Kino

Review: Brimstone (Kino)

Das Hauptplakat von “Brimstone” (© Kinostar)

Inhalt: Vor ein paar Jahren hat Liz (Dakota Fanning, „Very Good Girls – Die Liebe eines Sommers“), die seit dem Verlust ihrer Zunge nicht mehr sprechen kann, den deutlich älteren Witwer Eli (William Houston) geheiratet. Sie kümmert sich hingebungsvoll um ihre Tochter Sam (Ivy George) und den Stiefsohn Matthew (Jack Hollington, „Holodomor – Bittere Ernte“) und arbeitet als Hebamme. Ihr beschauliches Leben wird aus den Angeln gehoben, als ein vernarbter, neuer Priester (Guy Pearce, „The Rover“) ins Dorf kommt, mit dem sie eine gemeinsame Vergangenheit teilt. Nicht einmal ihr Mann will ihr glauben, dass der angebliche Diener Gottes nur in den Ort gekommen ist, um sie zu quälen und zu bestrafen. Innerhalb von einer Nacht scheint alles verloren, was Liz sich aufgebaut hat. Sie weiß, dass sie sich dem fanatischen Priester stellen muss, um ihr eigenes Leben zu retten.

 

Kritik: Seitdem Hollywood-Schwergewichte wie die Coen-Brüder und Quentin Tarantino den Western wieder salonfähig gemacht haben, gibt es in schöner Regelmäßigkeit mindestens brauchbare Beiträge aus dem Bereich. Auch das europäische Kino konnte mit Filmen wie „The Salvation“ punkten. Unter der Regie des Niederländers Martin Koolhoven – der auch das Drehbuch geschrieben hat – ist jetzt diese internationale Co-Produktion entstanden, die sich problemlos in die Reihe der Positivbeispiele einordnet. Schnell gelingt es, den harten und manchmal wirklich verstörenden Grundton zu etablieren. Schon in den ersten Minuten im Dorf wird ziemlich schonungslos agiert. In dieser Frühphase gelingt es auch bereits, Interesse an der zentralen Geschichte zu wecken: Weshalb sind Liz und der namenlose Priester derart erbitterte Feinde?

In etwas ausufernden 148 Minuten wird im Folgenden eine Antwort auf genau diese Frage gesucht. Mit einer ungewöhnlichen, gut gewählten Erzählstruktur schafft es Koolhoven, diese Zeit nicht lang werden zu lassen. Eine durchweg packende Atmosphäre und erstaunlich viel Abwechslung sorgen dafür, dass das Geschehen verhältnismäßig kurzweilig erscheint. Ein paar etwas konstruierte bis unlogische Momente sorgen nicht dafür, dass sich die Wirkung des Filmes massiv ändern würde. So bleibt ein knallhartes Katz- und Mausspiel, das auch nach dem Abspann noch in Kopf und Magen der meisten Zuschauer festhängen dürfte.

Was will der Priester von Liz? (© Kinostar)

Dakota Fanning hat es nach ihrem hohen Status als Kinderstar nie gänzlich geschafft, auch in die erste Liga der Erwachsenenriege vorzustoßen. Dennoch ist sie eine fantastische Schauspielerin, was sie hier – lange Zeit ohne ein einziges Wort – zeigt. Sie teilt sich die Rolle mit Emilia Jones, die als Teenager-Fassung der Protagonistin ebenfalls einen intensiven und überzeugenden Auftritt hat. Guy Pearce ist in diesem Film nicht nur auffällig, weil die Erzählweise etwas an „Memento“ erinnert. Als dämonisch anmutender Priester ist er der vielleicht radikalste und beängstigendste Bösewicht des Kinojahres. Sein pragmatisch anmutender, religiöser Fanatiker dürfte das Highlight eines ohnehin gelungenen Filmes sein. Die „Game of Thrones“-Stars Kit Harington und Carice van Houten beschränken sich auf Nebenrollen, die sie natürlich souverän füllen. Paul Anderson („’71 – Hinter feindlichen Linien“) liefert als wunderbar schmieriger und brutaler Bordellbesitzer seinen Beitrag zu Geschehen. Carla Juri kann nach „Blade Runner 2049“ ihren nächsten gelungenen Auftritt in einer internationalen Produktion verbuchen.

Nach dem ausgesprochen konsequenten Final-Akt bleibt (trotz kleinen Problemen in der Story) nicht viel Negatives, was über „Brimstone“ gesagt werden kann. Martin Koolhoven liefert einen Wildwest-Epos für Hartgesottene, der mehr als einmal die Elemente eines waschechten Psychothrillers bedient. Auf diese Art entsteht rund um die herausragenden Guy Pearce und Dakota Fanning eine Geschichte, die wahrlich unter die Haut geht, und nicht nur von Western-Fans ihre Beachtung verdient.

4 von 5 Punkten


Quelle: Koch Media, YouTube

Brimstone

Originaltitel:Brimstone
Regie:Martin Koolhoven
Darsteller:Dakota Fanning, Guy Pearce, Kit Harington, Carice van Houten, Carla Juri, Emilia Jones
Genre:Western, Thriller
Produktionsland/-jahr:Niederlande, Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Belgien, Schweden, 2016
Verleih:Koch Films
Länge: 148 MinutenFSK: ab 18 Jahren
Kinostart: 30.11.2017

Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Kinostar

Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am 29.11.2017
Review: Brimstone (Kino)

Thomas

"Alle bleiben cool! DU - bleib cool!" (Seth Gecko,"From dusk till dawn")

Recent Posts

Review: Operation Donbass (Blu-ray)

Inhalt: Im Herbst 2014 herrscht im Donbass rund um die Großstadt Donezk eine äußerst instabile…

20 Stunden ago

Review: Lucy

Inhalt: „Du bist rattenscharf und heißt wie der erste Mensch.“ So wird Studentin Lucy (Scarlett…

2 Tagen ago

Review: Crazy, Stupid, Love. (Blu-ray)

Inhalt: Das Leben des spießigen Cal Weathers (Steve Carrell,  „The 40 Year Old Virgin“) mit…

3 Tagen ago

Review: The VelociPastor – Die Klaue Gottes (Mediabook)

Inhalt: Nach dem Mord an seinen Eltern geht der Pastor Doug Jones (Gregory James Cohan)…

5 Tagen ago

Review: The Accountant

Inhalt: Christian Wolff (Ben Affleck, „Batman v Superman: Dawn of Justice“) ist einer der begabtesten…

7 Tagen ago

Review: Lady Bird (Blu-ray)

Inhalt: Christine McPherson (Saoirse Ronan, „Am Strand“) ist im Schuljahr vor dem Highschool-Abschluss und kann…

1 Woche ago