Inhalt: Im November 1939, kurz nachdem die Nazis in Polen einmarschiert sind, verübt der Schreiner Georg Elser (Christian Friedel) einen Anschlag auf die NS-Führung im Münchner Bürgerbräukeller. Nur 13 Minuten fehlten, dann wäre Hitler unter den Opfern gewesen. Nur wenig später wird Elser erwischt und nach Berlin gebracht, wo ihn Kripo-Chef Arthur Nebe (Burghart Klaußner) und der Gestapo-Vorsitzende Heinrich Müller (Johann von Bülow) verhören. Mit allen Mitteln versuchen sie, ein Geständnis aus ihm herauszubekommen und seine Hintermänner zu erfahren. Erst nach Tagen erzählt er seine Geschichte. Wie wurde aus dem sympathischen Musiker und Lebemann ein Attentäter, der beinahe den zweiten Weltkrieg abgewendet hätte?
Kritik: Oliver Hirschbiegel gehört mit Sicherheit zu den wichtigsten deutschen Regisseuren nach der Jahrtausendwende. Der längst zum Klassiker gewordene Psycho-Thriller „Das Experiment“ (2001) und das für den Oscar nominierte NS-Drama „Der Untergang“ sind bis heute seine größten Erfolge. Von seinen internationalen Projekten konnte allenfalls „Five Minutes of Heaven überzeugen, während „Invasion“ und vor allem zuletzt „Diana“ enttäuschten. Für seine erste deutsche Produktion seit einiger Zeit geht er wieder zurück ins dritte Reich. Die aufmerksamen Beobachter des deutschen Kinos werden sich natürlich fragen, ob ein weiterer Film über diese Zeit Not tut. Tatsächlich gelingt es Hirschbiegel, eine spannende und treffende Charakterstudie eines intelligenten Mannes zu liefern, der die Gefahren Hitlers früh erkannt hatte. Dabei bilden die teils klaustrophobischen Verhör-Szenen nur das Gerüst für die Geschichte eines Normalos, der den Begriff Zivilcourage auf ein neues Level hebt.
Natürlich sorgt der Film auch beim Zuschauer für einige interessante Denkanstöße: Wie würde Deutschland jetzt aussehen, wenn diese Bombe einige Minute früher losgegangen wäre? Wie viele Opfer dürfen für eine solche Tat gebilligt werden? Mit dem sympathischen und vielschichtigen Christian Friedel wurde ein nahezu optimaler Schauspieler gefunden, dem man während des ganzen Filmes gerne folgt. Auch Katharina Schüttler, die seine Verlobte Elsa spielt, liefert eine auffällig gute Leistung. So gelingt Oliver Hirschbiegel ein kurzweiliger und interessanter Zeit-Bericht, der eine bislang noch nicht so deutlich beachtete Geschichte erzählt und dabei weit mehr ist, als dröges Unterrichtsmaterial.
4 von 5 Punkten
Quelle: NFP, Leinwandreporter TV, YouTube
Elser – Er hätte die Welt verändert
Originaltitel: | Elser – Er hätte die Welt verändert |
Regie: | Oliver Hirschbiegel |
Darsteller: | Christian Friedel, Katharina Schüttler, Burghart Klaußner, Johann von Bülow |
Genre: | NS-Drama, Biografie |
Produktionsland/-jahr: | Deutschland, 2014 |
Kinostart: | 09.04.2015 |
Verleih: | NFP marketing & distribution* |
Länge: | 110 Minuten |
FSK: | ab 12 Jahren |