Kino

Review: Stella. Ein Leben (Kino)

Das Hauptplakat von “Stella. Ein Leben”(©Majestic Film)

Inhalt: Bis 1940 gilt die junge, jüdische Frau Stella Goldschlag (Paula Beer, „Frantz“) als aufgehender Stern am Berliner Jazz-Himmel. Doch statt einer Zukunft am Broadway fernab der Nazis gibt es bald nur noch triste Arbeit in einer Munitionsfabrik. Als die Situation im Jahr 1943 eskaliert, tauchen sie und ihre Eltern mit Hilfe des befreundeten Passfälschers Rolf (Jannis Niewöhner, „Asphaltgorillas“) unter. Diese Flucht hat ein jähes Ende, nachdem sie von der Gestapo gefangen wird. Sie trifft eine folgenschwere Entscheidung und lässt sich zum Schutz von ihr und ihren Eltern als „Greiferin“ rekrutieren. Bis zum Ende des Krieges verrät sie zahllose andere Juden an die Gestapo und trägt so zu deren Deportation bei.

 

Kritik: Mit gut ausgearbeiteten Werken rund um reale Vorfälle des 20 Jahrhunderts (wie „Gladbeck“ und „Der Fall Barschel“) hat sich Filmemacher Kilian Riedhof einen guten Namen gemacht. Nun hat er sich mit „Stella. Ein Leben“ die reale Geschichte von Stella Goldschlag und ein bislang wenig beleuchtetes, deshalb nicht weniger finsteres Thema rund um den zweiten Weltkrieg vorgenommen. Mit dem richtigen Ansatz hätte daraus ein ebenso interessantes wie mutiges Werk entstehen können. Dieses liefern Riedhof und sein Team aber nur gelegentlich. In verschiedenen Szenen wird die Wucht und Intensität der Thematik spürbar. Gerade wenn es die fast greifbare Verzweiflung ins Zentrum rückt, hat „Stella. Ein Leben“ schmerzhafte Momente. Dabei ist der Film (durchaus nachvollziehbar) nicht gewillt, mit seiner Protagonistin zu hart ins Gericht zu gehen.

Stella spielt ein gefährliches Spiel (©Majestic Film)

Leider fällt dem Werk immer wieder seine Erzählstruktur auf die Füße. Hier scheint man deutlich mehr bemüht, Fakten aus dem Leben Goldschlags abzuhandeln, als einen wirklichen Erzählfluss zu entwickeln. Da die Geschichte auf diese Art wie eine ziemlich lose Ansammlung von Szenen wirkt, bleibt der Zuschauer trotz starker Einzelsequenzen immer auf Distanz zum Thema. Das ist doppelt schade, da das Drama auf einen starken Cast zählen kann, der auch durchaus in der Lage ist, in eine derart kontroverse Thematik einzutauchen. Paula Beer gehört sicherlich zu den größten Talenten ihrer Generation. Wenn „Stella“ das vorhandene Potenzial abruft, hat das auch mit einer erwartbar starken Leistung ihrerseits zu tun. An ihrer Seite kommen vor allem Katja Riemann, Jannis Niewöhner, Lukas Miko und Gerdy Zint zur Geltung.

Hier waren alle Anlagen vorhanden, ein sehr eindringliches und wirklich hervorragendes NS-Drama zu kreieren. Es hat aber den Anschein, als ob die Macher zeitweise Angst vor den eigenen Courage bekommen hätten. Gepaart mit der aufzählungsartig auf Fakten aufbauenden Erzählweise, bleibt „Stella. Ein Leben“ trotzdem ein gut gespielter und bebildeter, aber zu selten wirklich überzeugender Film.

3 von 5 Punkten


Quelle: Majestic Film, YouTube

Stella. Ein Leben

Originaltitel:Stella. Ein Leben
Regie:Kilian Riedhof
Darsteller:Paula Beer, Jannis Niewöhner, Katja Riemann
Genre:Drama, Kriegsfilm, Biographie
Produktionsland/-jahr:Deutschland, 2023
Verleih:Majestic Film
Länge: 121 Minuten
FSK: ab 16 Jahren
Kinostart: 25.01.2024

Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Majestic Film

Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am 25.01.2024
Review: Stella. Ein Leben (Kino)

Thomas

"Alle bleiben cool! DU - bleib cool!" (Seth Gecko,"From dusk till dawn")

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