplexen Thematik zu liefern. So bewahren eigentlich nur die starken Daniel Brühl und Rosamund Pike „7 Tage in Entebbe“ davor, ein kompletter Fehlschlag zu werden.

2 von 5 Punkten


Quelle: Entertainment One, Leinwandreporter TV, YouTube

7 Tage in Entebbe

Originaltitel:7 Days in Entebbe
Regie:José Padilha
Darsteller:Daniel Brühl, Rosamund Pike, Eddie Marsan
Genre:Drama, Thriller
Produktionsland/-jahr:UK, 2018
Verleih:eOne Germany
Länge:107 Minuten
FSK:ab 12 Jahren
Kinostart:03.05.2018

Mehr Informationen findet ihr in der IMDb

Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am 02.05.2018
Review: 7 Tage in Entebbe (Kino)

Thomas

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