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Review: Mauern der Gewalt (Blu-ray)

Das Blu-ray-Cover von “Mauern der Gewalt” (Quelle: Ascot Elite)

Inhalt: In seiner Kindheit ist Eric Love (Jack O’Connell) von einer Pflegefamilie in die nächste gereicht worden und ist so nach und nach ins kriminelle Milieu abgerutscht. Im Alter von 19 Jahren wird er wegen seiner bereits sehr umfangreichen Akte ins Erwachsenen-Gefängnis verlegt. Dort legt sich der aggressive junge Mann bereits am ersten Tag mit zahlreichen Mithäftlingen an und scheint gewillt, sein Leben dort zu akzeptieren. Doch er muss bald einsehen, dass er in seiner neuen Heimat auf diese Art keine Chance hat zu überstehen, da ihm schon bald einige schwere Jungs eine Abreibung nach der anderen verpassen.

Der Sozial-Arbeiter Oliver (Rupert Friend, „Homeland“) versucht, Eric wieder auf die richtige Spur zu bringen. Trotz einiger Rückschläge überzeugt er ihn davon, seine Aggressions-Bewältigungsklasse zu besuchen. Davon ist Erics Vater Neville (Ben Mendelsohn, „The Place Beyond the Pines“), der einer der mächtigsten Insassen im Gefängnis ist, alles andere als begeistert. Kann Eric gerettet werden, bevor er sich und anderen noch mehr Schaden zufügt?

Kritik: Der englische Regisseur David Mackenzie, der unter anderem schon den virtuosen Science Fiction-Film „Perfect Sense“ inszeniert hatte, wendet sich hier dem düsteren Alltag im Gefängnis zu. Er erzählt die Geschichte eines jungen Mannes, der so von Hass und Aggressionen zerfressen ist, dass man auch als Zuschauer dazu neigt, ihn vorschnell aufzugeben. Die Art, wie Mackenzie die Geschehnisse präsentiert, könnte lange Zeit kaum authentischer und naturalistischer sein und hebt sich damit von den meisten Gefängnisfilmen der letzten Jahre deutlich ab.

Die karge Optik und die brutale Langeweile, an die sich der früh berufene Verbrecher Eric erst gewöhnen muss, sind erkennbar auch Gründe für seine Gewaltausbrüche. Der teils beklemmende Film punktet vor allem durch seine interessanten und vielschichtigen Charaktere. Neben einigen sehr blutigen Szenen ist das Geschehen vor allem auf psychischer Ebene anspruchsvoll. Es ist schade, dass der Film in den letzten 20 Minuten etwas in den reißerischen Bereich abgleitet und dann auch nicht mehr frei von Klischees ist (sind wirklich alle Gefängnis-Wärter selbst kriminell?). So werden die tollen Eindrücke etwas verwässert, die man unter anderem bei den herausragenden Szenen in der Aggressions-Therapie bis dahin sammeln konnte.

Starke Darsteller tragen den Film

Eric soll in der Aggressions-Therapie seine Wut zügeln lernen (Quelle: Ascot Elite)

Jack O’Connell gehört zu den aufstrebenden Stars des britischen Kinos. Neben seiner ersten bekannten Rolle als junger Psychopath in „Eden Lake“ und als Klein-Gangster in dem Thriller „Tower Block“ konnte er sich im Mainstream-Kino mit positiv besetzten Charakteren wie in „300 – Rise of an Empire“ oder bald in der Sportler-Biografie „Unbroken“ beweisen. In diesem kleinen Drama zeigt er als Junge, der auf die vollkommen schiefe Bahn geraten ist, die bislang vielleicht eindruckvollste Leistung seiner Laufbahn. Er schafft es, besorgniserregend und beängstigend zu sein und sich trotzdem zum Hoffnungsträger für den Zuschauer zu entwickeln. Eine vielseitige und sehr reife Performance von O’Connell.

Vergleichbar stark präsentiert sich Ben Mendelsohn, der ansonsten eher auf die schluffigen Versager und Junkies im kriminellen Milieu abonniert ist. Ihm hätte man diese Rolle als taffer, charismatischer und cholerischer Neville wohl nicht auf so einer Qualitäts-Stufe zugetraut, was seinen Auftritt umso erfreulicher macht. Als dritter namhafter Schauspieler ist „Homeland“-Star Rupert Friend wichtiger Teil des Casts. Er spielt den mit ganzem Herz involvierten Sozial-Arbeiter, der unbedingt einen Unterschied machen will. Seine Figur bringt den wichtigen Aspekt ein, dass ein Gefängnis dann doch nicht nur eine reine Verwahranstalt ist. Da Friend sich ins einem Spiel eine gewisse Doppelbödigkeit bewahrt, bleiben die wahren Beweggründe der Figur lange im Dunklen.

„Mauern der Gewalt“ ist ein kleiner, aber lange beeindruckend guter und authentischer Gefängnisfilm, der auch über die reine Unterhaltung hinausgeht. Mit eindrucksvollen Bildern und starken Schauspielleistungen rund um Jack O’Connell wird David Mackenzies neuer Film trotz der etwas abschweifenden Schlussphase zu seinem nächsten Geheimtipp. Es fehlte nicht viel, dann wäre dem Regisseur mit diesem Film der ganz große Wurf gelungen.

Der Film ist ab dem 28.10.2014 vom Verleih von Ascot Elite auf DVD und Blu-ray erhältlich.

4 von 5 Punkten

Bild: Die Aufnahmen sind häufig etwas blass und trist – was aber genau zu der beklemmenden Atmosphäre des Filmes passt. Die Darstellung der Details ist ebenso zufriedenstellend wie die Bildschärfe, wobei in beiden Fällen besonders die Close Ups überzeugen. Die Farbgebung ist im Rahmen der Möglichkeiten ebenso gut wie Schwarzwert und Kontraste. Große Bildunruhen und Fehler sind nicht festzustellen.

3,5 von 5 Punkten

Ton: Der deutsche und der englische Ton in DTS-HD MA 5.1 erreichen gleichbleibend ordentliches Niveau. Die Dialogverständlichkeit, die hier ganz klar im Vordergrund steht, ist absolut makellos. Der gute Score und die Hintergrundgeräusche werden sauber und dynamisch auf die verschiedenen Boxen verteilt. Bei Szenen, wo die Kulisse aus dem Gefängnistrakt rübergebracht werden soll, ist das sogar teils recht eindrucksvoll.

3,5 von 5 Punkten

Extras: Einige Interviews mit Darstellern und Machern (69 Minuten), eine B-Roll (11 Minuten) sowie ein paar Trailer sind als Bonusmaterial auf der Blu-ray zu finden.

3,5 von 5 Punkten

Gesamt: 4 von 5 Punkten

 


Quelle: Ascot Elite, Leinwandreporter TV, YouTube

Mauern der Gewalt

Originaltitel:Starred Up
Regie:David Mackenzie
Darsteller:Jack O'Connell, Ben Mendelsohn, Rupert Friend
Genre:Gefängnis-Drama
Produktionsland/-jahr:Uk, 2013
Verleih:Ascot Elite
Länge:100 Minuten
FSK:ab 16 Jahren

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Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am 24.10.2014
Mauern der Gewalt (Blu-ray)

Thomas

"Alle bleiben cool! DU - bleib cool!" (Seth Gecko,"From dusk till dawn")

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