Review: Mood (DVD)

Inhalt: Mit Mitte 20 irrt Sasha (Nicôle Lecky) noch ein bisschen ziellos durchs Leben. Die durchaus begabte Sängerin, die ihren Alltag am liebsten mit Kiffen und Feiern verbringt, wurde gerade von Jugendliebe Anton (Jordan Duvigneau) verlassen. Ihr gefährlich unreifer Umgang damit sorgt dann auch noch dafür, dass sie von Mutter (Jessica Hynes) und Stiefvater (Paul Kaye, „Anna und die Apokalypse“) vor die Tür gesetzt wird. Als sie bei ihrer flüchtigen Bekannten, dem Social-Media-Sternchen Carly (Lara Peake, „Born To Kill“), die ihren treuen Fans gegen gutes Geld sehr private Einblicke liefert, untertaucht, lernt sie bald einen neuen Lebensstil kennen. Nach reiflicher Überlegung steigt sie in das Business ein, was aber nur als Übergang bis zur Musik-Karriere dienen soll. Nach anfänglich noch unverfänglichen Fotos wechselt sie bald in den Bereich von Online-Sex und Escort. Gibt es von da aus überhaupt noch den Weg zurück zur Wunschkarriere?

Kritik: Die Britin Nicôle Lecky ist eine sehr vielseitige Künstlerin. Als Schauspielerin, Musikerin und Autorin schrieb sie 2019 das Ein-Personen-Theaterstück „Superhoe“, welches sie natürlich auch selbst aufführte. Dieses wurde inzwischen von der BBC als sechsteilige Mini-Serie adaptiert, bei der Lecky abermals das Drehbuch beisteuerte, die Protagonistin spielte und außerdem als ausführende Produzentin aktiv war. So sehr „Mood“ inhaltlich Licht- und Schattenseiten des Selbstfindungstrips einer ambitionierten Sängerin beleuchtet, so sehr durchlebt die Serie selbst auch verschiedene Wellenbewegungen. Das positive Herzstück sind sicherlich die RnB- und Hip-Hop-Musicalnummern. Stark von Lecky und ihren Co-Stars vorgetragen, gut choreographiert und immer mit einem guten Blick für Stimmung und Plot bietet die Musik einen erinnerungswürdigen Teil der Folgen.

Ansonsten ist diese ziemlich universelle Geschichte mit Abzweigung in einen sehr spezifischen Teil des Internets relativ konventionell. Gerade in den Anfangs-Episoden, in denen sich Sasha von ihrem Umfeld abwendet, ist „Mood“ noch atmosphärisch und durchaus eindringlich. Sobald die Serie sich den Abgründen nähert, bleibt man doch überraschend bieder und verpasst es, die Probleme deutlich greifbar zu machen (die teils ähnlich gelagerte deutsche Produktion „Fucking Berlin“ funktioniert da z.B. deutlich besser). Es liegt aber an den schauspielerischen Leistungen, dass die Mini-Serie auch in ihren Schwächephasen noch funktioniert. Gerade Lecky selbst entpuppt sich als charmante und vielseitige Darstellerin (sowie exzellente Sängerin), die dem Geschehen stets ihren Stempel aufdrückt. Neben ihr ist es vor allem Lara Peake, deren Carly sich voll dem Lifestyle verschrieben hat, als Charakter zwischen prolliger Liebenswürdigkeit und fies-manipulativen Zügen „Mood“ ein menschliches Zentrum zu geben.

Die mit zwei BAFTAs ausgezeichnete Mini-Serie wird Nicôle Lecky zum großen Durchbruch verhelfen. Dennoch stehen klasse Musicalnummern und Darstellerleistungen einer ziemlich generischen und schlussendlich wenig packenden Dramaturgie gegenüber, wodurch „Mood“ recht deutlich am großen Wurf vorbeischrammt.

Die Box ist ab dem 28.07.2023 auf DVD erhältlich.

3,5 von 5 Punkten

Bild: Der zwischen körnig-dreckig und bunt-verträumte Look der Serie ist wirklich abwechslungsreich und gelungen. Oft sehr stark gesättigte Farben lassen in die Welt von Zukunftswünschen und (Extrem-)Influencer-Schein eintauchen. Natürlich fehlt bei dem Medium die letzte Brillanz. Dennoch ist die Optik von „Mood“ überzeugend.

4 von 5 Punkten

Ton: Die deutsche und die englische Dolby Digital 2.0-Spur erfüllen die Erwartungen. Gerade bei den starken Musical-Nummern hätte man sich dann doch eine gewisse Räumlichkeit gewünscht. Allgemein ist die Abmischung aber ziemlich gut und die Dialogwiedergabe in beiden Sprachen problemlos.

3,5 von 5 Punkten

Extras: Ein Mini-Featurette die Entstehung einer Tanz-Choreographie (3 Minuten) mit optional zuschaltbaren Untertiteln komplettiert die Box.

1,5 von 5 Punkten

Gesamt: 3,5 von 5 Punkten

Quelle: BBC Three, YouTube

Mood - Die komplette Serie

Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Polyband

Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am 02.08.2023
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