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Review: Picnic At Hanging Rock (DVD)

Das DVD-Cover von “Picnic At Hanging Rock” (© Universum Film)

Inhalt: Vor kurzem hat die geheimnisvolle, frisch aus England zugezogene Witwe Hester Appleyard (Natalie Dormer, „In Darkness“) in einer abgelegenen Villa in Australien ein Internat für junge Frauen gegründet, die die gesellschaftlichen Gepflogenheiten lernen sollen. Mit strenger Hand wollen Hester und ihre Mitarbeiter dafür sorgen, dass die Mädchen bald Ergebnisse in ihrer Erziehung vorweisen können. Am Valentinstag 1900 sollen sich die zukünftigen Damen der Gesellschaft einmal entspannen und ein gemeinsames Picknick am Fuß des altehrwürdigen Hanging Rock genießen. Doch die Freude an Kuchen und Sonnenschein ist bald vorbei, als die Lehrerin Ms. McCraw (Anna McGahan) und die Schülerinnen Miranda (Lily Sullivan, „Jungle“), Irma (Samara Weaving, „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“) und Marion (Madeleine Madden) spurlos verschwinden. Von nun an herrscht eine unsichere, aufgeheizte Stimmung im Internat, in dem die Polizei bald ein und ausgeht. Das missfällt besonders der Direktorin selbst, die ein dunkles Geheimnis verbirgt.

Kritik: Im Jahr 1967 erschien der Roman „Picnic At Hanging Rock“ von Joan Lindsay, der besonders in Australien längst Kultstatus hat. 1975 verfilmte Peter Weir – der später mit Filmen wie „Der einzige Zeuge“, „Der Club der toten Dichter“ und „Die Truman Show“ zu Weltruhm kommen sollte – die Geschichte äußerst erfolgreich. Nun war es Zeit für eine recht moderne Neuauflage, die sich in ihren sechs Teilen ein paar künstlerische Freiheiten genehmigt. Herausgekommen ist eine eigenwillige, atmosphärische und bewusst recht überzeichnete Mini-Serie, die sicher nicht jedem Gefallen wird, aber dennoch zu den interessanteren Serien-Produktionen des Jahres gehört. Der verträumte, mysteriös anmutende Look, der wohl nicht ganz zufällig an den Buñuel-Klassiker „Belle de Jour – Schöne des Tages“ erinnert, ist die beständige Konstante dieser Variation.

Ist Mrs. Appleyard wirklich die feine Dame, die sie der Gesellschaft vorspielt? (© Universum Film)

Selbst wenn hier und da ein wenig erzählerisches Chaos herrscht, übt das Geschehen und vor allem das zentrale Rätsel eine eigenartige Faszination aus. Auch die hochklassige Ausstattung trägt natürlich ihren Teil zum Geschehen bei. Zwischen Surrealismus, Sinnlichkeit und Seifenoper-Klischees entwickelt sich eine Serie, die auf ihre schräge Art kaum unterhaltsamer sein könnte. Da ist es schon ein wenig schade, dass „Picnic At Hanging Rock“ ziemlich abrupt und eher unbefriedigend endet. Dennoch bietet die Geschichte bis dahin genug überzeugende Elemente, um den Schaden in einem überschaubaren Rahmen zu halten.

Die spielfreudigen Darsteller zeigen sich dafür durchweg in guter Verfassung. Gerade Natalie Dormer beweist wieder einmal, wie stark sie mit gutem Material umgehen kann. Als undurchsichtige Hester Appleyard findet sie eine äußerst unterhaltsame Mischung aus kühler Lehrerin, verführerischer Femme Fatale und böser Hexe. Yael Stone zeigt einen Gegenentwurf zu ihrer „Orange Is The New Black“-Beauty-Queen Lorna. Ohne Make Up und mit künstlichem Überbiss zeigt sie als extrem religiöse und für ihre Mitmenschen mehr als anstrengende Lehrerin Dora einen gelungenen Auftritt. Auch die Schülerinnen passen sich dem hohen Niveau an. Lily Sullivan ist als Wildfang Miranda eine echt Entdeckung. Samara Weaving beweist als eitle Tochter reicher Eltern, dass sie eine durchaus vielversprechende Zukunft hat. Debütantin Inez Currõ bietet als tragisch anmutendes Internatsküken Sara einen mehr als erwähnenswerten Auftritt.

Sicherlich gibt es ein paar Ansätze, um diese Neuauflage zu kritisieren. Dennoch ist „Picnic At Hanging Rock“ wunderbar unkonventionelle Unterhaltung, die mit starken Darstellern und tollem Look gefällt. Trotz einiger chaotischer Momente und eines schwächelnden Schlussaktes ist hier ein Remake gelungen, dass sich seine Daseinsberechtigung absolut verdient hat.

Was ist mit den drei jungen Frauen geschehen? (© Universum Film)

Die Mini-Serie ist ab dem 12.10.2018 auf DVD erhältlich.

3,5 von 5 Punkten

 

Bild: Bei dem eigenwilligen Look wäre es wünschenswert gewesen, eine HD-Fassung zu sehen. Aber auch so sieht „Picnic At Hanging Rock“ toll aus. Da der Stil sehr verspielt ist und gerne zwischen bonbonbunt und milchig-neblig wechselt sowie sehr gerne und gezielt ungewöhnlich beleuchtet, sind Schärfe und Detaildarstellung natürlich etwas schwankend – aber immer so gut, wie sie sein sollen. Die weitreichende, abwechslungsreiche Farbpalette sorgt mit für den surrealen Ton der Serie. Kontraste und Schwarzwert passen zu den Gegebenheiten der jeweiligen Szenen. Bei den wenig beleuchteten Momenten ist ein Rauschen erkennbar. Erwähnenswerte Bildfehler gibt es aber nicht.

4,5 von 5 Punkten

Ton: Der deutsche und der englische Dolby Digital 5.1-Ton haben mehr zu bieten, als einige erwarten dürften. Natürlich steht eine saubere, stets problemlose Dialogwiedergabe im Mittelpunkt. Hintergrundgeräusche wie das Grillenzirpen und Glockenklingeln sorgen aber stellenweise für reichlich räumliche Aktivität. Auch die Musik bindet die äußeren Boxen gut mit ein. Obwohl große Effekte ausbleiben, ist das Gesamtergebnis absolut überzeugend.

4 von 5 Punkten

Extras: Ein überdurchschnittliches Making of (24 Minuten) bleibt neben ein paar Trailern der einzige Bonus der Box.

2 von 5 Punkten

Gesamt: 3,5 von 5 Punkten


Quelle: herr hieber, YouTube

Picnic at Hanging Rock

Originaltitel:Picnic at Hanging Rock
Showrunner: Larysa Kondracki, Amanda Brotchie, Michael Rymer
Darsteller:Natalie Dormer, Lily Sullivan, Lola Bessis, Harrison Gilbertson, Samara Weaving, Madeleine Madden
Genre:Mini-Serie, Drama
Produktionsland/-jahr:Australien, 2018
Verleih:Universum Film
Länge:6 x 51 Minuten
FSK:ab 12 Jahren

Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Universum Film

Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am 12.10.2018
Review: Picnic At Hanging Rock (DVD)

Thomas

"Alle bleiben cool! DU - bleib cool!" (Seth Gecko,"From dusk till dawn")

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