Inhalt: Kurz nach Ende des zweiten Weltkriegs hat sich Delia (Paola Cortellesi) komplett mit der Rolle als Mutter und Ehefrau abgefunden und sucht nicht mehr nach Erfüllung. Der strenge Familienpatriarch Ivano (Valerio Mastandrea) ist nach außen ein Kriegsheld, terrorisiert die Familie aber als gewalttätiger Alkoholiker. Der bettlägrige und verbitterte Schwiegervater (Giorgio Colangeli) macht das Leben nicht einfacher. Dafür sorgt die sich anbahnende Hochzeit der ältesten Tochter (Romana Maggiora Vergano) für eine willkommen positive Abwechslung. Einzig mit ihrer emanzipierten Freundin Marisa (Emanuela Fanelli) darf sich Delia wirklich ausleben. Doch dann erreicht sie ein Brief, der die komplette Zukunft in ein anderes Licht stellt.
Kritik: Im vergangenen Jahr war „Morgen ist auch noch ein Tag“ die Kino-Sensation in Italien. Weit über fünf Millionen Menschen stürmten in die Kinos, womit der Film Welthits wie „Oppenheimer“ und „Barbie“ hinter sich ließ. Dabei lässt das Regiedebüt von Showbusiness-Multitalent Paola Cortellesi – eine Tragikomödie in Schwarz-Weiß über das Frauenbild in den 1940ern – auf den ersten Blick nur bedingte Massentauglichkeit erkennen. Doch „Morgen ist auch noch ein Tag“ überrascht nicht nur mit seiner kommerziellen Zugkraft. Die Geschichte, die den damals noch als alltagstauglich erachteten körperlichen und verbalen Missbrauch in einer Partnerschaft thematisiert, bei dem jeder kleine Schritt zur Emanzipation Überwindung gekostet hat, zeigt sich als smartes, fast leichtfüßiges, dabei aber nie geschöntes Gesellschaftsbild.
Die musikalischen Stilbrüche dürften die meisten Filmfreaks überzeugen. Wenn die körperlichen Angriffe in der Ehe als täglicher Tanz inszeniert oder sich die Tochter vor der besser gestellten Schwieger-Familie für die altertümlichen Auswüchse in der Partnerschaft ihrer Eltern schämt, ist der Film auf schmerzhaft-charmante Art bittersüß. „Morgen ist auch noch ein Tag“ steht und fällt natürlich mit Paola Cortellesi, die neben Regie und Hauptrolle auch noch als Co-Autorin an dem Werk beteiligt war. Als konservative Ehefrau, die nur langsam lernt, für sich selbst einzustehen, liefert sie eine herausragende Leistung. An ihrer Seite ist es vor allem an Romana Maggiora Vergano, die als moderne und ambitionierte Tochter dem Geschehen ihren Stempel aufdrückt.
So entwickelt sich alles auf meistens recht leisen Füßen bis zu einer brillanten Schlusspointe, die den Film noch einmal in ein neues Licht rückt. Nach dem durchschlagenden Erfolg in den italienischen Kinos kann man „Morgen ist auch noch ein Tag“ kaum noch als Überraschung bezeichnen. Dennoch ist es fast schon beeindruckend, wie originell, pointiert und zielorientiert ein Schwarz-Weiß-Problemfilm sein kann – da dürfen sich einige Vertreter des einheimischen Kinos gerne eine Scheibe abschneiden.
Der Film ist ab dem 16.08.2024 auf DVD und digital erhältlich.
4 von 5 Punkten
Bild: Für einen Schwarz-Weiß-Film auf DVD ist das gelieferte Ergebnis überzeugend. Trotz eines bewusst auf älter getrimmten Bildes sind Schärfe und Detaildarstellung sehr ordentlich. Kontraste und Schwarzwert sind bei abwechslungsreichen Grauabstufungen überzeugend. Die leichte Körnung passt zum Stil.
4 von 5 Punkten
Ton: Der deutsche und der originale Dolby Digital 5.1-Ton in diesem nahezu reinen Dialogfilmen erfüllen die Erwartungen. Die Gespräche sind deutlich priorisiert und immer gut verständlich. Ein wenig räumlichen Klang gibt es bei musikalischer Untermalung (Vorspann) oder durch Hintergrundgeräusche auf der Straße. Großer HD-Klang oder nennenswerte Effekte waren hier nicht zu erwarten.
3,5 von 5 Punkten
Extras: Ein Making of (11 Minuten), eine Bildergalerie sowie ein paar Trailer komplettieren die DVD.
2 von 5 Punkten
Gesamt: 3,5 von 5 Punkten
Quelle: Tobis Film, YouTube
Morgen ist auch noch ein Tag
Originaltitel: | C'è ancora domani |
Regie: | Paola Cortellesi |
Darsteller: | Paola Cortellesi, Valerio Mastandrea, Romana Maggiora Vergano |
Genre: | Komödie, Drama |
Produktionsland/-jahr: | Italien, 2023 |
Verleih: | Tobis/Leonine |
Länge: | 114 Minuten |
FSK: | ab 12 Jahren |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Leonine Distribution