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Review: Winnetou – Der Mythos lebt

Das Blu-ray-Cover von “Winnetou – Der Mythos lebt” (© Square One/Universum Film)

Inhalt: Voller Vorfreude kommt der Leipziger Ingenieur Karl May (Wotan Wilke Möhring, „WHO AM I – Kein System ist sicher“) in den 1860er-Jahren in den USA an. Er möchte seinen Teil dazu beitragen, dass die Eisenbahn quer durchs Land entstehen kann. Unter dem Kommando des zurückhaltenden Bancroft (Rainer Bock, „Terror – Ihr Urteil“), dafür mit unangenehmen Kollegen wie dem rücksichtslosen Sicherheitschef Radler (Jürgen Vogel) umgeben, ist die Euphorie Mays bald verflogen. Bei einem Erkundungsritt geraten er und ein paar Kollegen in den Hinterhalt von einem Apachen-Trupp. Während die meisten Eisenbahn-Angestellten flüchten können, wird May schwer verletzt von den Indianern verschleppt.

Mit seiner Wehrhaftigkeit gegen Häuptlings-Sohn Winnetou (Nik Xhelilaj) verdient er sich aber den Respekt der Ureinwohner, die ihn daraufhin gesund pflegen und ihm den Spitznamen „Old Shatterhand“ verpassen. Winnetou und seine Schwester Nscho-tschi (Iazua Larios) führen das „Bleichgesicht“ in die Lebensweise und Bräuche der Apachen ein, die für Karl May bald zur zweiten Familie werden. So stellt er sich an der Seite der Indianer dem Kampf gegen die Eisenbahngesellschaft. Das bildet nur den Anfang für eine große Freundschaft, die durch zahlreiche Abenteuer bestand hat.

 

Kritik: Kaum jemand dürfte in seiner Kindheit und Jugend nie mit den Abenteuern von Winnetou und Old Shatterhand in Berührung gekommen sein. Seien es die Romane von Karl May oder die Film-Trilogie aus den 60er-Jahren mit Lex Barker und Pierre Brice in den Hauptrollen: Der naive Charme und die Abenteuerlust der Helden hat noch jeden gepackt gehabt. Für die schwere Aufgabe, diesen Oldie in die Gegenwart zu transportieren, wurde Philipp Stölzl engagiert, der zuletzt mit „Der Medicus“ schon ein Großprojekt inszenieren durfte.

Winnetou – Eine neue Welt

Zwischen dem Apachen und dem Leipziger entsteht eine enge Freundschaft (© Square One/Universum Film)

Der erste Teil der Reihe taucht mit dem wissbegierigen, fast euphorischen Karl May in die verheißungsvolle Welt des Wilden Westens ein. Der Anfang ist für den Protagonisten ebenso ernüchternd wie für den Zuschauer. Überzeichnete Charaktere passen zwar in die Welt der Geschichten, lassen „Winnetou“ zu Beginn aber eher wie einen Comic erscheinen. Gerade die Charaktere von Jürgen Vogel und Oliver Masucci („Er ist wieder da“) sind so fies, dass es schon wieder albern ist. In Ausstattung und Look ist die Neuauflage (natürlich) dem Original voraus.

Gute Kostüme und schicke Locations sorgen mit dafür, dass die Atmosphäre wächst. Sobald sich Winnetou und Old Shatterhand dann kennen lernen, entwickelt sich der Film zum zeitgemäßen Abenteuer, das aber auch den Ton der Vorlage trifft. Wotan Wilke Möhring überrascht als ruhiger, geradliniger Zeitgenosse, der vollkommen in Zeit und Setting aufgeht. Fast noch schwieriger war die Besetzung von Winnetou, da der Charakter für Generationen so fest mit Pierre Brice verknüpft war. Nik Xhelilaj entpuppt sich als guter und überzeugende Wahl. Darüber hinaus harmonieren die beiden Hauptdarsteller gut miteinander. Eine weitere wichtige Rolle war der skalpierte Einsiedler Sam Hawkins, der mit Milan Peschel („Der Nanny“) erstaunlich gut besetzt wurde.

So entwickelt sich „Winnetou – Eine neue Welt“ zu einem angenehm anzusehenden, unterhaltsamen Western, der trotz ein paar Unzulänglichkeiten seine Fans ernst nimmt, sich dabei aber auch noch genug künstlerische Freiheiten für einen moderneren Ansatz nimmt.

3,5 von 5 Punkten

Winnetou – Das Geheimnis vom Silbersee

Die Bösewichter können nur verwundert staunen (© Square One/Universum Film)

Bei dem Titel wenig überraschend, ist der zweite Teil der Reihe (lose) an „Der Schatz vom Silbersee“ angelehnt. Nachdem der Vorgänger gerade wegen der netten Kostüme und der schönen Sequenzen beim Indianerstamm durchaus gefällig war, gibt es bei diesem Film eine weit kleinere Hauptbesetzung, bei der die nervigen Albernheiten nach vorne gekehrt werden. Die Bösewichter sind sogar noch heftiger überzeichnet, weswegen das Wildwest-Abenteuer hier mehr klamaukige Komödie ist.

Gerade Fahri Yardim („HALBE BRÜDER“), der den durchgeknallten, mexikanischen Gangsterboss Loco (origineller Name…) spielt, gibt hier dem Affen derart heftig Zucker, dass es schwer fällt, das Geschehen noch auf irgend eine Art Ernst zu nehmen. Wotan Wilke Möhring, Nik Xhelilaj, Milan Peschel und Iazua Larios setzen ihre Auftritte solide fort, können dem substanzlosen Skript aber auch keine Glaubwürdigkeit mehr geben. Einzig die herrlichen Landschaftsaufnahmen erreichen überdurchschnittliches Niveau.

Nach einem ordentlichen Start ist „Winnetou – Das Geheimnis vom Silbersee“ leider genau das, was viele Fans des Originals befürchtet haben: Belanglos, verkrampft um Humor bemüht und ohne erkennbare Spannung fällt der Mittelteil der Reihe merklich ab.

2 von 5 Punkten

Winnetou – Der letzte Kampf

Winnetou muss kämpfen (© Square One/Universum Film)

Für das Finale der Reihe gibt es ein Wiedersehen mit dem wohl bekanntesten Fiesling der Winnetou-Reihe: Santer ist wieder da. Tatsächlich wird Santer sogar von Mario Adorf gespielt, der die Rolle damals im Original übernommen hat. Leider ist es nur Santer senior, ein herrischer Geschäftsmann, der seinem Sohn (Michael Maertens) das Leben zur Hölle macht. So kommt Adorf nur auf ein paar Szenen und überlässt Michael Maertens, der einen skrupellosen Theaterfan mit Vater-Komplexen gibt, das Feld.

Was wohl keinen mehr wundern dürfte, der die Reihe bis hier hin gesehen hat: Der Antagonist ist auch hier bis zur Lächerlichkeit überzogen und wirft das Publikum immer wieder aus der Handlung. Das ist wieder schade, weil andere Elemente wirklich gut gelungen sind. Wenn Winnetou und Old Shatterhand bei anderen Indianern-Stämmen für Hilfe im Kampf gegen Santer und seine Schergen suchen und sich Winnetou einem rituellen Kampf stellen muss, wird ein wirklich spannendes und atmosphärisches Szenario geboten. Die passable, ein wenig hölzerne Final-Schlacht kann dieses Niveau nicht halten und wird danach noch von einer ziemlich fragwürdigen Entscheidung „getoppt“.

Wie schon in der gesamten Trilogie gibt es auch bei „Winnetou – Der letzte Kampf“ Licht und Schatten. Die guten Hauptdarsteller und die überzeugenden Szenen bei den Indianer-Stämmen schaffen es aber nicht, für einen nervigen Bösewicht, durchaus augenfälligen Leerlauf und ein merkwürdiges Ende umfassend zu entschädigen.

2,5 von 5 Punkten

Gesamtfazit: „Winnetou“ ist deutsches Kulturgut. Auch wenn die Verfilmungen aus den 60er-Jahren teilweise ein bisschen zu sehr romantisiert werden, haben sie sich doch den Status bei ihren Fans richtig erarbeitet. Die Neuauflage punktet mit ordentlicher Ausstattung und gut besetzten Hauptdarstellern. Insbesondere bei Wotan Wilke Möhring wird deutlich, dass er eine weitere Bandbreite als Lex Barker hat. Auch Entscheidungen, wie den von Milan Peschel verkörperten Sam Hawkins zu einer etwas ernsthafteren Figur zu machen, funktionieren.

Leider stehen sich die Macher mit einigen Griffen immer wieder selbst im Weg. Nach einem sehr ordentlichen ersten Teil, der trotz seiner schwachen Antagonisten zu gefallen wusste, kommt die Reihe nicht mehr richtig in Schwung. Gerade die Mischung von albernem Klamauk und ernst gemeintem Wildwest-Abenteuer wirkt in einer Produktion von 2016 ziemlich altbacken und unausgewogen. Am Ende ist „Winnetou – Der Mythos lebt“ nicht die Katastrophe, die einige befürchtet haben. Obwohl stellenweise gute Ansätze zu entdecken sind, fehlt aber auch ein ganzes Stück, um wirklich zu überzeugen.

Die Box ist ab dem 23.12.2016 auf DVD und Blu-ray erhältlich.

2,5 von 5 Punkten

Da nicht das Endprodukt gesehen wurde, sind keine Angaben zu Bild, Ton und Extras möglich.


Quelle: Filmempfehlung, YouTube

Winnetou - Der Mythos lebt

Originaltitel:Winnetou - Der Mythos lebt
Regie:Philip Stölzl
Darsteller:Wotan Wilke Möhring, Nik Xhelilaj, Jürgen Vogel, Milan Peschel
Genre:Western, Abenteuer
Produktionsland/-jahr:Deutschland, 2016
Verleih:Universum Film
Länge:Teil 1: 118 Minuten
Teil 2: 94 Minuten
Teil 3: 123 Minuten
FSK:ab 12 Jahren

 

Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am 23.12.2016
Review: Winnetou – Der Mythos lebt

Thomas

"Alle bleiben cool! DU - bleib cool!" (Seth Gecko,"From dusk till dawn")

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