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Review: I’m a Cyborg, But That’s Ok (2-Disc Limited Collector’s Edition)

Das Blu-ray-Cover von “I’m a Cyborg, But That’s OK” (© Capelight Pictures)

Inhalt: Nach dem Verlust ihrer Großmutter wird Young-goon (Su-jeong Lim) in eine Anstalt eingeliefert, da sie sich für einen Cyborg hält. Dieser Wahn ist besonders gefährlich, da sie sich weigert zu essen, um ihr Getriebe nicht zu beschädigen. Il-sun (Rain) ist ebenfalls Patient auf der Station. Er hat panische Angst sich aufzulösen, weswegen er sich immer Charakterzüge von seinen Mitmenschen klaut. Da sie schon ziemlich träge und geschwächt ist, möchte Young-goon schnell zum perfekten Cyborg werden: Il-sun soll ihr Mitgefühl stehlen. Doch schon bald beginnt der Kleptomane, sich noch für mehr an seinem freiwilligen Opfer zu interessieren.

 

Kritik: Der Südkoreaner Park Chan-wook ist zweifelsohne einer der großen Namen des asiatischen Kinos. Vor allem seine Rache-Trilogie „Sympathy for Mr. Vengeance“, „Oldboy“ und „Lady Vengeance“, die zwischen 2002 und 2005 erschien, machte ihn weltweit bekannt. Nachdem er 2013 mit der stilsicheren Hitchcock-Hommage „Stoker“ einen Ausflug nach Hollywood machte, drehte er 2016 den vielfach preisgekrönten „Die Taschendiebin“ in heimischen Gefilden. Kurz nach dem Ende seiner dunklen Rache-Filme hatte er 2006 wohl erst einmal Lust gehabt, einen komplett anderen Stil auszutesten. In dieser verspielten Fantasy-Comedy-Romanze lässt der Regisseur alles an Experimentierfreude von der Leine, was er sich scheinbar über längere Zeit aufgebaut hatte. Das führt zu einem äußerst ungewöhnlichen, aber auch ziemlich unausgewogenen Film.

 

Ist Young-goon wirklich ein Cyborg? (© Capelight Pictures)

In seinen besten Phasen ist „I’m a Cyborg, But That’s Ok“ faszinierend, herzlich und auf beste Weise schräg. Schon die Titelsequenz ist absolut unvergesslich. Dann sind die Tonwechsel aber wieder derart abrupt, dass sich der Film hier selbst auf den Füßen steht. So werden viele tolle Ideen nicht konsequent weitergeführt. Zwischen kuriosen Charakteren, vollkommen durchgeknallten Tagträumen und einer zarten Romanze gelingt es nur bedingt, den harten Boden der Realität mit dem Geschehen in Einklang zu bringen. Wie es aus den Filmen von Park Chan-wook bekannt ist, sind die Darstellerleistungen überzeugend.

Su-jeong Lim ist schon physisch für ihren Part enorm in Vorleistung gegangen. Sie hat sich (laut imdb) auf 39 Kilo heruntergehungert, um in ihrer Rolle glaubhaft zu sein. Auch ansonsten liefert sie einen angemessen sonderbaren Auftritt, der gut funktioniert. Ähnliches gilt für Rain, der als Vorzeige-Dieb mit Identitätsproblemen sein Mitgefühl entdeckt. So geben die beiden ein sympathisches – wenn auch kurioses – Duo.

Die knallig bunte Kombination von „Einer flog über Kuckucksnest“ und „Die fabelhafte Welt der Amelie“ findet ihren Ton nie wirklich. Allein schon deswegen ist „I’m a Cyborg, But That’s Ok“ ein ganzes Stück von den besten Werken des Regisseurs entfernt. Dabei bietet der Film aber so viel Herz, Können und schrille Kreativität, dass hier abseits des Mainstream ein sehenswerter Beitrag im Subgenre entstanden ist.

Young-goon und Il-sun funken auf einer Wellenlänge (© Capelight Pictures)

Der Film ist ab dem 13.07.2018 auf DVD und in der 2-Disc Limited Collector’s Edition im Mediabook erhältlich.

3,5 von 5 Punkten

 

Bild: Die bonbonbunten Farben wurden schön auf die Blu-ray transferiert. So gibt es einen bewusst etwas surrealen, aber absolut passenden Look. Schärfe und Detaildarstellung sind durchweg recht ordentlich – ohne große Ausreißer nach oben oder unten. Auch die Einstellung der Kontraste und des Schwarzwerts ist gelungen. Bis auf ein gelegentliches, nicht sonderlich störendes Rauschen ist die Präsentation sauber und ruhig.

4 von 5 Punkten

Ton: Der deutsche und der koreanische DTS-HD MA 5.1-Ton bieten auf der Blu-ray einen insgesamt überzeugenden HD-Klang. Die Dialoge sind immer deutlich priorisiert und gut verständlich. Bei den Fantasien der Protagonistin werden durch surrende Maschinenrädchen und vergleichbare Effekte die äußeren Boxen mit einbezogen. Auch die Hintergrundgeräusche in der Nervenheilanstalt und die Musik sorgen für gelegentliche räumliche Aktivität.

4 von 5 Punkten

Extras: Das Mediabook kommt in einem gut passenden Grünton mit deutlich hervorgehobenen Figuren und der Title Card. Im gewohnt vielseitigen 24-Seiten-Booklet wurden dieses Mal Texte von Marco Heiter beigesteuert. Die Beiträge „Kein Mitgefühl: Interview mit Park Chan-wook“ (12 Minuten), „Keine Traurigkeit: Making of“ (20 Minuten), „Keine Sehnsucht: Interview mit Lim Soo-jung und mit Jung Ji-hoon“ (18 Minuten), „Kein Hinauszögern wichtiger Dinge: Die Viper Digitalkamera“ (11 Minuten), „Keine Schuldgefühle: Entfallene und alternative Szenen“ (7 Minuten), sechs durchaus interessanten Featurettes unter dem Titel „Keine sinnlose Träumerei“ (53 Minuten) und einige Trailer bieten auf den Discs einen recht ordentlichen Mehrwert zum Film.

4 von 5 Punkten

Gesamt: 3,5 von 5 Punkten


Quelle: Moviepilot Trailer, YouTube

I'm A Cyborg, But That's Ok

Originaltitel:Ssa-i-bo-geu-ji-man-gwen-chan-a
Regie:Park Chan-Wook
Darsteller:Lim Soo-Jung, Rain, Oh Dal-soo
Genre:Drama, Fantasy, Liebesfilm
Produktionsland/-jahr:Südkorea, 2006
Verleih:Capelight Pictures
Länge:107 Minuten
FSK:ab 12 Jahren

Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Capelight Pictures

Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am 13.07.2018
Review: I’m a Cyborg, But That’s Ok (2-Disc Limited Collector’s Edition)

Thomas

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