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Review: Krieg und Frieden (Blu-ray)

Das Blu-ray-Cover von “Krieg & Frieden” (© Polyband)

Inhalt: Im Jahr 1805 rückt die französische Armee unter der Führung von Napoleon Bonaparte (Mathieu Kassovitz, „Hass – La Haine“) scheinbar unaufhaltsam in Richtung der Grenze Russlands. Zu dieser Zeit verändern sich einige Leben außergewöhnlich extrem. Pierre Besúchow (Paul Dano, „Swiss Army Man“), herzensguter Freidenker und unehelicher Sohn eines alten Grafen, bekommt unerwartet dessen Titel und Besitztümer vererbt. Sein guter Freund Andréj Bolkónski (James Norton, „Lady Chatterleys Liebhaber“), verwöhnter Sohn eines hochrangigen Fürsten (Jim Broadbent, „Brooklyn – Eine Liebe zwischen zwei Welten“), möchte endlich etwas für die Gesellschaft tun und lässt sich zum Kriegsdienst verpflichten. Während all der Wirren sucht die etwas naive, aber charmante und attraktive Natáscha Rostówa (Lily James, „Cinderella“) nach der wahren Liebe.

 

Kritik: „Krieg und Frieden“ von Leo Tolstoi gehört zu den ganz großen Klassikern der Welt-Literatur. Dementsprechend häufig wurde der Historien-Epos schon filmisch umgesetzt. Die vielleicht bekannteste Version dürfte aus dem Jahr 1956 stammen, in der Stars wie Audrey Hepburn, Henry Fonda und Anita Ekberg zu sehen waren. Auch die sowjetische Fassung aus dem Jahr 1967, die über sieben Stunden lief und mit dem Oscar und dem Golden Globe als „Bester fremdsprachiger Film“ ausgezeichnet wurde, brachte es zum Klassiker-Status. Ebenfalls sehr klangvoll war der aufwendige TV-Vierteiler aus dem Jahr 2007, wo neben internationalen Stars wie Malcolm McDowell auch deutsche Darsteller wie Hannelore Elsner, Benjamin Sadler und Ken Duken in tragenden Rollen zu sehen waren. Nun wurde es also wieder Zeit für eine Neu-Interpretation von Tolstois Werk. Unter der Regie von Tom Harper entstand diese opulent ausgestattete Version.

Pierre muss seine Ehre verteidigen (© Polyband)

Herausgekommen ist eine optisch ansprechende Mini-Serie, die speziell bei den Kriegsszenen ihre Stärken hat. Ansonsten sorgen häufige Zeitsprünge dafür, dass die Erzählung stellenweise einfach nicht dicht genug ist, um wirklich zu packen. So gibt es ein dauerndes „Bäumchen wechsel dich“ zwischen den verschiedenen Paaren und emotionale Verabschiedungen und Wiedersehen, die dem Zuschauer gar nicht nahe gehen können. Hier wäre es sogar lohnend gewesen, die Geschichte auf eine größere Spielzeit auszudehnen. Immerhin ist es gelungen, für den Klassiker eine exquisite Besetzung zu engagieren, die die Figuren deutlich nahbarer machen.

Paul Dano spielt als junger Graf und Freigeist, der seinen Platz im Leben sucht, ebenso eine Paraderolle wie die abermals zuckersüße Lily James, die hier weiter an ihrem Disney-Prinzessinnen-Image feilt. Auch James Norton ist als Gentleman und Idealist auf den Punkt besetzt. Tuppence Middleton, die unverständlicherweise immer noch auf ihren großen Durchbruch warten muss, ist als egoistische und intrigante Helene ein herausstechendes Element. Die vielleicht unterhaltsamste Figur wird von Oscar-Preisträger Jim Broadbent verkörpert, der als wunderbar griesgrämiger Prinz Bolkónsky seiner Familie das Leben zur Hölle macht. Mit Brian Cox („Manhunter – Roter Drache“), Gillian Anderson („Hannibal“), Aisling Loftus („Stolz und Vorurteil & Zombies“), Tom Burke („Only God Forgives“), Stephen Rea („The Honourable Woman“), Mathieu Kassovitz und einigen mehr gibt es eigentlich genug darstellerische Qualität, um gleich mehrere Filme zu besetzen.

Es ist im Prinzip unumgänglich gewesen, dass diese Neuauflage von „Krieg und Frieden“ überdurchschnittliches Fernsehen wird. Allein die Schauwerte und Schauspieler sorgen dafür, dass das Werk auch in seinen schweren Durchhängern noch sehenswerte Elemente hat. Dennoch ist die Mini-Serie bei weitem nicht so fesselnd, wie sie sein könnte. Somit bleibt am Ende stilvolle Unterhaltung, die sich aber vor allem an Liebhaber von Kostümfilmen richtet.

Natáscha und Andréj lernen sich kennen (© Polyband)

Die Box ist ab dem 27.01.2017 auf DVD und Blu-ray erhältlich.

3,5 von 5 Punkten

 

Bild: Die Serie bietet durchweg eine ordentliche, aber nie herausragende Schärfe und Detaildarstellung. Selbst wenn die Farben teilweise noch etwas die Kraft vermissen lassen, wirkt die Palette durchweg ziemlich sauber und natürlich. Der Schwarzwert und die Kontraste sind ebenfalls nicht makellos, aber jederzeit zufriedenstellend. Ein etwas häufigeres Auftreten von augenfälligem Bildrauschen sorgt dafür, dass der gute Eindruck ein wenig getrübt wird.

3,5 von 5 Punkten

Ton: Der deutsche und der englische DTS-HD MA 5.1-Ton sind ziemlich auf das Zentrum fokussiert. Das liegt natürlich mit daran, dass bei dem Tolstoi-Stück die Dialoge im Mittelpunkt stehen. Diese werden klar und immer gut verständlich wiedergegeben. Bei den Kriegsszenen wird in dem beängstigenden Treiben die äußeren Boxen recht gut mit einbezogen. Allerdings wirkt die Abmischung stellenweise etwas chaotisch und nicht ganz präzise. Die musikalischen Einlagen – sei es durch den Score oder bei den Bällen – sind hingegen sehr gut räumlich abgemischt. Auch die Hintergrundgeräusche auf den Straßen sorgen noch für etwas räumliche Aktivität.

3,5 von 5 Punkten

Extras: Die Featurettes „From Page to Screen“ (5 Minuten), „Rundale Palace“ (2 Minuten), „The Read Through“ (2 Minuten), „Making the Music“ (2 Minuten), „What Is War & Peace?“ (1 Minute) und „Count Rostov’s Dance“ (1 Minute) komplettieren die Box.

2 von 5 Punkten

Gesamt: 3,5 von 5 Punkten


Quelle: Polyband, YouTube

Krieg und Frieden

Originaltitel:War and Peace
Regie:Tom Harper
Darsteller:Paul Dano, James Norton, Lily James, Gillian Anderson, Tuppence Middleton
Genre:Mini-Serie, Historien-Drama
Produktionsland/-jahr:UK, 2016
Verleih:Polyband
Länge:8 x 43 Minuten
FSK:ab 12 Jahren

Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am 28.01.2017
Review: Krieg & Frieden (Blu-ray)

Thomas

"Alle bleiben cool! DU - bleib cool!" (Seth Gecko,"From dusk till dawn")

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