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Review: The Lady in the Van (Kino)

Das Kino-Plakat von “The Lady in the Van” (© Sony Pictures Germany)

Inhalt: Der Theater-Autor Alan Bennett (Alex Jennings, „Wrong Identity“) ist ein schüchterner, freundlicher Kerl, der alleine in der gehobenen Londoner Wohngegend Camden Town lebt. Seit einigen Monaten wohnt die obdachlose, äußerst resolute Miss Sheperd (Maggie Smith, „My Old Lady“) in ihrem Van auf Alans Straße. Als sie von der Verwaltung gezwungen werden soll, mit ihrem Fahrzeug an einen anderen Ort zu fahren, überredet sie den alleinstehenden Mann, ihr Auto „kurzfristig“ in seiner Einfahrt parken zu dürfen. Aus dem kurzzeitigen Engagement werden 15 lange Jahre, in denen es Alan nicht übers Herz bringt, die alte Dame trotz all ihrer Frechheiten, ihres Geruchs und des verteilten Mülls von seinem Grundstück zu werfen.

 

Kritik: Autor Alan Bennett ist seit Jahrzehnten eine feste Größe in der britischen Film- und Theater-Landschaft. Seinen Karriere-Höhepunkt erlebt 1995, als er für sein Skript zu „King George – Ein Königreich für mehr Verstand“ eine Oscar-Nominierung erhielt. Noch davor – zwischen 1974 und 1989 – spielte sich diese Episode in seinem Leben ab, die er in dem biographischen Theaterstück „The Lady in the Van“ verarbeitete. So spielte Maggie Smith in den 90er-Jahren schon einmal die Rolle der Ms. Sheperd, in die sie in der von „King George“-Regisseur Nicholas Hytner inszenierten Verfilmung zurückkehrt. Der Film beginnt als harmlos-schrulliges Stück, in dem eine ewig grantelnde Miss Sheperd die Nachbarschaft in Aufruhr hält. Nur Alan Bennett ist zu zurückhaltend, ihr die Meinung zu sagen, was sein Leben in den kommenden Jahren massiv beeinflussen soll.

 

Alan wird von Miss Sheperd wieder einmal in die Schranken gewiesen (© Sony Pictures Germany)

Hytner geht währenddessen schon auf eine Meta-Ebene, in der Mensch Bennett mit dem Autor Bennett diskutiert. Dieser Einfall ist nett bis eigenwillig, lenkt den Fokus aber natürlich auf den Gastgeber und nicht die titelgebende Dame, die sich in der Einfahrt eingenistet hat. So lange der Film dieser leicht verdauliche Spaß bleibt, funktioniert er auch als sympathische Unterhaltung. Auch der Verlauf, wie die Geheimnisse der alten Dame langsam ans Licht gebracht werden, ist durchaus solide. Warum Hytner deswegen aber einen melodramatischen Ton anschlägt, kann nicht erklärt werden und wäre auch nicht nötig gewesen. Dadurch wird auch noch offensichtlicher, dass der Film mit 104 Minuten Spielzeit etwa 15-20 Minuten zu lang ist. Im Schlussdrittel bleibt das Gefühl nicht aus, dass die Macher drei bis vier Mal den Absprung aus der Geschichte nicht geschafft hätten. Maggie Smith hat auch noch im hohen Alter sichtbar Spaß an ihrer Arbeit und keift hier um sich, als ob es kein morgen gibt. Dass sie für die recht flach angelegte Figur nicht an ihre Leistungsgrenze gehen muss, ist dabei nicht einmal störend. Alex Jennings spielt den ruhigen Junggesellen solide, ohne große Glanzpunkte zu setzen. Bekannte britische Mimen wie Jim Broadbent („Eddie the Eagle – Alles ist möglich“), Dominic Cooper („Need for Speed“) und Claire Foy („Wölfe“) verewigen sich mit Kurzauftritten im Film.

Lange Zeit funktioniert die schrullige Geschichte als ordentliche Feel Good-Unterhaltung. Da genau diese dem Zuschauer ohne dramaturgisch triftigen Grund in der zweiten Phase des Filmes genommen wird und der Film deutlich zu lang gezogen wird, erhält der eigentlich gute Eindruck von „The Lady in the Van“ einen faden Beigeschmack.

3 von 5 Punkten


Quelle: Sony Pictures, Leinwandreporter TV, YouTube

The Lady in the Van

Originaltitel:The Lady in the Van
Regie:Nicholas Hytner
Darsteller:Maggie Smith, Alex Jennings, Jim Broadbent
Genre:Drama, Komödie
Produktionsland/-jahr:UK, 2015
Verleih:Sony Pictures
Länge: 104 MinutenFSK: ab 12 Jahren
Kinostart: 14.04.2016
Homepage:The Lady in the Van

Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am
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Thomas

"Alle bleiben cool! DU - bleib cool!" (Seth Gecko,"From dusk till dawn")

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