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Review: Bound – Gefesselt (Mediabook)

Das Mediabook-Artwork von “Bound – Gefesselt”(© Capelight Pictures)

Inhalt: Corky (Gina Gershon, „Permission“) ist gerade erst aus dem Gefängnis entlassen worden, weshalb sie froh ist, sich mit der Renovierung einer leerstehenden Wohnung etwas Geld verdienen zu dürfen. Im benachbarten Apartment lebt die verführerische Violet (Jennifer Tilly, „Cult of Chucky“) mit ihrem langjährigen Freund Caesar (Joe Pantoliano), einem höheren Tier der regionalen Mafia. Die beiden Frauen kommen sich bald näher. Da Violet genug vom Leben mit einem waschechten Gangster hat, planen sie und Corky die gemeinsame Flucht. Um das neue Leben zu finanzieren, wollen sie zwei Millionen Dollar klauen, die Caesar für seinen Boss aufbewahrt. Doch der in der Theorie perfekte Plan offenbart in der Praxisanwendung seine Schwächen.

 

Kritik: Als die Wachowskis im Jahr 1999 den längst zum SciFi-Action-Klassiker avancierten „Matrix“ auf den Markt brachten, gelang ihnen der Sprung zur Weltkarriere. 20 Jahre, zwei eher mäßig euphorisch aufgenommene „Matrix“-Sequels, andere Filme wie „Cloud Atlas“ und die Serie „Sense8“ später, wurde vor kurzem ein vierter Teil des erfolgreichsten Machwerks des Duos angekündigt. Noch bevor Keanu Reeves als Auserwählter durch digitale Welten schritt, veröffentlichten die Wachowskis 1996 die Thriller-Romanze „Bound – Gefesselt“, mit der sie hauptsächlich vorführbares Material für kommende Investoren erstellen wollten. Das ist ihnen nicht nur aus rein faktischer Sicht gelungen. In einer räumlich sehr begrenzten Geschichte, die zu 80% auf dem gleichen Stockwerk eines Wohnhauses spielt, beweisen die Macher die Stilsicherheit, die auch in späteren Werken immer einprägsam war.

Zwischen Corky und Violet sprühen die Funken (© Capelight Pictures)

Spannend, sexy und aufrichtig cool entwickelt sich ein einfallsreicher Heist-Plot, bei dem sich Femme Fatales und Mafiosi die Klinke in die Hand geben. Ein wenig Neo-Noir, eine Prise Exploitation und ganz viel eigenes Zutun des Regie-Duos sorgen dafür, dass dieser smarte und unverschämt unterhaltsame Thriller auch 23 Jahre nach seiner Veröffentlichung keinen Deut von seinem Reiz eingebüßt hat. Die Vorzeichen für die beiden Hauptdarstellerinnen hätten kaum unterschiedlicher sein können:

Charakterdarstellerin Gina Gershon durfte im Jahr davor an dem berühmt-berüchtigten (aber deshalb nicht weniger sehenswerten) Verhoeven-Desaster „Show Girls“ teilhaben. Sie gehörte aber zweifelsohne zu denjenigen, die dank eines eher augenzwinkernden Ansatzes unbeschadet aus der Angelegenheit herausgekommen sind. Als etwas burschikose Überlebenskünstlerin Corky spielt sie hier nicht weniger als einen der besten Parts ihrer Karriere. Die extrem wandelbare Jennifer Tilly strich für „Bullets Over Broadway“ im Jahr 1995 eine Oscar-Nominierung ein. In „Bound“ verdreht sie als verführerische, von ihren Mitmenschen unterschätzte „Mafia-Braut“ Violet Corky, Caesar und dem Zuschauer den Kopf. Dabei ergänzen sich die beiden Protagonistinnen perfekt.

Der zuletzt leider nur noch selten in prominenten Rollen besetzte Joe „Pants“ Pantoliano zeigt als knallharter und selbst durchaus clevere Caesar, dem bald die Situation über den Kopf wächst, was für ein grandioser Schauspieler er mit dem richtigen Material sein kann. Christopher Meloni spielt als impulsiv-cholerischer Sohn des Mafiabosses eine mehr als erwähnenswerte Nebenrolle.

Selbst wenn das Herz der Wachowskis nur bedingt an diesem Material hing, ist „Bound – Gefesselt“ ein absolut grandioser Film. Mit kleinen Mitteln ist dem Regie-Duo zum Einstand ein eindrucksvoller Genre-Mix gelungen, der aus all den richtigen Gründen im Gedächtnis bleibt.

Die Situation eskaliert (© Capelight Pictures)

Der Film ist seit dem 20.09.2019 auf DVD und im Mediabook erhältlich.

4,5 von 5 Punkten

 

Bild: Die Aufarbeitung des Materials kann sich durchaus sehen lassen. Selbst wenn die Bilder manchmal ein bisschen weich gezeichnet scheinen, sind Schärfe und Detaildarstellung konstant überzeugend. Die Farben wirken immer natürlich und passend. Kontraste und Schwarzwert hätten ihrerseits noch ein wenig mehr Kraft vertragen. Es bleibt eine charakteristische, leichte Körnung, die den ordentlichen Eindruck abrundet.

4 von 5 Punkten

Ton: Die Blu-ray enthält eine deutsche und eine englische DTS-HD MA 5.1-Tonfassung. Auf der DVD sind beide Sprachfassungen in Dolby Digital 5.1 vorhanden. Es dürfte wohl kaum jemanden überraschen, dass der Film, der zu großen Teilen in einem Gebäude stattfindet, eher frontlastig vertont wurde. Die Dialogwiedergabe lässt keinen Grund zur Beanstandung zu. Allenfalls bei den Gewaltausbrüchen gibt es mal ein paar kleine Effekte auf die Ohren. Dazu sorgt die Musik für ein wneig zusätzliche Räumlichkeit.

3,5 von 5 Punkten

Extras: Das glatte, kühl-stylische Artwork fängt die Stimmung des Films passend ein. Im Inneren befindet sich das gewohnte 24-Seiten-Booklet mit Film-Stills und Texten von Daniel Wagner. Auf den Discs sind ein Audiokommentar von zahlreichen Beteiligten, Interviews mit Jennifer Tilly und Gina Gershon (27 Minuten), Joe Pantoliano (14 Minuten), Christopher Meloni (10 Minuten) sowie Kameramann Bill Pope, Editor Zach Staenberg und Komponist Don Davis (28 Minuten), ein Featurette (5 Minuten) und einige Trailer als Bonusmaterial vorhanden.

4 von 5 Punkten

Gesamt: 4 von 5 Punkten


Quelle: HD Retro Trailers, YouTube

Bound - Gefesselt

Originaltitel:Bound
Regie:Lana & Lilly Wachowski
Darsteller:Jennifer Tilly, Gina Gershon, Joe Pantoliano
Genre:Thriller
Produktionsland/-jahr:USA, 1996
Verleih:Capelight Pictures
Länge:109 Minuten
FSK:ab 16 Jahren

Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Capelight Pictures

Verfasst von Thomas.

 

Zuletzt geändert am 22.10.2019
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