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Review: Wie ein weißer Vogel im Schneesturm (Blu-ray)

Das Blu-ray-Cover von “Wie ein weißer Vogel im Schneesturm” (© Capelight Pictures)

Inhalt: Im Sommer 1988 ist die 17 Jahre alte Kat (Shailene Woodley, „The Spectacular Now“) zum ersten Mal wirklich verliebt und genießt jede Minute mit ihrem Freund Phil (Shiloh Fernandez, „The East“). Ihr Familienleben läuft hingegen weit weniger rund, da ihre Mutter Eve (Eva Green, „The Salvation“) damals vorschnell geheiratet hatte und jetzt all ihren Frust an ihrem Mann Brock (Christopher Meloni, „Oz – Hölle hinter Gittern“) und an Kat auslässt. Eines Tages ist Eve auf einmal spurlos verschwunden und keiner hat eine Ahnung, was geschehen sein könnte. Der ermittelnde Polizist Scieziesciez (Thomas Jane) macht keine großen Hoffnungen, etwas an der Situation ändern zu können. Dafür entwickelt Kat, deren Leben jetzt eigentlich einfacher ist, schon bald Interesse an dem Ermittler.

Kritik: Seine Filme sind schwer zu packen, selten klassisch unterhaltsam, visuell beeindruckend und hinterlassen eigentlich dann doch immer einen bleibenden Eindruck. Filme wie „Mysterious Skin“ oder zuletzt „Kaboom“ haben Gregg Araki zu einem durchaus anerkannten Filmemacher werden lassen, weswegen er hier auf einen durchaus beeindruckenden Cast zurückgreifen kann. Schnell fügt sich „White Bird in a Blizzard“ (so der Originaltitel) in die Reihe seiner besseren und zugänglicheren Filme ein, ohne aber im Mainstream zu landen. Eine spannende Farbgebung mit virtuos anzuschauenden Traumsequenzen gibt dem Film eine eigene, fast hypnotische Note. An manchen Stellen wird der Film dann zu sehr stilisiert und lässt die Handlung fast ungeachtet nebenher fließen. Das Jugenddrama um die junge Kat, die zwischen sexuellem Erwachen und dem Verschwinden der Mutter eigentlich nur ein normaler Teenager ist, wird aber doch zum Zentrum des Geschehens.

Kat hat eigentlich nur Augen für Phil (© Capelight Pictures)

Dabei liegt ein großer Teil des Verdienstes bei Shailene Woodley, die mit einer hochemotionalen, reifen Leistung wieder einmal ihr Talent unter Beweis stellt. Dazu kommt Eva Green, die wie aufgezogen in einer ungewohnten Rolle auftrumpft und als Eve verstörend, aber trotzdem menschlich bleibt. Auch gegen sein Klischee besetzt, überzeugt der ansonsten auf harte Kerle abonnierte Christopher Meloni als unterdrückter Familienvater. Nebendarsteller wie Thomas Jane, Shiloh Fernandez und Sheryl „Laura Palmer“ Lee sorgen dafür, dass die Figuren bis in die kleinste Nebenrolle funktionieren. So entwickelt sich ein schön anzusehender, teils amüsanter, teils herzlicher, aber ebenso mysteriöser und unangenehmer Trip hinter die Fassade einer Kleinstadt-Familie. Auch wenn der Film nicht die Genialität eines „American Beauty“ erreicht, bietet „Wie ein weißer Vogel im Schneesturm“ bissige, tragische und denkwürdige Momente, die aber meistens im Zusammenhang mit dem Auftritt von Eva Green stehen. Leider zerfasert das Geschehen mit zunehmender Spieldauer ein wenig und ist nicht ganz so clever, wie es gerne wäre.

Wer über die sicherlich vorhandenen Unzulänglichkeiten hinwegsehen kann, wird zumindest immer mit einer verspielten Optik und zwei tollen Schauspielerinnen belohnt. Das macht „Wie ein weißer Vogel im Schneesturm“ nicht zur anvisierten großen Kunst, fügt aber ein weiteres reizvolles Projekt zur spannenden Independent-Biographie von Gregg Araki hinzu.

Die sonderbare Eve hinterlässt eine Lücke in der Familie (© Capelight Pictures)

Ab dem 14.08.2015 auf DVD und Blu-ray erhältlich.

3,5 von 5 Punkten

 

Bild: Der sehr stilisierte Look des Filmes konnte sehr gut auf die Blu-ray transferiert werden. Die Aufnahmen sind immer scharf und recht detailreich. Die Farbgebung richtet sich weniger nach reinem Realismus, als nach der Stimmung der Figuren aus, was nach etwas Eingewöhnung sehr schön anzusehen ist. Nur bei den vergilbten Rückblenden in die 70er-Jahre sehen die Farben alles andere als gut aus. Schwarzwert und Kontraste lassen hingegen keine Beanstandungen zu. Das ergibt einen positiv ungewohnten, sauberen und fehlerlosen Gesamteindruck.

4 von 5 Punkten


Ton: Der englische und der deutsche DTS-HD MA 5.1-Ton sind zwar keine Effektgewitter, gefallen aber dennoch auf ganzer Linie. Saubere, immer gut verständliche Dialoge sind hier im Zentrum des Geschehens. Zwischendurch werden immer kleine akustische Ausrufezeichen gesetzt, wo auch die Räumlichkeit zum Einsatz kommt. Ein wichtiger Bestandteil ist auch der starke 80er-Soundtrack, der sehr gut abgemischt ist und fast zu einem eigenen Charakter im Film wird.

3,5 von 5 Punkten

Extras: Zusätzlich zum Film sind noch ein Audiokommentar des Regisseurs, ein kurzes Making of (3 Minuten), eine Reihe entfallener Szenen (10 Minuten), Interviews mit Gregg Araki (8 Minuten) und Shailene Woodley (6 Minuten) sowie ein paar Trailer ergänzen die Blu-ray.

3 von 5 Punkten

Gesamt: 3,5 von 5 Punkten


Quelle: Capelight Pictures, Leinwandreporter TV, YouTube

Wie ein weißer Vogel im Schneesturm

Originaltitel:White Bird in a Blizzard
Regie:Gregg Araki
Darsteller:Shailene Woodley, Eva Green, Christopher Meloni, Thomas Jane, Shiloh Fernandez
Genre:Drama, Mystery
Produktionsland/-jahr:USA, 2014
Verleih:Capelight Pictures
Länge:91 Minuten
FSK:ab 12 Jahren

Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am 07.08.2015
Review: Wie ein weißer Vogel im Schneesturm (Blu-ray)

Thomas

"Alle bleiben cool! DU - bleib cool!" (Seth Gecko,"From dusk till dawn")

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