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Review: Line of Duty – Cops unter Verdacht – Staffel 1-4 (Blu-ray)

Die Blu-ray-Box von “Line of Duty” (© Justbridge Entertainment)

Inhalt: Bei der Anti-Terroreinheit der Polizei ist Steve Arnott (Martin Compston, „Spurlos – Die Entführung der Alice Creed“) in Ungnade gefallen. Er war das einzige Team-Mitglied, der sich nicht daran beteiligen wollte, einen missglückten Einsatz, der den Tod eines Zivilisten verursacht hat, zu vertuschen. Superintendent Hastings (Adrian Dunbar), der Chef der Anti-Korruptionseinheit AC-12, ist so beeindruckt von Arnotts Verhalten, dass er ihn für sein Team anwirbt. Gemeinsam mit der ehrgeizigen Kate Fleming (Vicky McClure, „Broadchurch“) soll er gegen Polizisten ermitteln, die wahrscheinlich gegen die eigenen Regeln verstoßen haben. In einem ersten Fall steht der Star-Officer DCI Tony Gates (Lennie James, „The Walking Dead“) im Fokus, dessen Ermittlungserfolge etwas zu schön wirken, um wahr zu sein.

Bei der Überführung eines Kronzeugen geraten einige Polizisten in einen tödlichen Hinterhalt. Nur DI Lindsay Denton (Keeley Hawes, „The Missing“) überlebt den Vorgang komplett unverletzt. War sie vielleicht Teil einer Verschwörung?

Sergeant Danny Waldron (Daniel Mays, „Rogue One – A Star Wars Story“), der Teamleiter einer bewaffneten Einheit, erschießt bei einem Einsatz den Verdächtigen unter fadenscheinigen Gründen. Als die AC-12 ihre Ermittlungen aufnimmt, stoßen sie bald auf sehr finstere Hintergründe.

Nach langem Mutterschaftsurlaub meldet sich die hochbegabte DCI Roz Huntley (Thandie Newton, „Retreat“) zurück und überführt einen Serienkiller. Während ihre ganze Abteilung feiert, ist der Kriminaltechniker Tim (Jason Watkins, „Safe House – Staffel 2: The Crow“) sicher, dass sie entlastende Beweise ignoriert hat. Arnott, Fleming und Hastings wollen herausfinden, ob ein Unschuldiger im Gefängnis sitzt.

Ted Hastings mit seinen Top-Ermittlern vom AC-12 (© Justbridge Entertainment)

Kritik: Im Jahr 2012 feierte diese neue Polizei-Serie aus der Feder von Jed Mercurio ihren Einstand auf der BBC Two. Seitdem hat sich die Serie längst als ungewöhnliches Procedural Drama in der britischen Fernsehlandschaft etabliert und ist mittlerweile auch ein regelmäßiger Gast auf Preisverleihungen wie den BAFTA-Awards. Dabei war sogar hier eine gewisse Anlaufzeit nötig. Das erste Jahr liefert durchgängig solide Krimi-Kost, bewegt sich dabei aber nur selten auf überdurchschnittlichem Niveau. Dennoch gelingt es, die Hauptcharaktere und die Prämisse schnell und gut zu etablieren, um einen Aufbau für die Folge-Staffeln zu gewährleisten. Darüber hinaus liefert Lennie James einen überzeugenden Gegenspieler. Ab der zweiten Staffel ist aber ein deutlicher Aufwind zu spüren. So entwickelt sich eine weit dichtere Atmosphäre und das kurzweilige und spannende Szenario sorgt für sechs Episoden reines Qualitäts-Fernsehen. Ein Sonderlob verdient sich hier die Qualität der Dialoge, durch die auch etwa 20 Minuten lange Verhör-Sequenzen absolut packend bleiben.

Auch die Mischung, mit der die Einzel-Geschichten der jeweiligen Staffel und die zusammenhängende Geschichte vorangetrieben werden, stimmt zu jeder Zeit. Die Korruptionsthematik und der gelegentlich Einsatz von Handkameras lassen natürlich Erinnerungen an „The Shield“ wach werden. Dabei hat „Line of Duty“ aber genug Eigenheiten, um unabhängig zu bestehen. Auch überraschende und mutige Wendungen sind bei der Serie keine Seltenheit. Bis zum Ende der vierten Staffel bleibt die Serie auf einem extrem beständigen Niveau.

Auf welcher Seite steht Lindsay Denton? (© Justbridge Entertainment)

Dabei kann sich Mercurio immer auf die Klasse seiner Darsteller verlassen. Martin Compston wirkt nur auf den ersten Blick wie ein etwas bübchenhafter Schönling. Im Verlauf der Serie entwickelt er aus dem gradlinigen, manchmal etwas arroganten und verbissenen Steve Arnott zu einem faszinierenden Charakter. Vicky McClure, deren Kate sich als Undercover-Agentin öfters selbst der Schauspielerei bedienen muss, ist ebenfalls ein starker Charakter mit Ecken und Kanten. Adrian Dunbar, dessen integer auftretender Ted Hastings (auf dem Papier) manchmal die Grenzen zum Moralapostel überschreitet, gibt seiner Figur genau die Ausstrahlung und Menschlichkeit, um ihn zu einem wirklich gelungenen Protagonisten zu machen.

Die jeweiligen Gegenspieler, die der AC-12 gegenüberstehen, liefern ebenfalls fantastische Leistungen. Nach dem guten Lennie James folgt Keeley Hawes, die den vielleicht besten Part der ganzen Serie spielt. Ihre Lindsay Denton ist sympathisch, intelligent, selbstgerecht und bedrohlich. Hawes gelingt eine mysteriöse und komplett überzeugende Mischung, die alleine schon für Unvorhersehbarkeit sorgt. Daniel Mays ist als Danny Waldron auf den ersten Blick ein monströser Fiesling. Er gibt der Figur aber genau so viel Tiefgang, wie die Geschichte benötigt. Im vierten Jahr zeigt sich Thandie Newton – die aktuell für ihre Gala-Performance in „Westworld“ gefeiert wird – als würdiger Gegner für die AC-12. Als engagierte, aber manipulativ-undurchschaubare Roz Huntley ist sie exzellent und liefert sich vor allem mit Adrian Dunbar sensationelle Rededuelle. Weitere wiederkehrende Nebendarsteller wie Craig Parkinson als zwielichtiger Polizist Matthew Cottan, oder Paul Higgins als stellvertretender Polizeichef Hilton reihen sich mit guten Leistungen in den Cast ein.

Da Jed Mercurio aktuell an der Mini-Serie „Bodyguard“ mit Keeley Hawes arbeitet, müssen sich die Fans gedulden, ehe es weitere Folgen von „Line of Duty – Cops unter Verdacht“ gibt. Allerdings wurde eine Rückkehr für 2019 ebenso bestätigt wie eine darauf folgende sechste Staffel. Da darf gehofft werden, dass das Niveau der Jahre 2-4 gehalten wird. Nach einer passablen ersten Staffel entsteht hier eine größtenteils dialogbasierte, authentische Serie, die mit einem abwechslungsreichen Skript und starken Darstellern zum Must See für Krimi-Fans wird.

Danny ist ein äußerst unangenehmer Chef (© Justbridge Entertainment)

Die Box ist seit dem 01.12.2017 auf DVD und Blu-ray erhältlich.

4 von 5 Punkten

 

Bild: Die Serie sieht immer ordentlich aus. Schärfe und Detaildarstellung sind meistens brauchbar, fallen aber bei den hektischen Handkamera-Sequenzen etwas ab. Es wird meistens eine eher kühle Farbpalette verwendet, die aber immer natürlich wirkt. Die Einstellung von Kontrasten und Schwarzwert ist ebenfalls zufriedenstellend. Passend zur Serie ist öfters ein mal mehr, mal weniger starkes Rauschen zu erkennen gewesen, was für Atmosphäre sorgt.

4 von 5 Punkten

Ton: In der deutschen und der englischen Fassung müssen sich die Zuschauer mit einer Dolby Digital 5.1-Vertonung begnügen. Diese deckt aber jeweils alles ab, was von der Serie erwartet werden kann. Die klar priorisierten Dialoge sind jeder Zeit zu verstehen. Wenn es einmal Action mit Schusswechseln und Autoverfolgungen gibt, sind solide Effekte auf den äußeren Boxen zu hören. Auch der Score sorgt für eine gewisse Räumlichkeit.

3,5 von 5 Punkten

Extras: Als Bonus gibt es nur ein Behind the Scenes-Featurette zur dritten Staffel (19 Minuten) und einige Trailer.

1,5 von 5 Punkten

Gesamt: 3,5 von 5 Punkten


Quelle: Justbridge Entertainment, YouTube

Line of Duty - Cops unter Verdacht: Season 1-4

Originaltitel:Line of Duty
Showrunner:Jed Mercurio
Darsteller:Martin Compston, Vicky McClure, Adrian Dunbar
Genre:Serie, Krimi, Thriller
Produktionsland/-jahr:UK, 2012-2017
Verleih:Justbridge Entertainment
Länge:23 Episoden zu je 60 Minuten
FSK:ab 16 Jahren

Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Justbridge Entertainment

Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am 16.12.2017
Review: Line of Duty – Cops unter Verdacht – Staffel 1-4 (Blu-ray)

Thomas

"Alle bleiben cool! DU - bleib cool!" (Seth Gecko,"From dusk till dawn")

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